Freies Lernen, nicht nach einem vorgebenden Stundenplan, sondern vor allem in Eigenverantwortung: das ist eine Form von Schule der Zukunft, so wie im Königlichen Athenäum Eupen. Es ist eines von vielen neuen Modellen, die in allen Schulen der DG Platz finden sollen. Dafür nimmt die DG viel Geld in die Hand: 250 Millionen Euro, um insgesamt zehn Lernorte fit für die Zukunft zu machen.
"Aus meiner Schulzeit kenne ich Flurschulen. Das sind Schulen mit Klassenräumen, mit einem doch recht breiten Flur", sagt DG-Bildungsministerin Lydia Klinkenberg. "Von diesen Konzepten möchten wir abweichen und in Zukunft in Richtung moderne, offene Räume gehen, in denen dann auch Projekte gemacht werden können. Also wirklich eine neue Form der Pädagogik der Zukunft, um eben auch flexibel auf neue pädagogische Methoden reagieren zu können."
Ende dieses Jahres sollen die Ausschreibungen beendet sein. In Kelmis, Eupen und St. Vith sollen bis 2030 bestehende Lernorte energetisch saniert und nachhaltig umgebaut werden. Teilweise entstehen auch ganz neue Gebäude.
"Schulbau-Moderator" soll Team leiten
Die Baupläne werden im Team entwickelt: Mit einem so genannten "Schulbau-Moderator" an der Spitze. "Der Schulbau-Moderator ist ein Pädagoge, der auch architektonische Kenntnisse hat und er war selbst Schulleiter. Und er hat festgestellt, dass es schwierig ist, Pädagogik in Architektur umzusetzen. Und das ist es, was er gemeinsam mit unseren Lehrerinnen und Lehrern in den Schulen macht."
Auf den Dienst Infrastruktur im Ministerium der DG kommt viel Arbeit zu. 17 Leute arbeiten im Team rund um Fachbereichsleiter Jacques Probst. Zu wenig, um ein Projekt solchen Ausmaßes in acht Jahren alleine zu stemmen. Somit ist die DG auf der Suche nach einem Bauprojekt-Management. Die Ausschreibung läuft. Anfang des Jahres soll es dann konkret losgehen.
Trotzdem ist der Zeitrahmen sportlich: "Ja, wir wären natürlich auch schon gerne früher gestartet. Aber das Vergaberecht zwingt uns dazu, gewisse Fristen einzuhalten. Und das Bauprojekt-Management soll im letzten Quartal bezeichnet werden und dann wird auch jedes Projekt seine eigene Geschwindigkeit mitbringen", erklärt Jacques Probst, der Fachbereichsleiter Infrastruktur.
Regionale Wirtschaft soll beteiligt werden
"Es gibt für uns viel zu berücksichtigen. Wenn wir auch die regionale Wirtschaft beteiligen möchten, sind wir auch gezwungen, gewisse Projekte zu stückeln. Das geht natürlich zu Lasten der Bauzeit. Man muss sich ambitionierte Ziele stecken. Ob wir es dann schaffen, werden wir sehen." Einen festen Zeitplan für die Arbeiten soll das Bau-Management erstellen. Der rote Faden durch alle Projekte soll die Nachhaltigkeit sein, ganz im Sinne der europäischen Zielvorgaben für Klimaneutralität.
Für die Umsetzung der Bauten sollen vor allem regionale Unternehmen zum Zuge kommen. "Es gibt intensiven Kontakt zu Holzbaufirmen, die sich auch gemeldet haben und sagen, dass sie ihren Teil beitragen können. Das ist für uns eine gute Situation, weil das Projekt im Verhältnis für Ostbelgien natürlich groß ist und das Vergaberecht fordert dann auch aufgrund der Größe eine gewisse Leistungsfähigkeit der Unternehmer. Da ist es auch sinnvoll und wichtig, die Projekte auch streuen zu können", so Probst.
Projekte in Kelmis, Eupen und St. Vith
Der Gesundheitsdienst Kaleido wird wohl das erste Zentrum sein. Es zieht an den neuen Standort in der Eupener Nörether Straße. Wer danach folgt, ist offen. Auf der Liste: das Athenäum Kelmis. Hier soll ein umfassender Schulcampus mit neuer Sporthalle entstehen. Das ZFP Eupen zieht auf die Hochstraße. Der Teilzeitunterricht des RSI sowie die Teile des ZAWM sollen in der ehemaligen Druckerei des Grenz-Echos auf der Vervierser Straße einziehen. Auch ein Museumsdepot soll dort Platz finden.
Weiter geht es mit dem Pädagogikprojekt SKEI, das in einem Haus auf der Monschauer Straße eine neue Bleibe finden soll. In direkter Nähe soll das alte ZFP-Internat abgerissen und ein neues gebaut werden. Und auch die Kinderkrippe in der Eupener Hostert bekommt ein ganz neues Gesicht.
In St. Vith stehen drei Projekte an: Das Königliche Athenäum wird zu einem Lerncampus umgebaut. Regel- und Förderschule sollen hier künftig zusammengelegt werden. Einen gemeinsamen Standort bekommen das ZAWM St. Vith, das Technische Institut und das Arbeitsamt. Letztes Projekt ist die Renovierung der Städtischen Grundschule St. Vith.
Paasch: "Lehren aus der Krise ziehen"
Für DG-Ministerpräsident Oliver Paasch kommen diese Investitionen von 250 Millionen Euro genau richtig. "Wir haben unmittelbar nach Ausbruch der Corona-Krise gesagt, dass wir die richtigen Lehren aus dieser Krise und aus der Vorgeschichte der Krise zu ziehen haben. Dann müssen wir auch dazu bereit sein, das dafür notwendige Geld zu investieren."
"Wir haben 720 Millionen Euro Investitionsprogramm aufgelegt für die kommenden zehn Jahre. Dazu gehört dieses Schulbauprogramm. Und wir haben vor allem nachgewiesen, dass wir uns dieses Programm leisten können. Wir werden 2025 wieder einen ausgeglichenen laufenden Haushalt hinterlegen und am Ende der nächsten Legislaturperiode auch einen gesamten Haushalt ins Gleichgewicht bringen."
Die Schule der Zukunft steht also in den Startlöchern. Trotz Krisen, trotz ungewisser Prognosen - es muss einfach weitergehen.
Simonne Doepgen
Und warum findet eine Bezuschussung oder Finanzierung von kleinen Beschulungs- Projekten keine Befürwortung?
Wo bleibt die Ausschreibung und die Aufforderung der Geldgeber für kleine Konzeptideen und wo das Engagement von seitens der Macher für ein Schritt und Blick neben dem Mainstream Gedanken?
Wenn Gebäude Finanzierung als Rahmenbedingungen den Inhalt und die Umsetzung von Projekten garantieren könnten, wären wir heute weiter.
Eine Gebäude Versicherung als Aktien Anlage, garantiert noch keine astreine pädagogische Arbeit. Geschweige denn die Ideen dafür.
Wenn ich in einer Garage geboren werde, heißt das ja noch lange nicht, dass ich ein Auto bin.