"Gelungene Umbauten" - ein solches Schild hängt jetzt an sieben ostbelgischen Gebäuden. Eines davon ist das Haus in der Eupener Heggenstraße 53.
1834 wurde es zum ersten Mal urkundlich erwähnt als Lagerhalle für Wolle. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude sogar mal kurzfristig ein Gefängnis, später Schreiner- und Pkw-Werkstatt.
Der heutige Eigentümer ist Fotograf Christian Charlier. Im Erdgeschoss ist sein Fotostudio. Auf der ersten und zweiten Etage wohnt er seit 13 Jahren mit Frau und Kindern. Kein Zufall, sondern ein Herzenswunsch.
"Das war immer meine Vorstellung, so zu wohnen. Wir hatten schon lange Jahre in Nispert so gelebt. Etwas anderes kam gar nicht in Frage. Ich brauche beruflich bedingt große Flächen. Privat ist das eine gewisse Form von Luxus, im Stadtkern zu wohnen."
Das alte Gebäude in circa 750 Quadratmeter Arbeits- und Wohnraum umzubauen, hat natürlich seine Tücken. Vieles musste neu gemacht werden. Einiges hat Christian Charlier selbst gebaut, zum Beispiel die Holztreppe zur ersten Etage.
"Dass da so mancher Schweißtropfen fließt, ist auch klar. Man weiß nicht wirklich, was auf einen zukommt. So ein altes Haus hat aber auch eine Geschichte zu erzählen."
Architekt Gaëtan Lejoly hat das Projekt betreut. So ein Umbau einer alten Substanz habe auch Vorteile, sagt er. "Umbauten sind interessant. Man hat alle Vorgaben vor Ort. Wer auf der grünen Wiese baut, muss sich die Sachen selber überlegen."
Wenn das Endergebnis stimmt, dann sind alle zufrieden, sagt Lejoly. Doch der Weg dahin kann auch steinig sein. Das will der Architekt nicht verschweigen. "Man muss viel Zeit mitbringen. Es kostet natürlich auch Geld. Aber es gibt eigentlich immer eine Lösung für jeden Geldbeutel."
Manfred Lerho ist ebenfalls Architekt. Er saß in der Jury, die entschieden hat, welche Projekte die Auszeichnung "Gelungene Umbauten Ostbelgien" erhalten. Er möchte vor allem jungen Leuten Mut machen, nicht vor dem Umbau einer alten Bausubstanz zurückzuschrecken. Eine Nummer zu groß gibt es nicht, wenn man sich Gleichgesinnte sucht.
"Es kann auch etwas Großes sein, wo eine Gruppe von jungen Leuten sich vielleicht zusammen tut, um zu kaufen und zu überlegen, um so auch zu kleineren Einheiten kommen, die bezahlbar sind. Bauen wird leider viel zu teuer. Deshalb kann ich jungen Leute nur raten, die Courage zu haben, auch auf größere Gebäude zuzugehen."
Christian Charlier hat den Umbau bislang jedenfalls nicht bereut. "Ich würde das auf jeden Fall nochmal machen."
Die prämierten Umbauten sind als digitale Broschüre auf der Webseite Baukultur abrufbar. Weitere Infos erhältlich bei der WFG-Ostbelgien bei Damien Haag.
Manuel Zimmermann