Noch gibt es mehr Fragen als Antworten. Das gilt auch für die Menschen, die bereit sind, Flüchtlinge privat aufzunehmen. Flüchtlinge bekommen einen Status. Aber es ist noch nicht klar, welchen Status Menschen bekommen, die Flüchtlinge aufnehmen. Es gibt viele Menschen, die helfen wollen, aber erstmal muss klar werden, welche Rechte und Pflichten man hat. Erst recht, da es sein könnte, dass Menschen sehr lange untergebracht werden müssen.
Die Bürgermeister sind dafür, reinen Wein einzuschenken. Es ist davon auszugehen, dass man langfristig Unterkünfte für Flüchtlinge aus der Ukraine braucht. Deshalb braucht und sucht man vor allem Wohnungen und Appartements oder zumindest Wohneinheiten mit Küche und Bad, die sich separat abschließen lassen. Es sei zwar gut gemeint, wenn man sagt: 'Ich habe noch ein Zimmer frei, oder ich kann im Keller ein Bett aufstellen'. Aber das führe langfristig eher zu Problemen.
Wer aber Wohnraum zur Verfügung stellen möchte, der sollte auf jeden Fall zum Bevölkerungsamt der Gemeinde gehen. Sollte es zu einer Aufnahmeregelung kommen, kann man das ÖSHZ kontaktieren, das eine beratende Funktion hat.
Aber, Hilfe begrenzt sich nicht auf das Anbieten von Wohnraum. Man kann auch ehrenamtliche Hilfe anbieten: Im Moment denkt man zum Beispiel an Fahrdienste für Flüchtlinge. Welche konkrete weitere Hilfe nötig sein wird, wird sich mit Sicherheit noch zeigen.
Notaufnahmewohnungen
Die Gemeinden verfügen auch selber über Notaufnahmewohnungen, um ukrainische Flüchtlinge unterzubringen, aber die sind sehr knapp und werden nicht ausreichen. In den meisten Gemeinden kann man sie an einer Hand abzählen. Einige sind schon von ukrainischen Familien bezogen worden.
In Kelmis beispielsweise werden zwei der vier Notaufnahmewohnungen, hier auch Transitwohnungen genannt, für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Die beiden anderen Notaufnahmewohnungen will man für andere Notsituationen freihalten, falls eine Familie zum Beispiel durch Sturmschäden, einen Wohnungsbrand oder Wasserschaden kurzfristig nicht mehr zu Hause bleiben kann. Diese Sicherheit will man sich erhalten, sagte der Kelmiser Bürgermeister Luc Frank.
Auch Burg-Reuland hat vier Notfaufnahmewohnungen. Die sind aber schon besetzt. Nicht mit Flüchtlingen, sondern mit Personen aus der Gemeinde.
Büllingens Bürgermeister Friedhelm Wirtz schätzt aber, dass eine Gemeinde wie Büllingen etwa 25 Wohneinheiten für Ukrainer brauchen wird, wenn um die 1.300 Ukrainer nach Ostbelgien kommen. Mit den Notaufnahmewohnungen alleine kommen die Gemeinden also nicht aus.
Erster Erfahrungsaustausch
Beim Treffen der Bürgermeister am Mittwoch ging es um einen ersten Erfahrungsaustausch und darum, zu schauen, welche Aufgaben die Gemeinden in Zusammenarbeit erledigen können. Es muss ja nicht jede Gemeinde einen Bus haben, der Flüchtlinge nach Brüssel bringt. Es hat auch nicht jede Gemeinde einen Übersetzer für ukrainisch oder russisch.
Es sind auch schon einzelne Kinder aus der Ukraine in ostbelgischen Schulen angekommen. Lobend wird immer wieder der Dienst von Info Integration genannt, die Beratungsstelle für Integration und Migration in Eupen, die nicht nur bei Übersetzungen hilft, sondern auch jede Menge Expertise hat.
Zurzeit sammeln die Gemeinden Informationen aller Art, um schnellstmöglich reagieren zu können. Soweit die Theorie, die in der Praxis aber auch anders aussehen kann, erklärt Burg-Reulands Bürgermeisterin Marion Dhur. "Es ist sehr schwierig etwas zu planen, wenn man im Voraus nicht weiß, was denn genau kommt. Darum warne ich davor, jetzt in Panik zu verfallen und viele Aktionen zu starten. Das muss jetzt in Ruhe und Besonnenheit geplant werden, damit alles vernünftig steht, wenn es los geht."
Fest steht: Das Thema ukrainische Flüchtlinge wird die Gemeinden noch eine Weile begleiten.
Manuel Zimmermann