264 Seiten Ergebnisse, Vorschläge und Hintergründe - es ist ein ziemlicher Brocken, den die OECD DG-Unterrichtsministerin Lydia Klinkenberg vorgelegt hat. Zusammen mit den Erkenntnissen der Meinungsstudie des VDI zur Bildung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft galt es "herauszufinden, wie es um unser Bildungswesen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft steht", so Klinkenberg.
"Das Ganze ist jetzt nochmal durch die OECD analysiert worden, um unser Wissen durch wissenschaftliche Erkenntnisse und internationale Vergleichsstudien anzureichern. Im Wesentlichen geht es darum, eine Gesamtvision für das ostbelgische Bildungswesen zu entwickeln, um die Bildungsqualität zu verbessern und die Bildungsgerechtigkeit auch nachhaltig in Angriff zu nehmen."
Bildungsqualität durchschnittlich
In Sachen Bildungsqualität ist die DG im Durchschnitt anzusiedeln. Dabei gilt zu beachten, dass die Investitionen in die Bildung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft zwar über dem Durchschnitt der OECD liegen, allerdings andere Länder wie Singapur oder Estland zeigen, dass bei ähnlichen oder sogar geringeren Ausgaben bessere Ergebnisse möglich sind. Estland legt dabei beispielsweise viel Wert auf die Datenerhebung und -verarbeitung. Ein Punkt, den die OECD im Bildungswesen der DG anprangert.
Den Makel geht die DG dabei gerade an. "Wir sind ja gerade dabei, eine neue Schulverwaltungssoftware in Angriff zu nehmen. Die soll unsere Datenlage verbessern und den Austausch beziehungsweise den Vergleich zwischen den Schulen fördern", erklärt Klinkenberg.
"Auf der anderen Seite arbeiten wir seit vielen Jahren an der Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs im Rahmen von 'Gutes Personal für gute Schulen'. Da werden quasi jährlich Maßnahmen ergriffen, um den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten."
Mehr Weiterbildungen und Aufstiegschancen
Auch hier setzt der OECD-Bericht an. Es fehlt an Aufstiegschancen für das Lehrpersonal in der DG. Um die zu gewährleisten, müssen allerdings neue Rollen mit mehr Verantwortlichkeiten geschaffen werden. Auch das gehört zu dem Leitbild, das die "Gesamtvision Bildung" sein wird.
So gilt es ebenfalls, vermehrt Weiterbildungsmöglichkeiten für das gesamte Personal der Schulen anzubieten. Dabei sollten diese Weiterbildungen auch vermehrt auf die Bedürfnisse innerhalb der Schulen abgestimmt sein und weniger extern und wenig nachhaltig aufgebaut sein. "Aber, wenn man eine Gesamtvision entwickelt, dann müssen die verschiedenen Elemente auch auf einander abgestimmt sein. Das ist Ziel dieser Gesamtvision, dass wir ein zukunftsfähiges System haben, was dynamisch auf Veränderungen reagieren kann."
Ferienzeiten verkürzen
In der Französischen Gemeinschaft wird der Schulkalender umgestellt. Die Sommerferien werden verkürzt. Der Wechsel zwischen Schul- und Ferienzeiten wird homogener. Auch im OECD-Bericht findet sich die Empfehlung wieder, die Ferienzeiten - und damit die Lernunterbrechung der Kinder - zu verkürzen. Denn hier werde die Chancengleichheit untergraben. Die Nachteile für schwächere Schüler werden durch die langen Ferien noch verstärkt.
"Es gibt durchaus auch Vorteile im Bereich der Pädagogik, die damit verbunden sind. Aber wir lassen das Ganze momentan auch wissenschaftlich untersuchen, um die Erkenntnisse der Französischen Gemeinschaft durch unsere eigenen Erkenntnisse noch einmal anzureichern."
Christoph Heeren