Am Bahnhof von Simpelveld in Niederländisch-Limburg fährt die historische Dampfbahn ein, die "Miljoenenlijn". Die Abendfahrt in den Sonnenuntergang ist ausgebucht.
Absoluter Hingucker ist die alte Dampflok. Für Lokführer Niels Jacobs ist es eine Leidenschaft: "Man geht zurück in die Zeit, weil es ist eine Lokomotive von 1910 aus Schweden. Man riecht die Kohle, das Öl, das Fett. Es bewegt sich, zischt und knarscht, es lebt noch. Es ist kein moderner ICE-Zug oder Thalys-Zug. Hier muss man noch richtig arbeiten, damit es vorwärts geht", erklärt der Lokführer.
Lokführer Jacobs ist einer von mehr als alles 200 ehrenamtlichen bahnbegeisterten Mitarbeitern, die die historische Bahn unterhalten und verwalten. Mit vereinten Kräften gehen alle ans Werk, Bahnhofsvorsteher Ad Appeldoorns sorgt für den reibungslosen Ablauf und den Empfang der Gäste.
Ad Appeldoorn erzählt, dass der Zug über die erste internationale Zugstrecke der Niederlande verkehrt. Die Verbindung von Maastricht nach Aachen sei die erste grenzüberschreitende Bahn der Niederlande gewesen und Simpelveld der erste Grenzbahnhof.
Viel Konzentration
Um 19 Uhr kann die Fahrt losgehen. Sie führt durch die hügelige Landschaft Südlimburgs. Das verlangt von Lokführer und Heizer viel Konzentration. "Es geht bergauf und bergab. Einerseits wenn wir nach Schin op Geul fahren, da geht es ziemlich bergab, da muss der Heizer im Zusammenspiel mit dem Lokführer dafür sorgen, dass der Druck ein bisschen niedrig bleibt, dass das Überdruckventil nicht einmal rausspringt."
"Und wenn man dann von Schin op Geul zurück nach Simpelveld fahren, dann brauchen wir vollen Druck, dann muss er Kohle schippen und dafür sorgen, dass der Wasserstand hoch bleibt und gucken, dass wir mit 40 Stundenkilometern hochfahren." Zunächst geht es in Richtung Kerkrade mit einem Zwischenstopp zum Umrangieren - eine wahre Attraktion für die Reisenden.
Geschichte
Der Name "Miljoenenlijn" oder Millionenbahn kommt von den hohen Kosten, die damals beim Bau entstanden sind - mehr als zwölf Millionen Gulden. Die hügelige Landschaft erforderte bedeutende Erdarbeiten und den Bau von Tunneln und Brücken.
Bahnhofsvorsteher Appeldoorn erklärt, dass die Kosten sich auf eine Million Gulden pro Kilometer beliefen. Das sei damals vor 120 Jahren sehr viel gewesen. "Eigentlich haben wir ein touristisches Erlebniszentrum und somit das längste Museum der Niederlande, denn vom Anfang bis zum Ende ist alles Geschichte, ein wahres Museum", so Appeldoorn.
Das ist es, was die Reisenden begeistert. Eine Frau ist mit ihrer Mutter unterwegs, die vor 18 Jahren ihren 50. Hochzeitstag mit einer solchen Fahrt beging. Das Erlebnis sollte sie nun zum zweiten Mal haben. Eine andere Mitreisende erklärt, dass ihr Schwager und ihre Schwägerin ihr die Fahrt zum 80-jährigen Geburtstag geschenkt haben.
In der untergehenden Sonne steuert die Dampfbahn Schin op Geul an. Und dort wird ein letztes Mal für die Rückfahrt umrangiert.
Chantal Delhez
Ich bin Dampfeisenbahn Fan....und der Beitrag beschreibt das sehr schön.
Aber ich glaube, man geht ein hohes Risiko ein, im Moment Dampfzüge fahren zu lassen......
Wenn ich auf meine Wiese schaue, da könnte man meinen man ist auf dem Mars 😉