Eine Maßeinheit für persönliches Glück ist nicht bekannt. Das gleiche ließe sich über den Zustand des Unglücklichseins sagen. Orientierung bieten da Zahlen von Menschen, die psychologische Hilfe suchen.
Noch vor vier Jahren sind beim Beratungs- und Therapiezentrum der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Wochendurchschnitt sieben neue Anfragen zur psychologischen Hilfeleistung eingegangen. Heute sind es durchschnittlich 20 pro Woche. "Man hat das Gefühl, dass die Gesellschaft unter Hochspannung steht", sagt der BTZ-Geschäftsführer Olivier Warland.
"Wir hatten zwei Jahre Pandemie, gefolgt von einer Hochwasserkatastrophe. Jetzt kündigen sich Flüchtlinge an. Das alles hat Einfluss auf gesellschaftlicher Ebene und die Belastung in der Bevölkerung."
Die Corona-Pandemie und die Hochwasserkatastrophe wirken nach. Aktuelle Krisen wie der Ukraine-Krieg und die Energiekrise belasten die Menschen auch - mal direkt, mal mit Verzögerung, erklärt Achim Nahl, der Therapeutische Leiter des BTZ. "Man muss die Auswirkungen von Krisen zwei-zeitig sehen. Es gibt die erste Zeit, wenn die Krisen selbst stattfinden. Dann gibt es einen Bedarf nach psychologischer Erstversorgung."
"Und dann gibt es eine zeitverzögerte Situation, wenn sechs Monate oder ein Jahr später Anfragen nach psychologischer Betreuung kommen, wenn die Auswirkungen der Krise sich psychisch bemerkbar machen bei den Betroffenen." Jeder Fall ist einzeln zu betrachten, sagt Achim Nahl. Es sei aber festzustellen, dass das 'eingesperrt sein' in der Corona-Pandemie vielen Jugendlichen nicht gut getan hat. Zudem stelle er eine Zunahme der Mediensucht fest.
Die Krisen der letzten Jahre haben das Beratungs- und Therapiezentrum jedenfalls dazu gebracht, Arbeitsabläufe anzupassen. Es muss flexibler und schneller reagiert werden. "Das heißt, dass es immer mehr Situationen gibt, in denen Personen sehr schnell Hilfe brauchen. Anfragen nach längerfristigen Therapien, die in die Tiefe gehen, müssen da manchmal länger warten, da die Beschleunigung der Anfragen Vorrang hat."
Ein Krisenteam sei im Aufbau, sagt die Verwaltungsratspräsidentin des BTZ, Martine Engels. Die Krisen hätten es nötig gemacht, neues Personal einzustellen. Seit 2019 ist der Mitarbeiterstab um acht zusätzliche Vollzeitäquivalentstellen gewachsen.
Letztendlich gehe es aber nicht nur darum, nur auf Krisen zu reagieren, sagt Engels. Auch die alltägliche Arbeit müsse geleistet werden, "damit sich auch die allgemeinen Wartelisten des BTZ verkürzen und nicht jede gesellschaftliche Krise zur Folge hat, dass Personen länger warten müssen, um einer Therapie folgen zu können."
Mehr Personal bedeutet auch weniger Platz für alle Mitarbeiter. Deshalb steht bald ein Umzug des Beratungs- und Therapiezentrums an. "Therapie, da braucht man Raum für. Hier in Eupen und Bütgenbach wird es eng. Im September werden wir im Eupen Plaza Räumlichkeiten belegen. In Bütgenbach werden wir uns auch ausdehnen. Neben der Schule gibt es da noch ein Gebäude. Da zieht das Kinderteam Bütgenbach ein", erklärt Oliver Warland.
"Mittelfristig werden wir die Teams spalten müssen", sagt Martine Engels. "Aber langfristig ist unser Ziel: Ein Standort für den Norden und ein Standort für den Süden."
Manuel Zimmermann
Pandemien, Kriege und Überschwemmungen hat es schon immer gegeben.Und früher gab es nicht die Hilfsangebote wie oben beschrieben.Wie haben die Menschen es trotzdem geschafft, diese Krisen zu bewältigen ? Was ist heute anders ? Ist es die Wahrnehmung ? Sind die Menschen heute empfindlicher, weniger widerstandsfähig ? Sind religiöse Menschen weniger anfällig für mentale Erkrankungen ?
Was heute anders ist? Vor allem die mediale Berieselung diverser Medien. Man kann sich schützen, indem man sorgfältiger diese Angebot nutzt. Den Fernseher oder das Radio mal ausschalten, wenn wieder und immer wieder Panik und Hysterie verbreitet wird.
Ich möchte Freddy Langer ausdrücklich zustimmen.
Sich selber schützen, sollte als oberste Devise gelten.
Johannes Weber