Nicht selten betrachtet man sie wegen besonderer Merkfähigkeiten als "kleine Genies" oder man verbindet ihre Krankheit mit der Person des "Rainman" in dem gleichnamigen Film. Dass aber viele Kinder mit autistischen Störungen intellektuelle Defizite haben, nicht sprechen, nicht selbstständig sind oder regelmäßig unter Anfällen leiden, ist oft nicht bekannt.
Laut Schätzungen wird in Belgien ein Kind von 66 mit einer Autismus-Spektrum-Störung geboren. Die Sensibilisierungskampagne von Cap48 will aufklären und helfen, denn Betroffene haben es schwer, Hilfe zu finden, erklärt Geschäftsführer Renaud Tockert. Die Situation sei gravierend: Bis zu zwei Jahre vergehen, bis Betroffene eine Diagnose erhalten. Es folgen lange Wartezeiten, bis die Behandlung beginnt. Darum hat Cap48 entschieden, die medizinische Forschung zu unterstützen.
In Zusammenarbeit mit den fünf französischsprachigen Universitäten des Landes finanziert Cap48 ein neues medizinisches Forschungsprojekt zu Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern und Jugendlichen.
Betroffene in Ostbelgien
Davon profitieren auch Betroffene in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, die in spezialisierten Einrichtungen Hilfe suchen. Neben Projekten zur Alltagsbegleitung ist die Präventionsarbeit seit 15 Jahren ein wichtiger Pfeiler von Cap48.
Daneben werden auch weiterhin andere Projekte unterstützt: Vor allem die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung und Jugendlichen in Schwierigkeiten, aber auch Infrastrukturprojekte, personelle und materielle Ressourcen. Wichtig sei auch die Mobilität im Alltag, um soziale Inklusion und Autonomie zu ermöglichen, so Tockert.
Und so unterstützt Cap48 in Ostbelgien beispielsweise die Beschützende Werkstätte Meyerode bei der Anschaffung eines angepassten Bustranporters für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Auch die Tagesstätte Am Garnstock erhält Hilfe bei der Einrichtung eines neuen Standortes im Eupener Stadtzentrum.
Insgesamt 150 Förderanträge wurden dieses Jahr eingereicht. Um die Projekte zu finanzieren, ist Cap48 auf Spenden angewiesen. Ein großes Netz von freiwilligen Helfern, das über Jahrzehnte gewachsen ist, unterstützt die Organisation bei der jährlichen Kampagne.
Auch wenn die Situation für viele Familien aktuell schwierig sei - gerade in Krisenzeiten bleibe die Solidarität extrem wichtig, so Tockert. Er hoffe, dass die Kampagne dieses Jahr wieder erfolgreich sein werde.
Michaela Brück