Zem Vekt Blevt Zem Vekt - das galt auch schon vor vielen Jahrzehnten. 1955 war Barbara Schaus-Kesseler - genannt Bäby - Pagin bei dem St. Vither Prinzen Karl Schiffer. Jetzt, fast 70 Jahre später, lebt sie im Seniorenheim. Karnevalistin ist sie aber geblieben. Luftschlangen und Karnevalsorden dekorieren ihr Zimmer. Unzählige Fotografien zeigen Bäby als junge Karnevalistin. So etwa 1955 bei einer Feier im Saal Even. Lange vor dem Triangel war das die "Event-Location" in St. Vith.
Aber auch die Vegder Kneipen wurden unsicher gemacht. "Da war es so, dass man von einer Wirtschaft in die andere ging: da gab es 24 Wirtschaften. Jeder andere Jeck kaufte ein Passe-Partout für sieben Franken, aber wir kamen überall umsonst rein", erinnert sich Bäby Schaus-Kesseler. 24 Kneipen statt wie heute eine Hand voll… Auch Barbara selbst stammt aus einer Wirtsfamilie. Das Café Kesseler ihrer Eltern stand in der St. Vither Ortsstraße. "Meine Mutter hat es nicht genossen, aber ich war immer dabei."
Sogar nach dem Krieg durfte Karneval nicht fehlen. Bäby war damals als Kind dabei. "Mein erstes Foto ist von 1947: da waren wir Kinder verkleidet auf dem Viehmarkt. 1948 war der erste Zug und die wurden immer schöner und größer. Der Prinzenwagen war immer super schön."
Noch schöner als Pagin zu sein war für Bäby das kommende Angebot: Sie wurde 1956 Funkemariechen. "Ich hatte immer davon geträumt. Ich war so glücklich. Und dann habe ich auch als erstes Funkemariechen mit meinem Tanzoffizier Ralph Gillesen einen Funkentanz gemacht. Und wenn ich heute noch Menschen von früher begegne, die sprechen noch davon. Er nahm mich auf die Schulter. Es gab auch viele Schritttänze mit Drehungen. Und mit Not habe ich am Ende den Spagat hinbekommen."
Das Tanzen ist Bäby im Blut - Walzer und Tango hat sie sich selbst beigebracht. Sie erinnert sich an den ein oder anderen Paartanz - einmal auch mit dem Historiker Bernhard Willems. In der nach ihm benannten Straße lebte Bäby übrigens lange Zeit. Getanzt wurde auf Marschmusik oder Kölner Karnevalslieder.
Nach Bäbys Zeit in der Garde war sie eine richtige Möhnen-Pionierin: Sie gründete den Möhnen-Verein - inklusive eigener Kappensitzung. Aber auch beim Straßenkarneval ging es rund. "Vertreter aus Lüttich kamen extra hier hin, für sich zu amüsieren." Aber nicht immer konnte Bäby dabei sein. In 88 Jahren kannte sie auch gesundheitliche Rückschläge.
Jetzt, im Seniorenheim, knüpft sie an ihre karnevalistische Vergangenheit an. Als Senioren-Obermöhne durfte sie die anderen Altweiber am Möhndonnerstag begrüßen. "Ich bin hier gerade angekommen und werde jetzt schon Obermöhne… Das hätte ich nicht erwartet. Ich freue mich sehr, den alten Schwung zu erleben. Es ist toll toll toll, nochmal seine Vergangenheit aufzuwecken."
Tanzen wie früher ist nicht mehr drin - aber Bäbys Tanzgene hat Enkelin Janina als Showdancerin geerbt. Und der St. Vither Karneval liegt Bäby auch mit fast 11x8 Jahren noch am Herzen. In diesem Sinne blejvt Zem Vekt Zem Vekt.
Raffaela Schaus
Die lebenslustige Bäby ist uns allen ein Vorbild. Ihre optimistische Einstellung hat sie trotz einer Leukämie bewahrt. Jetzt bringt sie Stimmung und Freude ins Seniorenheim St.Vith. Vielen Dank für diese schöne Reportage!
Herzlichen Glückwunsch 🤗für diese schöne Reportage, wunderschöne Fotos, alles Liebe, bleibe gesund, wir sehen uns 👍Maria und Victor wiesemes