Seit acht Uhr morgens läuft die mobile Saftpresse auf Hochtouren. Mit Anhängern und schwerem Gerät bringen viele ihr Obst vorbei. Seit fünf Jahren macht die Saftpresse regelmäßig Halt in Medell.
"Die Idee hatte ich plötzlich bei einem Spaziergang im Wald. Ich habe mich aufgeregt, dass so viel faulendes Obst auf dem Boden lag. Aus diesem Grund haben wir die Apfel-Spende ins Leben gerufen", erklärt Francine Cremer von der Naturschutzorganisation Natagora BNVS.
Die Naturschutzorganisation Natagora BNVS arbeitet seit Jahren eng mit der Genossenschaft "Streuobstwiesen Netzwerk Nordeifel" zusammen. Saftpressen ist ihre Spezialität. Martin Holzport ist zuständig für die mobile Saftpresse und hat alle Hände voll zu tun. "Heute sind rund 4,3 Tonnen angemeldet. Es wird aber wahrscheinlich etwas mehr sein, da sich der eine oder andere etwas verschätzt hat. Von daher werden wir heute mit Sicherheit bei rund fünf Tonnen landen."
Kleine Faustregel: 100 Kilogramm Äpfel ergeben rund 60 Liter Saft. Die Äpfel werden zuerst gewaschen, anschließend zerkleinert und zu guter Letzt ausgepresst. Einmal abgefüllt, hält sich der Saft ungeöffnet rund ein Jahr. Der übriggebliebene Trester – das sind die festen Rückstände, die nach dem Pressen entstehen – wird an Tiere verfüttert.
"Heute haben uns Kunden mit wirklich großen Mengen besucht. Im Durchschnitt haben sie rund 300 bis 600 Kilogramm vorbeigebracht. Normalerweise schwanken wir zwischen 50 und 300 Kilogramm. Aber wir machen Streuobstwiesen-Förderung. Wir heißen also jeden mit mindestens 50 Kilogramm willkommen. So können wir den Leuten beibringen, wie lecker Streuobstwiesen schmecken können" sagt Martin Holzport. "Wir sprechen auch immer von 'belgischen Kilos'. Das heißt ganz einfach: Die Leute melden 200 Kilogramm an und bringen 400 Kilogramm mit."
Trotz der extremen Trockenheit ist in diesem Jahr die Obsternte besonders gut. Noch nie sind in einem Jahr so viele Apfel-Spenden eingegangen wie in diesem Jahr. Nicht alle konnten einen Termin für das Apfel-Pressen erhalten. Rund 50 Personen musste Francine Cremer absagen.
"Aus den Spenden werden wir Apfelsaft machen und der wird anschließend verkauft. Das eingenommene Geld wird in unsere Naturschutzarbeit fließen", erklärt Francine Cremer. "Wir kaufen neue Naturschutzgebiete, führen Naturpflege-Arbeiten durch und unterstützen unsere Jugendarbeit."
Es wurde aber nicht nur gespendet. Auch Privatpersonen nutzten die Gelegenheit der mobilen Saftpresse. "Das ist praktisch, weil es sehr nah ist. Auf dem Anhänger habe ich rund 500 Kilogramm. Gestern habe ich auch schon 500 Kilogramm abgegeben", sagt ein Kunde.
"Wir haben in diesem Jahr rund eine Tonne Äpfel mitgebracht", berichtet ein anderer Kunde. "Dieses Jahr war auch ein sehr gutes für uns gewesen. Die meisten Äpfel stammen von einem Baum und wir haben so viele Äpfel, wir wissen gar nicht, was wir damit machen sollen. In unserer Familie wird zwar viel verschenkt. Aber wir haben immer noch viele Reste und durch den Saft könne wir das Obst verarbeiten und lange haltbar machen."
Rund 3.000 Liter Fruchtsaft wurden am Ende des Tages abgefüllt. Die Apfel-Presse wird auch im nächsten Jahr wieder in der Region Halt machen.
Dogan Malicki