Es geht voran. Mario Fonk ist ganz zufrieden. Mit den Arbeiten liege man im Zeitplan und hoffe, spätestens Anfang September wieder zu eröffnen - mehr als ein Jahr nach der Hochwasser-Katastrophe.
Mario Fonk erinnert sich an die Flutnacht: "Mittwochabends habe ich die ersten Bilder bekommen und sah, dass wir fast 1,50 Meter Wasser hatten im ganzen Laden. Da wussten wir, dass die Folgen verheerend sein werden", so Fonk. "Nachts zwischen zwei und drei Uhr hatten wir dann über zwei Meter Wasserstand im Gebäude. Da war nichts mehr zu retten, alles war kaputt."
Erst am nächsten Tag konnte sich der Eifeler Bäcker persönlich ein Bild machen. Die Eupener Filiale, die 2015 eröffnet wurde, war nicht wiederzuerkennen. Und auch rundherum bot sich ein schreckliches Bild. "Es war eine regelrechte Nachkriegssituation. Hier liefen Leute durch die Straße mit letztem Hab und Gut im Bollerwagen, die Kinder an der Hand, die am weinen waren. Es war fürchterlich und lief einem eiskalt über den Rücken."
Auch für das Personal, das am Tag zuvor noch hier bedient und verkauft hatte, ein Schock. Jetzt brauchte es neuen Mut. "Wir haben recht schnell grünes Licht von den Versicherungen bekommen und aufräumen können. Mehrere Tage haben wir mit bis zu 15 Mann hier aufgeräumt", erzählt Mario Fonk. "Dann gab es ein paar Unbekannte: Einsturzgefahr? Wie sind die Fundamente unterspült worden? Ehe wir das geklärt hatten und die Sicherheit hatten, dass wir wieder aufbauen konnten, sind ein paar Wochen vergangen."
Die Hoffnung, noch vor Weihnachten wieder beginnen zu können, zerschlug sich und das Geschäft musste außerhalb improvisiert werden, zunächst in einem Verkaufswagen an der Frankendelle, dann in einem Container. "Wir liegen unter 50 Prozent vom Umsatz, den wir vorher machten", sagt Fonk. "Wir haben natürlich auch andere Öffnungszeiten und andere Personalkosten - es sind viele Dinge, die sich verändert haben. Auch die Bevölkerungsdichte in der Unterstadt ist nicht mehr so hoch, viele Leute sind nicht mehr da, die Häuser stehen leer oder sind noch nicht bezugsfertig. Da ist vieles, was noch im Argen liegt."
Mario Fonk hat aus der Not eine Tugend gemacht und die Instandsetzung genutzt, um auch das Geschäftskonzept neu zu gestalten. "Man hat des öfteren bemängelt, dass es in Unterstadt kein Kaufhaus gibt. Man hat keinen Nahversorger und viele Produkte fehlen", so Fonk. "Schon vor dem Hochwasser hatten wir deshalb angefangen, ein bisschen Fleischwaren zu verkaufen, Käse und Krämereiprodukte. Wir haben jetzt gedacht: Das kann man vergrößern. Wir haben den Platz und dadurch, dass wir alles neu gestalten müssen, können wir umplanen und die Lagerfläche in der alten Backstube anders nutzen."
Die Bäckerei wird einer der ersten Läden in der Haasstraße sein, die wieder eröffnen. Rundherum ist es aber still geblieben. "Wir wissen nicht, wer zurückkommt und wer nicht", sagt Mario Fonk. "Aber wir machen den ersten Schritt und gehen mit viel Mut nach vorne."
Michaela Brück