In der "Brousse", im kongolesischen Buschland westlich von Kinshasa, liegt Gombe-Matadi. Die Schule ist wie ein kleines Dorf gebaut mit Häusern rundherum für die Entwicklungshelfer und Arbeiter, die in der Kolonialzeit hier noch im Einsatz waren.
Anfang der 30er Jahre gegründet, gehörte das ehemals katholische Institut zu den besten Schulen des Landes. "Da kamen Schüler aus Kamerun, aus Kinshasa, alle kamen zum ITAV Gombe-Matadi, weil die Schule ein hervorragendes Niveau hatte", erklärt Dorothea Peters.
"In den 90er Jahren ist sie sozusagen vom kongolesischen Staat ausgeraubt worden. Die Belgier sind weggeschickt worden. Und dann sind Laien als Schulleiter eingesetzt worden, und die haben die Schule ausgeplündert."
Die Schule, die einst mit eigener Wasserversorgung und Brunnen das ganz Dorf versorgte, hat jetzt nicht einmal mehr fließendes Wasser. "Wir sind ja in der Regenzeit angekommen. Es wurden Bütten und Fässer aufgestellt, um das Wasser aufzufangen. Sie gehen über einen Kilometer zu Fuß, um Trinkwasser zu holen." Davon haben sich Dorothea Peters und ihre Kollegin Petra Schneiders bei ihrem dreiwöchigen Aufenthalt ein Bild machen können.
In einem ähnlichen Zustand muss auch der verstorbene Bischof Aloys Jousten die Schule gesehen haben. Nach seinem Besuch im Kongo regte er die Schulpartnerschaft mit dem ITAV an. Seitdem unterstützt die BS St. Vith das Institut im Kongo - durch verschiedene Benefizaktionen.
Mittlerweile hat die Schule in Gombe-Matadi einen neuen Direktor. Sein großer Wunsch ist eine neue Wasserversorgung - auch um wieder mehr Schüler für das Internat anzulocken, das zurzeit nur acht Schüler beherbergt. "Im Internat haben sie nur ein Dach über dem Kopf. Das Essen müssen sie selbst mitbringen. Das war früher nicht so. Es gab einen richtigen Speisesaal. Jetzt versuchen sie, es wieder aufzubauen", erklärt Dorothea Peters.
Mangelhafte Ausstattung
In das Gebäude wurde in den vergangenen Jahren gut investiert, stellten die Lehrerinnen bei ihrem Besuch fest. Aber die Ausstattung lasse zu wünschen übrig. "Die Tafel ist so rau, dass die Kreide nach drei Zeilen verbraucht ist. Es gibt nur ein paar veraltete Bücher als Anschauungsmaterial. Ein Schüler hat zwei, drei Hefte. Alles wird von der Tafel abgeschrieben. Es gibt keine einzige Fotokopie."
Nicht zu reden von Digitalisierung - trotz einer gut funktionierenden Internetleitung. Die Laptops, die die BS mitfinanziert hat, werden nicht genutzt, unter anderem weil Lehrer nicht qualifiziert sind. Das Ausbildungsniveau sei sehr unterschiedlich. "Die alten Lehrer sind sehr gut ausgebildet und auch sprachlich auf einem guten Niveau. Die jungen Lehrer sind sprachlich sehr schlecht und pädagogisch nicht so gut ausgebildet."
Jetzt will die BS schauen, wie ein Weiterbildungskonzept aussehen könnte. Die St. Vither Schule unterstützt die Lehrer auch finanziell. Der kongolesische Staat zahle extrem schlecht. Lehrer in der Brousse verdienten die Hälfte von dem, was Lehrer in der Stadt verdienen: 120 Euro im Monat. "Vier Lehrern zahlen wir einen Lohn von 90 Euro im Monat, anstatt dass der Staat das macht. Vom Schulgeld dürfen sie zwar ihr Gehalt aufbessern. Aber das ist theoretisch, denn es bleibt nichts übrig wegen der hohen Kosten."
Agrarabteilung stärken
Rund 100 Schüler zählt die Schule in Gombe-Matadi zurzeit. Die neuen Fächer Mechanik und Bau werden gut angenommen. Wenig Interesse zeigen die Jungen und Mädchen für die Agrarabteilung. Dabei sei diese Ausbildung gerade im Kongo so nötig. Gerade mal acht Schüler sind dafür eingeschrieben. "Sie machen alles mit der Hand. Das ist für die Schüler nicht reizvoll. Sie wollen die Spezialisierung beibehalten, das fehlt. Es wird viel Nahrung importiert. Sie wollen die Agrarabteilung stärken. Eine Piste: das Schulgeld erlassen. Dann kommen vielleicht Schüler."
Das ITAV ist keine gute Schule mehr, stellten die St. Vither Lehrerinnen bei ihrem Besuch im Kongo fest. Aber sie sehen noch viel guten Willen, um wieder eine gute Schule daraus zu machen. Deshalb lohne es sich, weiterzumachen. Aber nicht wie bisher. "Das ist das eine Fazit: Wie können wir unseren Blick auf Afrika ändern?"
"Das andere: Es lohnt sich auf jeden Fall, weiterzumachen. Weil wir das Gefühl haben, mit wenig Unterstützung können sie die Stellschrauben so verändern, dass sie in die Selbstfinanzierung kommen. Und dann ist ein Austausch auf kollegialer Ebene möglich: Wie können wir voneinander lernen?"
Eine materielle Unterstützung der Schule im Kongo soll es nur noch befristet geben, um keine Abhängigkeit zu fördern. Stattdessen wollen sich engagierte Lehrer der BS überlegen, wie eine sinnvolle Entwicklungsarbeit aussehen kann und somit eine Partnerschaft auf Augenhöhe.
Michaela Brück