Im Marienheim Raeren wurde das neue Berufsbild vorgestellt. Warum gerade hier? Seit 2004 setzt das Heim unausgebildete Alltagsbegleiter auf der Demenzstation ein. Darunter auch Viviane Schröder, die bereits seit acht Jahren den Job ausführt. Sie hilft beim Frühstück, koordiniert, wenn beispielsweise der Ergotherapeut kommt. "Auf den Lebensalltag der Personen eingehen", sagt sie "ganz zum Wohle des Bewohners. Wir unterstützen sie, wir erzählen mit ihnen, reden über viele Dinge von früher oder gehen mit ihnen spazieren, wenn sie unruhig sind. Das ist so unser Tagesablauf", erklärt sie.
Und doch ist die neue Qualifizierung eine Aufwertung. Zum einen finanziell, denn nach Abschluss wird ein Alltagsbegleiter nach Barema-Stufe 8 bezahlt. Zum anderen aber auch inhaltlich, denn Aufgaben sollen dann noch zielgerichteter aufgeteilt werden. "Ich bin jetzt acht Jahre im Beruf. Wir haben immer Weiterbildungen angeboten bekommen, aber hier nochmal auf das Psychologische oder Hygienische einzugehen, ist eine gute Auffrischung", findet Viviane Schröder.
Das Angebot soll helfen, den Fachkräftemangel in der Pflege zu bekämpfen. Von außen, aber auch von innen heraus, wie Gesundheitsminister Antonios Antoniadis erklärt. "Wir versuchen im nicht-pflegerischen Bereich, auf Leute zurückzugreifen, die zum Teil auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind. Das heißt, es geht zum Teil um Menschen, die heute noch nicht die Möglichkeit haben, in dem Sektor zu arbeiten und die wir dann mit der Qualifizierung dazu befähigen. Es geht aber auch darum, Lohnerhöhung zu bekommen, wenn sie schon vorab in diesem Bereich gearbeitet haben."
Alle acht Pflegezentren in der DG nehmen an dem Pilotprojekt teil. Sie bekommen jeweils zwei zusätzliche Vollzeitäquivalente zur Verfügung gestellt und erhoffen sich dadurch mehr Flexibilität, aber auch eine strukturelle Verbesserung.
"Wir hoffen natürlich auch, dass sich das langfristig bewährt, damit die Regierung im Idealfall noch weitere Ausbildungszyklen finanzieren wird, weil wir mit der Unterstützung, die wir jetzt bekommen, nur punktuell gewisse Wohnbereiche entlasten können und nicht die kompletten Häuser", erklärt Nadja Brockhans, Leiterin des Katharinenstifts Astenet. "Unser Wunsch ist es, dass alle Bewohner und Personalmitglieder davon profitieren können."
Das Pilotprojekt dauert zwei Jahre - bestehend aus einem zweiwöchigen Einsteigerkurs, Praxiserwerb, Praktikum und theoretischen Unterrichten. Das lässt sich die Gemeinschaft 1,3 Millionen Euro kosten. Danach soll ein Fazit gezogen werden. "Und daran wird man es messen: Ist eine Entlastung da gewesen in zwei Jahren in den Bereichen, wo die Menschen eingesetzt wurden? Und wenn das der Fall ist, dann werden wir nach 2024 auf jeden Fall noch weitere Menschen qualifizieren." Die braucht die Pflege unbedingt - und vielleicht ist das neue Berufsbild ein Schlüssel zur Lösung.
Andreas Lejeune