Die Geschichte von Tihange geht fast ein halbes Jahrhundert zurück. 1975 begannen die Bauarbeiten am Ufer der Maas. Knapp acht Jahre später wurde 1983 Block 2 des Atomkraftwerks in Betrieb genommen.
Nun, nach 40 Jahren Betrieb und 20 Jahre nach der Entscheidung zum Atomausstieg, wird das Ende von Tihange 2 eingeleitet, wie Betriebsdirektor Rikkert Wyckmans erklärt. "Das ist etwas, das wir sehr gut kennen. Das machen wir jedes Jahr für die Arbeiten, die anfallen. Für jede Revision legen wir das Kernkraftwerk still, sodass wir das sehr gut kennen."
Nicht nur aufgrund von Routinekontrollen musste Tihange 2 regelmäßig stillgelegt werden. Hinzu kamen unplanmäßige Ausfälle. 2012 löste die Nachricht um Risse im Reaktordruckbehälter euregional Proteste aus. Auch in den Jahren danach demonstrierten immer wieder Menschen gegen den Weiterbetrieb, so auch 2017 mit einer fast 90 Kilometer langen Menschenkette.
"Zuallererst bin ich stolz, dass wir Tihange 2 40 Jahre lang sicher betrieben haben. Wir, das Personal, haben immer alles gemacht. Auch bei jeder Unregelmäßigkeit haben wir das Kernkraftwerk manuell oder automatisch stillgelegt, wenn es notwendig war. Nicht eine Unregelmäßigkeit hat einen negativen Einfluss gehabt auf die Umwelt."
Die Stilllegung ist nun beschlossene Sache. Dadurch hört der Betrieb in Tihange aber nicht von einem auf den anderen Tag auf. Viele der 1.000 vor Ort beschäftigten Mitarbeiter werden in den Rückbau des Kernreaktors einbezogen. "Das sind verschiedene Aktivitäten, die beispielsweise mit der Reinigung zu tun haben. Das Kühlwassersystem vom Reaktor wird gründlich gereinigt. Es gibt auch noch andere Systeme, um die Zentrale dann sicher abzubauen. Die Systeme müssen vor dem Abbau erst sichergestellt werden."
Abschaltung bis 2027
Die definitive Abschaltung braucht Jahre - 2027 soll sie abgeschlossen sein. Dazu gehört auch, die Brennstäbe zuerst in Kühlbecken und dann in speziellen Bunkern auf dem Gelände zwischenzulagern. Ein Endlager ist noch nicht gefunden. Erst nach diesem Schritt und der Dekontamination kann der Abbau stattfinden.
Der Abbau folgt einem klaren Zeitplan. "Für die definitive Stilllegung und den Abbau zusammen muss man etwa mit 15 Jahren rechnen, es wird also 2036 bis 2040. Man muss mit ungefähr einer Milliarde Euro pro Reaktor rechnen. Insgesamt ist genug Geld dafür vorgesehen, für den kompletten Abbau und die Entsorgung der Abfälle."
Tihange 2 produzierte nach Betreiberangaben seit dem Netzanschluss 270.000.000 Megawattstunden Strom. Das entspricht dem belgischen Energieverbrauch von insgesamt drei Jahren. Strom, der nun anderweitig produziert werden muss. "Die Sicherheit von Strom im Land ist in der Verantwortung von Elia und der Regierung. Aber wir machen das Notwendige, um dabei zu helfen."
In Belgien sind damit noch fünf Atomreaktoren am Netz. Tihange 2 gehört nun nicht mehr dazu.
Andreas Lejeune
Und für einen reellen Ersatz hat die grün orientierte Politik zu lange geschlafen.