Wer etwas Neues lernen will, braucht oft ein paar Anläufe, bis er den Dreh raus hat. Und auch Profisportler trainieren täglich, um Höchstleistungen zu vollbringen. Das heißt also: Um wirklich gut zu sein, braucht es Training.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Menschen, die auch beim ersten Versuch problemlos gute Leistungen abliefern - die haben dann ein sogenanntes "Naturtalent". Aber gibt es so eine angeborene Begabung wirklich oder sind Erfolge tatsächlich nur das Ergebnis von ausreichend Übung? Das wollen Forscher der Universität Trier jetzt herausfinden.
"In dem geplanten Projekt geht es darum, wie Menschen üben und ob es bestimmte Arten von Übungen gibt, die einem helfen, sehr gute Leistungen zu erzielen, vielleicht sogar in den Höchstleistungsbereich reinzukommen, Preise zu gewinnen, Experte zu werden für irgendein Inhaltsgebiet."
"Um das untersuchen zu können, muss man erstmal die Eigenschaften von Übung messen können. Wir haben einen kleinen online-Fragebogen entwickelt, in dem wir versuchen zu messen, wie Menschen üben und wie gut sie dadurch dann geworden sind", erklärt Michael Schneider.
Schneider und seine Kollegin Franzis Prekel leiten die Untersuchung. Aktuell sind sie auf der Suche nach Menschen, die sich in einem Lernprozess befinden. Was diese Personen genau lernen, spielt keine Rolle: "Jeder Mensch übt ja ganz anders und es gibt so viele unterschiedliche Dinge, die man üben kann."
"Um jetzt diesen Fragebogen erproben zu können und schauen zu können, ob er auch Leistung vorhersagt, sind wir darauf angewiesen, dass möglichst viele Menschen diesen Fragebogen ausfüllen - unabhängig davon, was sie üben. Das kann eine Sportart sein, ein Musikinstrument, eine Sprache, vielleicht Kochen oder Rosenzüchten - das ist ganz egal. Es übt ja fast jeder Mensch irgendwas."
Wie lange man schon lernt oder auf welchem Niveau sich die Leistung befindet, ist ebenfalls egal, betont Franzis Prekel. "Wir freuen uns über die Teilnahme von sehr unterschiedlichen Menschen in sehr unterschiedlichen Übungsphasen, weil wir jetzt auch untersuchen möchten, ob sich die Übung über die Entwicklung der Leistung her verändert."
"Es ist zum Beispiel so, dass zu Anfang häufige Wiederholung im Vordergrund steht - später ist das Feedback anderer wichtiger. All das sind empirisch aber noch ganz offene Fragen. Deswegen ist es wichtig, dass wir in unserer Studie möglichst unterschiedliche Übende in der Stichprobe haben."
Natürlich ist ein Lernprozess abhängig von vielen verschiedenen Faktoren, die sich auch gegenseitig beeinflussen können. Die Forschung an der Uni Trier soll dazu beitragen, bisheriges Hintergrundwissen zu ergänzen: "Lernen findet immer in einem ganz komplexen Gefüge statt: Da spielt die Persönlichkeit eine Rolle, die Intelligenz, das Vorwissen, die Unterstützung durch die Umwelt und natürlich auch die Motivation."
"In unserer Untersuchung fokussieren wir uns auf das Üben und diese weiteren Merkmale können wir später zusammen mit untersuchen. Für Motivation oder Gewissenhaftigkeit gibt es schon einige Standardverfahren, aber für den Bereich der Übung schließen wir mit unserem Projekt eine Lücke."
Am Ende der Umfrage werden die eigenen Ergebnisse noch einmal angezeigt. Ein individuelles Übungsprofil fasst das eigene Lernverhalten zusammen. Anschließend kann man sich auch mit anderen Teilnehmern vergleichen. Im nächsten Jahr soll die Umfrage wiederholt werden - eine weitere Teilnahme ist natürlich freiwillig.
"Es geht ja darum, wie Menschen insgesamt besser werden, wie Menschen in Hobbys, von denen sie begeistert sind, es schaffen, etwas zu lernen und Fortschritte zu machen. Das ist ein Thema, das uns viel Spaß macht und wir hoffen natürlich auch, dass es den Teilnehmenden Spaß macht, ein wenig darüber nachzudenken, wie sie selbst üben und wie sie besser werden." Ein Ziel der Studie ist es, die Unterrichte an Schulen und Universitäten langfristig zu verbessern.
Alle weiteren Infos gibt es unter uebung.uni-trier.de. Die Umfrage gibt es auf Deutsch und Englisch. Unter allen Teilnehmern werden kleine Einkaufsgutscheine verlost.
Lindsay Ahn