Der Verkehr rollt - und es wird nicht weniger: Alleine zwischen 2008 und 2020 gab es in Belgien ein Plus von 18 Prozent. Trotzdem sollen die Klimaziele erreicht werden. Ein Baustein hin zu weniger CO2-Ausstoß soll die Elektromobilität sein. Dafür sieht die Wallonische Region bis 2026 den Bau von 5.700 öffentlichen Ladestationen vor. 15 Millionen Euro sind dafür im Haushalt vorgesehen.
"Für die Gemeinden kostet das nichts. Das, was die Gemeinden machen müssen, ist, einen Parkplatz zur Verfügung stellen", erklärt Anne Kelleter, Ecolo-Regionalabgeordnete im Wallonischen Parlament. "Es gibt die Möglichkeit, dass diese Stationen von einem privaten Betreiber verwaltet werden. Und damit die Gemeinde auch etwas davon hat, könnte man darüber nachdenken, dass die Gemeinde auch eine kleine Miete bekommt."
"Das ist aber alles noch nicht in trockenen Tüchern. Bis jetzt sicher ist, dass die Wallonische Region Geld zur Verfügung stellt und dass es die Gemeinden außer diesen Parkplatz nichts kostet. Und das ist doch was Gutes, was man mitnehmen sollte."
Es geht darum, Infrastruktur zu schaffen, um den Wechsel vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität zu ermöglichen. In allen neun Gemeinden der DG liegt der Bau der Ladestationen in diesen Tagen auf dem Tisch, so auch in Lontzen. Drei Standorte hat die Gemeinde festgelegt. Ladestationen soll es in Herbesthal an der Mehrzweckhalle, in Lontzen in der Nähe der Kirche und auch in Walhorn im Ortskern geben.
Der Bürgermeister von Lontzen, Patrick Thevissen, erklärt: "Wir sind im Verbund mit den anderen Gemeinden und der Wallonischen Region dabei, ein Netz aufzubauen, wo eine Speisung für vorgesehen wird. Technisch wird das mit den Netzbetreibern von Ores organisiert."
"Aber am Ende des Tages stellt sich tatsächlich die Frage: Wenn wir hier in Lontzen drei Ladesäulen haben, dann wird sich dafür der Strom wahrscheinlich noch finden. Aber wenn auf dem ganzen Gebiet Belgiens deutlich mehr Ladesäulen überall stehen sollen, ja irgendwo soll das ja alles herkommen. Und diese Frage ist noch nicht schlüssig beantwortet."
Insgesamt sollen 44 öffentliche Ladestationen in der DG gebaut werden, mit einer Ladeleistung von elf Kilowatt. Mehr gibt das Netz aktuell nicht her. Bis Mitte Februar sollen die DG-Gemeinden der Wallonischen Region Rückmeldung geben, ob sie dabei sind oder nicht.
Lontzen gibt grünes Licht. Auch wenn der erste Schöffe der Gemeinde, Yannick Heuschen, sich bei der Abstimmung im Gemeinderat enthalten hat. Der Ecolo-Mandatar ist mit dem Konzept seines Ecolo-Ministers in Namur nicht ganz einverstanden. "Problem dabei ist nur, dass der Privatsektor da einschreiten müsste, das heißt, Investitionen tätigen müsste, die er aber nicht tut, weil es zumindest im Moment nicht profitabel ist, wohl wissend, dass es der Sektor ist, der sich im letzten Jahr die Taschen voll gemacht und Dividenden ohne Ende herausgeholt hat. Zu verstehen, warum sie das Geld für so etwas nicht haben, ist für mich schwierig nachzuvollziehen."
Parteikollegin Anne Kelleter stellt klar: "Warum macht das die öffentliche Hand? Weil die öffentliche Hand so sicherstellen kann, dass ländliche Zonen, wie auch die DG, da nicht benachteiligt werden. Ein privater Investor würde solche Stationen auf die am meisten befahrenen Achsen setzen. Und da würden die ländlichen Gemeinden rausfallen."
Ziehen alle Gemeinden der DG prinzipiell mit dem Projekt mit, soll ein Betreiber für die Ladestationen gesucht werden. Die DG tritt dann als Koordinator auf. Bis 2026 sollen die Ladestationen am Netz sein. Der Zeitplan ist sportlich, muss er jedoch auch sein. Schließlich lautet das Klimaziel: Reduzierung der CO2-Emissionen um 50 Prozent bis 2030.
"Ich denke, das passiert mit Sicherheit zu spät. Wie bei vielen anderen Themen auch hat die Politik in den letzten Jahrzehnten geschlafen, was das Thema Energiewende angeht", sagt die Ecolo-Regionalabgeordnete. Jetzt soll es also voran gehen. Auch wenn es für die volle Ladung noch nicht ganz reicht.
Simonne Doepgen