Alle können profitieren, es spielt keine Rolle, wo man lebt oder wie viel man verdient. So bewarb der damalige Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker das Projekt 'Wifi4EU'. Das lockte auch verschiedene ostbelgische Gemeinden auf den Plan - darunter die Gemeinde Bütgenbach.
Auch Schöffe Stéphan Noel war anfangs von dem Projekt begeistert. Doch der genaue Blick ins Lastenheft sorgte schnell für Ernüchterung. "Es werden Auflagen gemacht, wie die Anzahl Antennen, die man zur Verfügung stellen muss oder die Anzahl Orte, wo man die Installation errichten muss. Was dafür sorgt, dass man mit den 15.000 Euro eigentlich gar nicht auskommt."
Ähnliche Erfahrungen machte die Gemeinde Amel. Die Kosten übertrafen am Ende dann doch die 15.000 europäischen Euro, wie Schöffe Stephan Wiesemes erklärt. "Es pendelt sich so zwischen 80.000 und 100.000 Euro ein, was das kosten würde für drei Jahre. Da sind Installationskosten, Abokosten, Unterhalt und Wartungskosten inbegriffen."
Auch die Gemeinden Kelmis und Lontzen haben inzwischen Abstand von dem Projekt genommen. Am Ende ging die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht mehr auf, berichten auch sie.
Hohe Standards
Hinzu kommen die hohen Standards, so Stephan Wiesemes. "Von einer Bandbreite von 30 MB war die Rede, die stabil sein muss - was im ländlichen Gebiet, man weiß es, oft wackliger ist." Vielleicht geht das europäische Projekt einfach an den ländlichen Gegebenheiten vorbei, vermuten gleich beide Schöffen. "Es hat schon den Anschein, dass es für kleine ländliche Gemeinden nicht passt. Es ist zu groß, technisch zu anspruchsvoll für das, was wir hier leider noch vorfinden."
In einer Gemeinde mit 18 kleinen Ortschaften sei das Ganze einfach zu kompliziert, so Stephan Wiesemes. Einfacher könnte das in einer kleinen Stadt sein. Das passt auch zu den Erfahrungsberichten aus St. Vith. Wie Bürgermeister Herbert Grommes erklärte, werde das Projekt dort aktuell noch geprüft.
Und der Rest? Bütgenbach hat das Gemeindehaus, den Hof Bütgenbach und das Kulturhaus Weywertz in Eigenregie mit WLAN ausgestattet. Auch die Gemeinde Amel ist auf der Suche nach einer Lösung für den Marktplatz wohl fündig geworden. "Das ist eine autarke, also mit Photovoltaik betriebene Ladestation für Elektrofahrräder und Handys, die man dann auch mit einem WLAN-Hotspot aufrüsten kann."
Die Gemeinden der DG werden also punktuell aufrüsten. Ein flächendeckendes WLAN-Netz in der DG und darüber hinaus - diese Option scheint wohl erst einmal ausgeschlossen. Auch weil WLAN-Hotspots wohl nicht mehr die angemessenste Lösung ist, um mit der Digitalisierung Schritt zu halten, wie auch Stéphan Noel findet.
"Die meisten haben mittlerweile Smartphone und mobile Daten. Auch mit der Abschaffung des Roamings sind für internationale Gäste die Kosten nicht viel höher wie für die lokale Bevölkerung. Zusätzlich bieten viele - wenn ich an den Marktplatz in Bütgenbach denke - Restaurants und Cafés WLAN an, um damit auch die Kunden anlocken zu können." Geht es um die passende digitale Ausstattung, scheinen die Lösungen wohl vor Ort erarbeitet werden zu müssen.
Andreas Lejeune