Löten ist eine der leichtesten Aufgaben von Lehrer Etienne Simar. Hier in der Abteilung für Informatik-Elektronik am Robert-Schuman-Institut in Eupen werden viel kompliziertere Sachen gemacht - so zum Beispiel ein Roboter-Arm. "Er funktioniert mit myoelektrischem Sensor und wenn man den Muskel zusammenzieht, schafft man eine myoelektrische Spannung und es wird mit dem System übersetzt in Bewegungen."
Seit 32 Jahren unterrichtet der studierte Elektronik-Informatiker am RSI. Regelmäßig werden Etienne Simar und seine Schüler mit Preisen ausgezeichnet. "National oder lokal. Wir nehmen an Wettbewerben teil und sind sehr bekannt."
Safia arbeitet an einer intelligenten Brille für Blinde. "Ich arbeite an zwei Dingen: Einmal trainiere ich ein neues Netzwerk, das bestimmte Dinge erkennt - Stufen, Ampeln und so weiter. Und die andere Sache ist die Spracherkennung. Das ist das Hauptsteuerelement für diese Brille." Künstliche Intelligenz und maschinelles Sehen faszinieren die 16-jährige Safia. "Vision Assist" soll die Brille heißen. Im Mai muss die Abschlussarbeit für das Abitur fertig sein.
Auch Marvin tüftelt an seiner Endarbeit. Er entwickelt einen "automatisierten Hühnerstall". "Alle Komponenten werden so angepasst, dass der Halter so wenig wie möglich machen muss und dass trotzdem noch das Tierwohl hoch gehalten wird und auch noch die Produktivität, dass sie so viel Eier wie möglich legen." Dazu orientiert sich Marvin an wissenschaftlichen Daten: 14 Stunden Licht brauchen Hühner für ideale Legebedingungen. "Das Licht geht um 7 Uhr morgens an und es geht um 9 Uhr am Abend aus. Das habe ich programmiert."
Philip war schon als Kind ein echter Tüftler. Er programmiert ein "Smarthome-System". Dabei legt er den Fokus auf Sicherheit: Um vor Hackerangriffen geschützt zu sein, verzichtet er soweit es geht auf Funkverbindungen. Eine Arbeit, die ihn fasziniert. "Man braucht auf jeden Fall logisches Verständnis für Programmierung. Das sieht zuerst ein bisschen kompliziert aus. Wenn man sich da ein bisschen reintüftelt, ist es eigentlich ziemlich flott."
Ganz praktisch einsetzbar ist jede Entwicklung aus dem RSI-Labor. William arbeitet an einem "automatischen Tablettenspender". Luc programmiert ein schlaues System für Solarstrom. "Smart Energy System", so der Titel seines Projekts in Kooperation mit dem Stromnetzbetreiber Ores.
"Ich versuche, so oft wie möglich Kontakt mit der Industrie zu haben. Mit ehemaligen Schülern, die im Betrieb sind. Und es ist sehr wichtig, so nah wie möglich bei der Industrie zu sein. Sonst passiert was? Es entsteht ein Graben zwischen dem Unterricht und den Bedürfnissen der Industrie", so der Lehrer.
Auch die Firmen suchen den Kontakt zur Schule. Gefragt sind Praktikanten und Lehrlinge. Doch nicht immer kann Etienne Simar helfen, denn es gibt viel zu wenig Schüler. "Es ist sehr traurig. Alle Firmen suchen Informatiker und Elektroniker. Vielleicht gibt es nicht genügend Werbung. Warum gibt es nicht genügend Schüler? Ich habe keine Antwort. Ich hoffe, es ändert sich sehr schnell."
Fünf Schüler machen in der Abteilung Elektronik-Informatik in diesem Jahr ihr Abitur. Im 5. Jahr sind nur zwei eingeschrieben. Mädchen sind besonders selten: Alle drei Jahre sei mal eines dabei.
Der Fachbereich gilt als besonders kompliziert. Doch Lehrer Etienne Simar sieht das anders: Im Mittelpunkt stehe die Kreativität. Der Erfolg seiner Absolventen gibt ihm Recht. "Ich versuche, meinen Job mit Herz zu machen und ich bekomme die Energie von meinen Schülern. Ganz einfach."
Journalisten für einen Tag: Maaike Kappert und Pascal Nettersheim vom RSI Eupen