"Ich bin froh, hier ein neues Zimmer zu haben und wieder einen Rückzugsort zu haben, dass ich wieder spielen und lesen kann", sagt Florian und strahlt. Er wird am Dienstag zehn Jahre alt und kann seinen Geburtstag in seinem alten Zuhause feiern. Neun Monate musste er mit seinen Eltern das Schlafzimmer in einer kleinen Übergangswohnung in Raeren teilen, die Verwandte zur Verfügung gestellt hatten. Ihr Eigentumshaus im Eupener Ortsteil Hütte war letztes Jahr durch das Hochwasser verwüstet worden, vor allem das Erdgeschoss, in dem die dreiköpfige Familie wohnte.
Jetzt hat Florian ein neues Kinderzimmer, und zu Hause sieht alles fast schon wieder aus wie vorher. Dafür haben seine Eltern neun Monate lang hart gearbeitet. "Viele Freunde haben gefragt: Wollt ihr wirklich zurück? Aber das war für uns klar. Das ist unser Zuhause, unsere Heimat", sagt Claudia Dahlen. "Wir werden morgens wach und haben das Gefühl, es ist wie vorher und versuchen zu vergessen. Es ist sehr schön."
Claudia und ihr Mann Günter waren sich schnell einig, dass alles wieder so hergerichtet werden sollte wie vorher und dass sie so schnell wie möglich wieder einziehen wollten. "Wir haben jeden Tag gearbeitet", erzählt Günter Dahlen, "neun Monate lang. Danke an über 100 Leute, die uns geholfen haben - sonst hätte es sich länger gezogen."
Die Hochwasserkatastrophe hat Familie Dahlen wie viele andere Geschädigte an ihre Grenzen gebracht. "Die Flut hat uns ein knappes Jahr Lebensqualität geklaut und acht bis zehn Jahre finanziell zurückgeworfen", sagt Günter Dahlen. "Es bleibt immer noch ein recht großes Loch zwischen Versicherung und effektiv entstandenen Kosten."
Das Gröbste ist zwar geschafft. Aber es gibt immer noch sichtbare Schäden. Der Keller muss noch gemacht werden, der Garten und die Fassade - es geht also weiter mit den Instandsetzungsarbeiten.
In zweieinhalb Monaten jährt sich die Hochwasserkatastrophe. Der 14. Juli wird auch bei Familie Dahlen die Ereignisse wieder ins Bewusstsein rufen. Dennoch versuchen sie, gelassen zu bleiben, aber wachsam. "So richtig Angst haben wir nicht, aber es bleibt spannend und man beobachtet", sagt Claudia Dahlen.
Und Florian: Er war von Anfang an zuversichtlich, dass alles wieder gut werden würde. "Ich wusste, dass wir wieder reinkommen und in dem Haus bleiben, in dem wir vorher gewohnt haben."
Michaela Brück