"In zehn Tagen haben wir 20 Veranstaltungen. Das ist nicht von Pappe", sagt Krimiautor Ralf Kramp. "Da ist einiges drin, was mit Film und Fernsehen zu tun hat. Aber auch die Literatur hat ihre Plätze. Es gibt bunte Veranstaltungen. Es gibt den deutschen Kurzkrimi-Preis, der immerhin aus 280 Beiträgen sechs Finalisten herausfiltert, die dann auch ihre Geschichten präsentiert bekommen. Und es ist eigentlich für jeden, der irgendwie ein Hauch Interesse am Thema Krimi hat, was dabei."
Keine leichten Zeiten
Es seien keine leichten Zeiten gewesen, sagt Kramp, der 1999 schon an der Wiege der Eifel Criminale stand, dem Vorläufer des Krimifestivals "Tatort Eifel". Damit meint er aber weniger die Gründerjahre als das vergangene Jahr. Die Veranstalter hatten das alle zwei Jahre anstehende Festival wegen Corona frühzeitig ausgesetzt - und dann kam noch die Juliflut dazu.
"Wir waren in der Eifel schon arg gebeutelt. Nicht nur die Pandemie, sondern eben auch diese Flutschäden. Das hat irgendwie alles lahmgelegt", erzählt Kramp. "Es war auch so, dass im vorigen Jahr, im Spätsommer und Herbst, die Leute irgendwie Furcht hatten, in die Eifel zu reisen und hier Urlaub zu machen, obwohl natürlich die Region nur an bestimmten Flecken von dieser Flutkatastrophe in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Aber die Leute sind ausgeblieben und erst so langsam tasten sie sich wieder an die Eifel ran. Und da freuen wir uns schon sehr darüber. Deswegen ist das wahnsinnig wichtig, dass im September eben auch 'Tatort Eifel' wieder unheimlich viele Leute hierher zieht."
Besucher von weit her
Auch das Krimihotel in Hillesheim, wo das Programm des Festivals nun vorgestellt wurde, musste erst wegen Corona, dann wegen der Flutfolgen schließen. Seit Ende Februar ist es mit seinen Themenzimmern (von Derrick über Sherlock Holmes bis zu Miss Marple) wieder gut gebucht. Das dürfte dann auch spätestens im Herbst für diese und für andere Unterkünfte in der Region wieder so sein, denn die Besucher beim Krimifestival kommen teils von weit her in die Vulkaneifel.
"Das können wir am Ticketverkauf festmachen und das macht uns natürlich auch ein Stück weit stolz", sagt Verena Bernardy. "Wir haben also etwas mehr als die Hälfte der Besucher, die in der Vergangenheit tatsächlich bundesweit und auch aus den Nachbarländern zu uns gekommen sind. Wir haben viele Wiederholungstäter, das sehen wir auch, die Urlaub hier in der Region machen. Wir haben jetzt auch schon Leute, die Tickets reserviert haben, die schon Urlaub gebucht haben, die jedes Mal kommen. Von daher: Ja, wir freuen uns."
Verena Bernardy ist im Festivalteam für das Rahmenprogramm zuständig. Etwas herauszupicken fällt ihr schwer. "Ein Highlight ist ganz sicherlich das Eröffnungskonzert am 16. September mit dem Orchester Moka Efti, der Original-Band aus der Serie 'Babylon Berlin'. Ein weiteres Highlight ist die Lesung mit Andrea Sawatzki am 17. September oder aber auch der Abend mit dem Schauspieler Joe Bauschie , die Lesung Deutscher Kurzkrimi-Preis mit Katharina Wackernagel und natürlich unsere Abschluss Gala mit der Verleihung des Filmpreises Roland." Der renommierte Preis geht in diesem Jahr zum einen an den Schauspieler Nicholas Ofczarek, zum anderen an den ARD-Mehrteiler "Das Geheimnis des Totenwaldes".
Autorenförderung
Das Festival "Tatort Eifel" hat sich in der deutschsprachigen Krimi-Film- und -Fernsehszene längst etabliert als "place to be". "Man trifft sich in der Eifel, man läuft auch nicht weg", sagt Festivalleiter Heinz-Peter Hoffmann. "Wir bieten den Autoren auch beispielsweise eine Stoffbörse an, wo sie sich bewerben können, wo sie Stoffe einreichen können, wo hochkarätig besetzte Juroren darüber entscheiden, welche Stoffe dann in eine Auswahl gehen. Also es ist ein Marktplatz der kriminellen Möglichkeiten und eine Stoffbörse oder Kontaktbörse für die Krimiautoren schlechthin."
Dem Ziel, junge gute Autoren zu fördern, sieht sich das Festival von Anfang an verpflichtet. Und mittlerweile erkennt Heinz-Peter Hoffmann noch einen anderen gesellschaftlichen Auftrag. "Es ist uns wichtig, da auch ganz verantwortungsvoll den Jugendlichen einen Medienworkshop anzubieten. Alles unter dem Motto: Es geht auch ohne Mord und Totschlag. Sie auch mitzunehmen, beispielsweise in die Welt von Fake News, das haben wir ja gerade in Corona- oder in Kriegszeiten erlebt", so Hoffmann. "Das Netz ist voll von Hass und Hetze und Lügen. Und da haben wir verantwortliche Leute aus Sendern, die sich in ihren Redaktionen damit beschäftigen: Wie ist denn der Wahrheitsgehalt von diesem oder jenem, was in Propagandazeiten alles so zum Besten gegeben wird?"
Und das ist nicht die einzige Entwicklung, mit der das Krimifestival im Laufe von mehr als 20 Jahren konfrontiert wurde. "Gerade im Fernsehbereich: Ich meine, in den ersten Jahren gab es für uns nur das lineare Fernsehen, so die Klassiker, ob der 'Tatort', 'Polizeiruf', SOKO oder wie sie alle hießen. In den letzten Jahren, in den Streaming-Zeiten, ist die Welt eine andere geworden. Und es ist schon so ausführlich geworden, dass man fast gar nicht mehr den Überblick hat, was bei allen Streamern angeboten wird."
Auf eines ist Verlass, und zwar dass beim Festival der Eifelkrimi zu seinem Recht kommt. Ralf Kramp macht schon mal Appetit auf eine Lesung am 19. September im Knusperhäuschen der Bäckerei Utters in Dockweiler: "Andrea Revers wird ihren dritten Band aus ihrer Reihe um die pensionierte Kriminalhauptkommissar Frederike Suttner vorstellen. Der wird heißen: 'Fürchte dich nicht'. Das ist natürlich so ein Versprechen, 'Fürchte dich nicht'. Da weiß man schon als Krimi-Leser, das geht nach hinten los."
Tickets für alle Veranstaltungen des Krimifestivals "Tatort Eifel" werden voraussichtlich ab Mitte des Monats verfügbar sein.
Stephan Pesch