Betroffene, Angehörige, Nachbarn, Helfer, Spender, Polizisten, Rettungskräfte, Feuerwehrkräfte - die Liste der Teilnehmer ist lang. Gekommen sind sie alle aus demselben Grund: Bekundung der Solidarität, des Mitgefühls und der Betroffenheit.
Das Ereignis der Flutkatastrophe liegt nun genau ein Jahr zurück. Noch immer sind die Spuren der Verwüstung sichtbar. Bei der Gedenkfeier wurde getrauert, gegrübelt, aber auch Hoffnung geschöpft. Es war ein Ort der Begegnung. Auf dem Scheiblerplatz wurden Kerzen angezündet und Erinnerungen ausgetauscht.
Es gab keine große Ansprachen, keine Musik und keine politischen Äußerungen. Das war Michael Emmermann wichtig. Er hat die Gedenkfeier mitorganisiert und war nach der Flutkatastrophe Helfer an vorderster Front.
"Wir haben gesagt: Auch wenn nur fünf kommen, und nur einer vom Platz geht und sich besser fühlt, hat reden können, hat Nachbarn getroffen, Bekannte, Helfer - dann ist alles in Ordnung", so Emmermann. "Und es ist Wahnsinn, es ist toll."
Etwas politisch wurde es dann schon. Eupens Bürgermeisterin Claudia Niessen, Gesundheitsminister Antonios Antoniadis und Kulturministerin Isabelle Weykmans nahmen an der Gedenkfeier teil.
Ebenfalls teilgenommen hat Ursula Rössel. Die 58-Jährige lebt in der Oberstadt und hat im vergangenen Jahr von der Flut im ersten Moment nichts mitbekommen. Erst durch die Medien erfuhr sie vom Schicksal vieler Unterstädter und konnte nicht tatenlos zusehen. "Es war so surreal, zu wissen, dass ich da oben gemütlich im Bett gelegen habe und hier unten Menschen um ihr Leben gekämpft haben und auch ihre Existenzen verloren haben. Das war für mich ein unglaubliches Gefühl. Ich hatte das Bedürfnis, zu helfen."
Unmittelbar nach der Flut war es sehr chaotisch, erzählt sie. Vor allem das Verteilen von Essen und alltäglichen Utensilien musste organisiert werden. Plötzlich hatte Ursula einen neuen Fulltime-Job. "Vor allem die ersten Tage, wir hatten hier unten kein Telefon, kein Internet. Wenn wir mit der Außenwelt kommunizieren wollten, sind wir die Frankendelle hochmarschiert, um zu schauen, was noch an Nachschub kommt. Oder wenn das Wasser knapp wurde, musste ich ja auf Facebook einen Hilferuf absetzen, dass wir Getränke brauchen oder dies oder das."
Ursula war zu diesem Zeitpunkt, wie die vielen anderen Helfer auch, eine Art Seelsorger für die Betroffenen. "Jemand, dem bewusst geworden war, dass sein Zuhause weg ist, steht dann vor dir, in Tränen aufgelöst - einfach mal in den Arm nehmen. Und auch Helfer, die angesichts dessen, was da vor ihnen liegt, einfach nicht mehr konnten. Es war eine sehr intensive Zeit."
Vom Scheiblerplatz ging es Richtung Temsepark. Dort wurde ein Baum mit Bändern unterschiedlicher Farben geschmückt. Als Zeichen der Verbundenheit und Solidarität. Wer wollte, der konnte eine Nachricht auf den Bändern hinterlassen. Die VoG 'Unterstadt - ein starkes Viertel' hat die Gedenkfeier mitorganisiert.
"Wir haben viele Gesichter von Betroffenen gesehen, aber es waren auch sehr viele Helfer da", sagt Susanne Visé von der VoG. "Es war einfach sehr schön zu sehen, wie Gemeinschaft hier noch vorhanden ist."
Dogan Malicki