Am Eupener ZAWM-Standort wird Hand angelegt - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Schüler des ersten Jahres Garten- und Landschaftsbau haben bereits ein Beet bepflanzt. Gerade verlegen sie verschiedene Arten Pflastersteine.
Chris Jodocy, einer der Lehrlinge, steht voll und ganz zu seiner Berufswahl. "Das Draußen-Sein, die Natur genießen, jedem Wetter ausgesetzt zu sein, ist auch schön, vor allem bei solchem Wetter. Und man sieht am Ende, was man geschafft hat, wenn man zum Beispiel eine Terrasse macht."
Auch in der Karosserieabteilung wird nah am Produkt gearbeitet. Auch hier sieht der Handwerker, was er leistet. Das begeistert Ömer Altunc. "Mein Onkel ist auch in diesem Beruf tätig. Und ich hab mich ein bisschen von ihm inspirieren lassen. Habe es mal ausprobiert und fand das ganz interessant."
Was für die einen ein sauber gearbeitetes Endprodukt ist, ist für die anderen der zwischenmenschliche Kontakt. David Fatzaun steht kurz vor dem Abschluss seiner Gastronomie-Ausbildung. "Was auf jeden Fall für mich halt das A und O ist, sind die menschlichen Verbindungen. Auch innerhalb des Arbeitsplatzes. Mir ist klargeworden, auch zum Ende der Ausbildung hin, dass ich prioritär diesen Job ausgeführt habe, weil die Menschen dort mir diesen Job halt so attraktiv gemacht haben."
Es gibt also viele gute Gründe für eine Ausbildung. Doch eine Ausbildung bringt, genau wie jedes Studium, ihre eigenen Vor- und Nachteile mit, bietet schöne und weniger schöne Seiten. Das Handwerk sollte also weder schlechtgeredet, noch idealisiert werden. "Da ist mir auf jeden Fall wichtig, dass man vom Betrieb und auch von den Ausbildungsstellen aus mehr Ehrlichkeit und konkrete Infos geben müsste, damit jedem Jugendlichen bewusst ist, auf was er sich da einlässt", sagt David Fatzaun.
Das hat auch das IAWM vor. Direktorin Dr. Verena Greten möchte besser informieren und zeigen, was Sache ist und was möglich sein kann. "Vor allen Dingen auch in den Schulen, aber auch bei den Eltern. Denn da herrscht immer noch das Vorurteil 'Lieber erst mal Abitur und Studium, da sind die Chancen besser'. Ich glaube, da müssen wir mit aufräumen. Und auch mit dem Image, dass Handwerksberufe mit dem Hals im Dreck stehen. Das ist ja alles nicht mehr so."
Doch der Fachkräftemangel ist nicht nur eine Imagefrage. Auch das Finanzielle spielt eine Rolle, vor allem während der Ausbildung. "In der Ausbildung verdient man nicht viel Geld", erklärt der angehende Karosseriereparateur Dean Custers. "Aber es ist ja für die Zukunft, um etwas in der Hand zu haben. Und dann reagieren die Leute auch schon positiv, dass man motiviert ist und eine Ausbildung anfängt."
"Die Mindestentschädigung für die Auszubildenden ist aktuell relativ niedrig. Vor allen Dingen auch im Vergleich mit anderen Ländern", sagt auch die IAWM-Direktorin. "Da ist aber auch ein Vorschlag gemacht worden von einer Arbeitsgruppe. Und der ist auch von der Regierung angenommen worden und wird jetzt auch in Kürze umgesetzt. Wobei man sagen muss: Es ist eine Mindestentschädigung und es steht dem Unternehmen frei, mehr zu zahlen als das, was vom Gesetzgeber vorgesehen ist."
Und darüber hinaus? Mit dem Ende der dualen Ausbildung muss noch lange nicht Schluss sein. Hört man sich bei den verschiedenen Auszubildenden um, merkt man schnell, dass Ausbildung und Ambitionen sich nicht ausschließen. So auch bei Dean Custers und Ömer Altunc, die beide darüber nachdenken, ihren Meisterbrief zu machen und dann vielleicht auch den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Andreas Lejeune
Junge Menschen sollten erst studieren dürfen, wenn sie überhaupt und inhaltlich eine Gewissheit darüber haben, was sie da denn studieren.
Wie kann man seinen akademischen Titel erklären, wenn man doch erst durch das Studium die „erste Einsicht“ bekommen hat?
Die Praxis Kenntnis ist immer die Kür, das Studium sollte diese Tatsache unterstreichen.
Eine Ausbildung geht jeglichem Studium vor und ist der Garant dafür, in Betrieben arbeiten zu können.
Kein Studium der Welt, kann das ersetzen. Nur ergänzen. Mehr nicht.
Das ZAWM in Eupen ist ein solcher Garant und kann gar nicht mehr geschätzt werden als es eh schon wird.
Oder geht da noch mehr?
Eine Institution die ihres gleichen sucht.
Sozial, nah am Menschen und bildet aus. All das macht ein Studium eben nicht.
Für das ZAWM Eupen sollten Zuwendungen frei gestellt werden: Fachkräfte ausbilden, Fachstudenten ohne Praxiserfahrung vermeiden!
Papier gehört in die Ablage...