Ich treffe mich mit Karl von Frühbuss im Schloss von Wallerode. Wir betreten den ehemaligen Pferdestall. Der wurde vor kurzem fertig renoviert, sodass die Gravuren an den Wänden direkt auffallen. Auf grauem Grund stehen auf der einen Seite die Bezeichnungen von Lebensmitteln - auf Englisch wohlgemerkt. Direkt gegenüber: 13 Nachnamen, wie Porter, Craig oder Durant.
Namen, die Mitbesitzer Karl von Frühbuss keine Ruhe ließen. „Als dieser Pferdestall hier renoviert werden sollte, war es natürlich klar, dass diese Namen und Graffitis erhalten werden sollten und als zweites stellte sich dann die Frage, ob man nicht 75 Jahre später noch herausfinden konnte, welche Personen hinter diesen Namen stehen.“
Kein einfaches Unterfangen, im Gegenteil. Das war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, erklärt mir Karl von Frühbuss. Über den Geschichtsverein „Zwischen Venn und Schneifel“ suchte er nach möglichen Helfern - und wurde fündig, sodass eine Drittperson zu den Namen recherchierte.
„Es sind hier zwei Namen verewigt, Nelson und Hall - so ein bisschen wie Meier und Schmitz in Europa - über diese Namen war es unmöglich, weil bei dem einen Namen haben 18.000 bei dem anderen 17.000 in der amerikanischen Armee gedient. Unmöglich, da was zu finden. Herauskristallisiert hat sich am Ende der Name Giesy. Da waren nur neun Soldaten mit diesem Namen in der Armee.“
Anhand eines Ausschlussverfahrens konnte der Kreis weiter eingeengt werden, sodass am Ende sogar die Tochter des Soldaten Vern Giesy kontaktiert wurde und den entscheidenden Hinweis gab. „75 Jahre danach habe ich mir gedacht, dass ist unmöglich da anhand von ein paar Familiennamen irgendetwas herauszufinden. Umso froher waren wir natürlich als wir dann genau wussten, wer wann und warum hier gewesen ist.“
Zwischen Februar und März 1945 war ein Flugabwehrartillerie-Bataillon im Schloss stationiert. Dort trug das Bataillon zur Nachschubsicherung bei. Und dort verewigten sich auch die 13 amerikanischen Soldaten. Doch die Gravuren sind nicht die einzigen Spuren.
„Wir haben das große Glück, dass jemand aus diesem Bataillon direkt nach dem Krieg quasi ein Tagebuch veröffentlicht hat. Den sogenannten Baker-Bericht, wo minutiös alle Stationen des Bataillons detailgetreu wiedergegeben werden. Unter anderem dann St. Vith.“
Die gesammelten Auskünfte aus der Geschichte des Bataillons sollen nun ausgewertet und im Anschluss veröffentlicht werden.
Andreas Lejeune