Toni Wangen ist Landwirt aus Ouren. Das große Feld, auf dem er den besonderen Fund machte, hat er schon mehr als 20 Mal gepflügt. Vor drei Wochen lief die Arbeit aber nicht so rund wie sonst. "Der Pflug blieb hängen. Ich wollte eine neue Steinsicherung montieren und dann habe ich gesehen, dass der ganze Pflug verzogen war. Auch die Scharen waren abgerissen", so Wangen. "Dann habe ich ein bisschen gebuddelt und bin auf etwas gestoßen. Anschließend habe ich die Polizei angerufen und gesagt, dass ich etwas vom Krieg gefunden habe."
Zuerst dachte die Polizei der Zone Eifel, dass es sich um eine Bombe handelt. Der Minenräumdienst aus Brüssel rückte also an und gab Entwarnung. Mittlerweile ist klar: Es handelt sich hier um einen Motor eines Lancaster-Bombers. Die Lancaster war ein Militärflugzeug der Royal Air Force, das im zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam. Sieben Personen waren pro Lancaster an Bord. Vier Rolls-Royce-Motoren trieben das rund 20 Meter lange Flugzeug an, das eine Spitzengeschwindigkeit von 440 km/h erreichen konnte.
Das Flugzeug war Teil eines Geschwaders, das den Auftrag hatte, das Opel-Werk in Rüsselsheim zu bombardieren. In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1944 wurde eines der Flugzeuge zwischen Ouren und Weiswampach abgeschossen. "Die deutschen Nachtjäger haben diese Operation natürlich mitbekommen und sind den Flugzeugen entgegengeflogen. Hier über Ouren ist ein Flugzeug getroffen worden", erzählt Klaus-Dieter Klauser vom Geschichtsverein Zwischen Venn und Schneifel. "Die Nachtjäger hatten die Angewohnheit, unter die Flugzeuge zu fliegen und mit ihren schrägen Kanonen - schräge Musik heißt die Waffentechnik - auf die Flugzeuge zu schießen. Die Lancaster-Bomber konnten diese Flugzeuge nicht sehen und so ist dieses Flugzeug hier getroffen worden."
Die Lancaster hatte die ganze Bombenlast noch an Bord. Sechstausend Kilogramm Sprengbomben, die für Rüsselsheim bestimmt waren. Beim Aufprall ist das Flugzeug explodiert und die Trümmer wurden über das gesamte Areal verteilt. "Die Piloten dieses Flugzeugs haben den Absturz nicht überlebt. Es waren sechs Neuseeländer und ein Engländer. Sechs von den Besatzungsmitgliedern sind hier verstümmelt gefunden worden. Das siebte Besatzungsmitglied ist mit einem Fallschirm im Baum hängen geblieben und auch gestorben", so Klauser.
Einer, der den Absturz mit eigenen Augen gesehen hat, ist der 90 Jahre alte Ourener Johann Waxweiler. Er erinnert sich sehr gut an den Moment. "Wir standen hier und auf einmal kam das Geräusch. Ein brennendes Flugzeug flog über uns hinweg. Wir dachten, es würde nicht mehr über den Berg kommen und da ist es dann explodiert. Da oben brannte alles. Wir hatten auch noch Getreide da, das auf Häufchen zusammen lag. Das ist alles verbrannt."
Ein paar Felder weiter wurde eine zweite Lancaster abgeschossen. Den Absturz überlebte eines von den sieben Besatzungsmitgliedern. An die beiden Abstürze erinnert das Lancaster-Denkmal, das sich ganz in der Nähe von Toni Wangens Acker befindet.
"Ich denke, dass man heute noch immer wieder mit Kriegsgräueln konfrontiert ist. Das war vor 80 Jahren nicht anders", sagt Klaus-Dieter Klauser. "Es ist wichtig für die Leute, die hier leben, die die Zeit nicht erlebt haben, dass es Erinnerungsorte gibt. Auch um sich bewusst zu machen, dass der Frieden nicht selbstverständlich ist."
Mit den gefundenen Trümmerteilen der Lancaster kann Landwirt Toni Wangen nichts anfangen. Er wird die Überreste des Motors einem Museum aus Ensival zur Verfügung stellen.
Dogan Malicki
Mögen sie in Frieden ruhen.