Was genau ist der Tag der Zeitgeschichte?
Der Tag der Zeitgeschichte ist eine Veranstaltung, die von der belgischen Vereinigung für Neueste Geschichte organisiert wird, in der sich Historiker, Historikerinnen der verschiedenen belgischen Universitäten zusammengefunden haben. Das existiert schon seit den 70er Jahren und seit den 80er Jahren gibt es den Tag der Zeitgeschichte, wo über aktuelle Themen und Problematiken der Disziplin diskutiert wird.
Es geht an diesem Tag unter anderem um eine Bestandsaufnahme der "Public History". Können Sie uns diesen Begriff erklären?
Public History ist noch ein verhältnismäßig junger Zweig der Geschichtswissenschaften. Man kann sagen, dass das eigentlich alle öffentlichen Aktivitäten von Geschichtsvermittlung sind, die außerhalb des akademischen - also des universitären Rahmens - stattfinden. Das heißt, es geht nicht nur um Historiker, es geht um Hobbyforscher, auch Geschichtsforscher, Journalisten, Genealogen und so weiter und so fort.
Der Tag der Zeitgeschichte findet zum ersten Mal in Ostbelgien statt, wegen der Pandemie zwei Jahre später als geplant. Dabei war das ursprünglich vorgesehene Datum in 2020 ganz bewusst gewählt worden.
Ganz genau. Wir haben uns 2018 nach dem Zeitgeschichtstag in Löwen gesagt: Es wäre doch toll, wenn wir zum 100. Jahrestag der Zugehörigkeit unserer Region zu Belgien den Zeitgeschichtstag nach Ostbelgien holen könnten. Und das ist uns dann auch gelungen. Es ging nicht ganz ohne Diskussionen ab, da Eupen doch etwas dezentral liegt, natürlich aus belgisch-geografischer Perspektive. Aber es ist uns gelungen. Dann hat uns erst mal die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber es war dann nie eine Frage, dass - sobald er wieder stattfinden kann - es dann auch in Eupen sein würde.
Sie selbst sind ja auch in einer Diskussionsrunde beteiligt: "Public History und Regionalgeschichte - eine natürliche Allianz? Der Fall der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens". Was können wir da erwarten?
Der Zeitgeschichtstag hat bewusst auch noch mal diese Verbindung unterstrichen zwischen der Public History und der Regionalgeschichte. Ganz einfach, weil man ja natürlich davon ausgehen würde, dass im Bereich der Regionalgeschichte die Geschichtsvermittlung automatisch sehr nah beim Publikum ist. Ob das dann auch der Fall ist, das ist genau die Frage, die wir mit unserem Panel beantworten und diskutieren wollen.
Sicherlich sind alle Programmpunkte gleich spannend, aber gibt es noch irgendetwas, was Sie uns als Highlights vorstellen können?
Das wäre jetzt vermessen, da ja jeweils vier Panels gleichzeitig stattfinden. Ich würde es mal so sagen: Fast alle Panels sind zweisprachig, französisch-niederländischsprachig, also immer sprachübergreifend. Es werden ganz viele tolle Initiativen vorgestellt aus dem Landesinneren. Was Public History eigentlich ausmacht, Geschichte heute einem Publikum zu vermitteln. Es wird mal kritisch problematisiert, mal werden auch konkrete Initiativen vorgestellt. Also da wäre es tatsächlich jetzt von mir etwas vermessen, da was rauszupicken.
Man muss zwar nicht selbst Geschichte studiert haben, um daran teilzunehmen. Aber wieviel Vorbildung ist dennoch nötig, um nicht nur Bahnhof zu verstehen?
Also man muss natürlich die Sprachen verstehen. Es ist natürlich klar, dass Französisch und Niederländisch die Hauptsprachen sein werden und Deutsch nur am Rande vorkommen wird. Und auf der anderen Seite: Nein, man muss tatsächlich keine große Vorbildung haben, man soll einfach nur geschichtlich interessiert sein.
Wenn jemand Lust bekommen hat, nächste Woche Freitag an diesem Tag der Zeitgeschichte teilzunehmen, was muss er oder sie dafür tun?
Es gibt ein Webformular, das man ausfüllen kann. Man muss auch eine kleine Einschreibungsgebühr überweisen und das Ganze am besten noch vor nächsten Montag, dem 16. Mai.
Der Tag der Zeitgeschichte findet am Freitag, dem 20. Mai im Kloster Heidberg in Eupen statt. Weitere Informationen und Anmeldung auf der Webseite der belgischen Vereinigung für Neueste Geschichte.
Fabian Kühne