Alle Eltern kennen wahrscheinlich Situationen, in denen sie total überfordert sind. Das Kind will nicht schlafen, nicht essen oder weint nur. Da hilft es, sich mit anderen Eltern auszutauschen und festzustellen: So geht es jedem mal.
Genau dieses Ziel verfolgt das Elterncafé in der Eupener Unterstadt. Hier sollen Eltern von ihren Erfahrungen berichten und ihre Fragen los werden. Das Pilotprojekt von Kaleido Ostbelgien läuft seit Oktober und hat jetzt Zwischenbilanz gezogen.
Jeden Montag kommt eine kleine Runde von Eltern im Viertelhaus Cardijn zusammen. Währenddessen sind die Kinder in der Krabbelgruppe. Das Elterncafé ist Teil der Eltern-Kind-Bildung von Kaleido. Zwei Mitarbeiterinnen beantworten in lockerer Runde Fragen rund um Kinder, Kindererziehung und das eigene Wohlbefinden.
Eltern bestimmen die Themen
Die Themen variieren dabei, erklärt Anna Haselbach von Kaleido Ostbelgien: "Das geht von: 'Oh Gott, mein Kind kommt in den Kindergarten und ist noch nicht trocken.' Der Druck wird immer größer und die Frage ist dann 'Was soll ich machen?'." Ziel ist es, die Eltern für ihren Alltag zu stärken.
Jeder soll offen seine Probleme oder Fragen ansprechen können. Chourouck Jaacoubi ist von Anfang an dabei. "Ich bin da sehr offen und nehme gerne Hilfe an. Aber ich glaube manche Eltern müssen sich da überwinden. Weil man muss da schon über seinen Schatten springen und ehrlich sein, um Hilfe zu bekommen."
Die junge Frau hat einen fast dreijährigen Sohn. Und nimmt jedes Mal sehr viel mit nach Hause nach den Treffen. "Ich bin tatsächlich verzweifelt hier angekommen. Und hier wurde mir so viel Druck genommen und Unterstützung geboten. Ich sehe das auch allgemein im Alltag mit meinem Kind, dass der Alltag viel entspannter läuft."
Kostenloses Angebot
Jeder kann zum Elterncafé kommen. Die Teilnahme ist kostenlos. Pro Teilnahme erhalten die Eltern einen Stempel. Bei vier Stemplen gibt es einen 25-Euro-Bildungsgutschein, der in lokalen Geschäften oder Vereinen eingelöst werden kann. So sollen unter anderem die Hobbys der Kinder unterstützt und gefördert werden.
Am Montag stand das Thema Schlaf auf dem Programm. Braucht es eine feste Abendroutine? Und wie viel Schlaf brauchen Kinder eigentlich? Das Thema ist in der Vorwoche von den Teilnehmern selber bestimmt worden. Kaleido hat es daraufhin vorbereitet, erklärt Anna Haselbach: "Es ist nimmt schon sehr viel Zeit in Anspruch. Man findet sehr viele Infos in Fachbüchern, aber das dann herunterzubrechen und alltagstauglich zu erklären ist ein bisschen schwierig manchmal."
Ort der Begegnung
Kaleido ist für das Pilotprojekt dorthin gegangen, wo die Menschen zusammen kommen: ins Viertelhaus Cardijn. "Ich war sofort Feuer und Flamme, als Kaleido auf mich zugekommen ist. Wir haben hier Menschen, die Hilfe brauchen und Fragen stellen. Wir sind ein Ort der Begegnung und wollen voneinander lernen. Und da kam dieses Projekt wie gerufen", so Bianca Croé vom Viertelhaus.
Im Frühjahr endet das Pilotprojekt, das von der Regierung der DG finanziell unterstützt wird. Im Juni soll es evaluiert werden. Geht es nach den Organisatoren, kann das Projekt gerne weiter gehen: "Weil wir einfach festgestellt haben, dass das sehr zufriedenstellend für uns aber auch für die Teilnehmer ist", sagt Anna Haselbach. "Das ist ein tolles Gefühl, wenn man weiß, man kann etwas bewirken, das kommt bei den Leuten an."
Lena Orban