Die vier ostbelgischen Vereinigungen für Naturschutz und Umweltbildung (Aves Ostkantone, Natagora/BNVS, Naturpark Hohes Venn-Eifel und das Zentrum Haus Ternell) wollen Synergien schaffen und sich gemeinsam für den Naturschutz in Ostbelgien einsetzen. Das Ziel: Kräfte bündeln und in der Öffentlichkeit wirksamer auftreten.
Die vier Vereinigungen planen eine Reihe gemeinsamer Aktivitäten. Den Anfang macht die Veranstaltung "Belgiens wilder Osten" am Freitag, dem 27. Mai, um 19:30 Uhr im Alten Schlachthof in Eupen. Dort wird der Biologe Frank Vassen aus Brüssel sprechen. Der Eintritt ist frei.
"Wild steht für die Natur und in gewisser Hinsicht kann man sagen, dass Ostbelgien immer wilder wird. Wir haben nämlich im Laufe der letzten 50 Jahre einen Zugewinn an Arten gehabt", sagt Vassen.
"Viele große Arten sind eigentlich erst in den letzten Jahrzehnten eingewandert - das wissen wir oft nicht, denn wir denken, die sind immer da gewesen. Ich spreche von Arten wie dem Biber, Schwarzstorch, Uhu, Wanderfalken, Kolkraben und viele andere mehr. Wir haben schon eine gewisse Verwilderungs-Tendenz. Der neueste Zuwanderer ist der Wolf. Der schafft nicht nur Freude, der schafft auch Probleme."
"Das bedeutet natürlich nicht, dass jetzt alles rosig ist. Auf der anderen Seite haben wir auch massive Rückgänge, zum Beispiel bei vielen Vogelarten - bei Bodenbrütern, denkt man an das Birkhuhn - aber auch bei Wiesen- und Ackervögeln. Wir wollen ein Allgemeinbild schaffen und zeigen: Was ist denn die Natur in Ostbelgien, was gibt es bei uns, was gibt es Besonderes?" Die Wildkatze ist zum Beispiel sehr verbreitet.
"Viele Faktoren spielen eine Rolle. Interessant ist beispielsweise die Tatsache, dass wir gerade im Eifel-Ardennen-Raum in einer klimatischen Insellage liegen. Wir haben vergleichsweise hohe Niederschläge, wir haben eine Höhenlage, die deutlich über der der Umgebung ist. Das führt zu besonderen Klimaverhältnissen. Aufgrund dieser Situation haben wir viele Arten, gerade auch bei Insekten- und Vogelarten, die bei uns im Gebiet vorkommen, aber in den umliegenden Bereichen dann gar nicht mehr oder nie vorgekommen sind."
Die Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Auch das hat einen Einfluss auf die Natur in Ostbelgien. "Die Landnutzung ist im ständigen Wandel. Aber in den letzten Jahrzehnten haben wir gerade im landwirtschaftlichen Bereich gesehen, dass es doch eine gewisse Intensivierungs-Tendenz gibt. Das hat natürlich sehr viele negative Einflüsse, aber auch einige positive.
"Beispielsweise haben wir in den letzten Jahrzehnten den Rotmilan wieder in Ostbelgien. Das hängt auch ein bisschen mit der Intensivierung der Landwirtschaft zusammen. Andererseits sind natürlich deshalb viele Arten verschwunden. Wie das alles zusammenhängt - Landnutzung, Flora und Fauna -, das ist spannend. Da gibt es sehr viele Anekdoten zu erzählen."
sn/sr