Hört man genau hin, dann erahnt man etwas Musik im Hintergrund. Doch eigentlich ist es erstaunlich still auf der Schallplattenbörse in Eupen. Da, wo sich alles um die Musik dreht, beugen sich Musikliebhaber konzentriert und wortlos über die riesige Auswahl an Schallplatten.
"Also es sind, glaube ich, 35 Händler heute hier. Ich würde schätzen, dass es auf jeden Fall ein paar 100.000 Tonträger sind." 300.000 Schallplatten, präzisiert Alexander Lauber dann. Er organisiert die Schallplattenbörsen - eigentlich in Deutschland, nun zum ersten Mal in Belgien.
Schon früh sind die ersten Besucher im Alten Schlachthof. Und die stöbern mit ganz unterschiedlichen Motiven durch die große Auswahl.
"Das macht halt Spaß, durch die Kisten zu krabbeln. Das ist halt das Jäger-und-Sammler-Motiv. Man hat so seine Wunschliste, die man abklappert. Aber es ist auch ein guter Zeitvertreib", sagt ein Besucher. "Talking Heads! Die hab ich gesucht und ich suche auch noch mehrere LPs", erklärt ein anderer.
Handgemachte Musik
"Ich bin nicht unbedingt auf der Suche nach speziellen Platten. Selbst wenn ich mir jetzt hier eine Deutsch-Punk-Platte herausgesucht habe. Aber die suche ich für meinen Vater unter anderem. Ich bin auch mit ihm vernetzt am Telefon. Wir versuchen hier, ein paar Sachen zu finden, die wir noch nicht haben. Und schauen, was es vor allen an Original-Pressungen gibt", sagt ein Sammler.
In Zeiten von Musik-Streaming erstaunt es auf den ersten Blick, dass ein altes analoges Medium so beliebt ist. Warum ist das so? Wir fragen bei Björn Brust nach. Er ist einer der Plattenhändler und sollte es wissen. "Soll ich das jetzt ehrlich beantworten? Ich finde, was so rausgekommen ist in den letzten zehn Jahren ist nur Elektro. Da ist kein Gesang, keine Gitarre. Die haben einfach Bock auf richtige handgemachte Musik. Und nicht nur auf 'einmal Synthesizer an und fertig'."
Sodass auch junge Menschen auf der Suche nach Platten der Beatles, Rolling Stones oder von Tina Turner sind. Doch Björn Brust muss auch das aktuelle Musikgeschehen im Blick halten. Viele Bands entscheiden sich auch heute, ihre Musik auf Vinyl pressen zu lassen.
Gerade durch Corona habe die Plattenindustrie nochmal einen Aufschwung erlebt, meint Organisator Alexander Lauber. Er versteht den Flair hinter dem Schallplattenboom. "Also ich glaube, dass es viele Leute interessiert, eine Schallplatte in der Hand halten zu können. Sie auszupacken. Das Ganze drumherum auch. Nicht nur die Musik, auch das Cover, das ist ja auch Kunst. Und dann die Platte aufzulegen, entsprechend Musik zu hören. Und ich glaube, das ist ein Reiz, den viele Leute für sich entdeckt haben."
Und was sagen diejenigen, die mitunter ganz schön viel Geld für alte und neue Musik in die Hand nehmen? "Man hört bewusster, das Streaming konsumiert man nicht, das läuft im Hintergrund. Und bei einer Platte nimmt man sich die Zeit, die zu hören."
"Es ist einmal das Visuelle, das Auditive. Es ist etwas für Sammler und Liebhaber. Und es hat den Vintage-Touch, den wir als Spotify-Generation ja auch suchen", erklärt einer der Besucher. "Ich habe erst vor sechs Monaten ein Plattenspieler gekauft. Ich hatte viele CDs, so 3.000. Und jetzt habe ich beschlossen, Platten zu kaufen. Weil der Sound wärmer ist, es macht mehr Spaß, sie auszupacken, darin zu lesen, das hat man bei CDs viel weniger", so eine andere Begründung.
"Das bringt mir viel Spaß. Ich werde zwei Stunden hier bleiben. Vielleicht finde ich 20, 30 Platten. Und dann habe ich Spaß, mir die anzuhören."
Und wenn auch Sie Spaß an Schallplatten haben: Bereits jetzt steht fest, dass es auch eine nächste Ausgabe der Schallplattenbörse geben wird. Ebenfalls im Alten Schlachthof, am 28. Oktober.
Andreas Lejeune
Schade das man so etwas immer nur im Nachhinein hier erfährt. Dann ist es zu spät. Für den Sammler als auch für den Anbieter.
Hallo liebe Jäger und Sammler,
Wir können stolz darauf sein das die Schallplatte niemals ganz unter gegangen ist und ich hoffe das bleibt auch so.
Ich bin Platten Fan seit über 50 Jahren und bleibe auch dabei.
Die CD ist gut für unterwegs, z. B. auf Reisen im Auto oder so aber eins steht fest, bei guter Pflege kann man Vinyl in 100 oder sogar 500 Jahren immer noch hören, alles digitalen Medien sind dann bereits blind, sagt man so.
Ich finde die Schallplatte gehört ins Weltkulturerbe es ist einfach schön sie zu hören, einfach anders.
Ich sag immer wenn man mich auf dem Flohmarkt sucht, fast immer bei den Schallplatten oder Büchern. 😁
MfG ein treuer Schallplatten Fan.
dem kann ich nur beipflichten . eine Information via Mail wann und wo solche Börsen stattfinden wäre so schön gewesen .
Bester Gruß Sven
Leider musste ich beim Letzten Umzug meine Sammlung ca 4000 Stück verkaufen. Es waren viele Raritäten darunter. Ab da ich vorher noch einen neuen Plattenspieler gekauft hatte, fange ich mit 70 Jahren noch einmal an. Allerdings liegt der Fokus auf seltenen Scheiben.
Mir war immer klar das Vinyls nicht totzukriegen sind.
In diesem Sinne, Rock on.