"Nördlich von uns sind die Russen reingekommen und mir war ziemlich schnell klar, dass die früher oder später durch unser Dorf müssen. Deswegen haben wir alles in den Kofferraum geschmissen und sind losgefahren", erzählt Moritz Hoffmann am Donnerstag im BRF-Interview. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern 25 Kilometer westlich von Kiew.
"Ganz am Anfang, als wir gefahren sind, haben wir gesehen, dass Hubschrauber Soldaten abgesetzt haben. Und dann fangen da auf einmal irgendwelche Irren an, mit Gewehren durch die Wälder zu rennen. Aber an jeder Kreuzung, wo die Ukrainer stehen, konnte man sich bei denen dann informieren, wie man jetzt am besten weiterfährt."
Geholfen hat dabei auch ein Telegram-Kanal des Militärs, der darüber informiert, welche Gebiete gerade beschossen werden. Deshalb musste Familie Hoffmann auch mal die Richtung wechseln. "Nach drei Tagen waren wir hinter der Grenze."
Wirklich realisiert hat Moritz Hoffmann die Situation noch nicht. "Es dauert auf jeden Fall noch. Das Hauptproblem ist, dass eine Art Apathie entsteht und man sich sehr schnell an Explosionen und Bomben und sowas gewöhnen kann. Dann denkt man: Ach, das ist gleich vorbei."
In Polen legte die Familie dann erstmal eine Ruhepause ein, wenn auch nur eine kleine. "In Polen sind alle aktiv, empfangen die Leute mit Suppen und Butterbroten. Schlafmöglichkeiten gibt es auch. Ich habe durch Zufall auf dem Land eine Schule gefunden, die uns dann die Möglichkeit gegeben hat. Da habe ich vier Stunden geschlafen."
"Wir haben etwas zu essen gekriegt und sind dann aber weitergefahren, weil ich mir bewusst war, dass andere Frauen mit Kindern, die von ihren Männern an der Grenze abgesetzt wurden, zu Fuß unterwegs sind und oft auch gar nicht wissen, wohin. Von daher habe ich mich da ausgeruht von den drei Tagen ohne Schlaf und wir sind dann weitergefahren nach Berlin."
In Berlin kam die Familie bei Freunden unter, ruhte sich zwei Tage aus und fuhr dann weiter nach Münster, wo die Mutter von Moritz Hoffmann lebt. "Man hat das Gefühl, man kann morgen wieder zurückfahren. Aber was morgen ist, wissen wir auch nicht. Wir kümmern uns jetzt darum, denen Hilfe zu geben, die Hilfe brauchen."
Moritz Hoffmann: Wir sagen unseren Kindern, dass wir alle zusammenhalten
lo/km