An der Ecole de la Providence herrscht ausgelassene Stimmung. Unter den jubelnden Kindern und Erwachsenen ist Mireille Louis. Sie ist seit fast 40 Jahren Lehrerin hier und freut sich, dass in dem ehemaligen Altenheim neben der Schule nun doch keine Haftanstalt eingerichtet wird.
"Ich bin überglücklich. Es war ein unsinniges Projekt, und wir haben schließlich gewonnen. Viele Mütter wollten ihre Kinder von der Schule nehmen, wenn das Gefängnis eingerichtet würde. Die Eltern, die Kinder und auch die Bewohner des Viertels sind überglücklich. Die Schule ist mehr als eine Schule. Sie ist wirklich eine Institution im Viertel."
"Ein Gefängnis neben einer Schule - das wollten die Lehrerinnen und die Kinder nicht. Und außerdem sagt die Bürgermeisterin, dass es hier 52 Fenster gibt", sagt ein Schüler. "Alle waren sauer. Ein Gefängnis neben einer Schule, wo Kinder sind. Das bringt ja nichts", so eine Schülerin. Sogar die ganz Kleinsten feiern mit.
"Wir haben ihnen alles erklärt, ihnen das Gebäude gezeigt und gesagt, warum wir das nicht wollen. Von Anfang an haben wir ihnen klargemacht, warum dieses Projekt für uns so wichtig war. In vielen Mittagspausen haben wir Schilder gemalt. Symbolisch haben wir die Gefängnisgitter versperrt, um zu zeigen: Wir haben gewonnen, und dieses Projekt wird nicht neben unserer Schule realisiert", sagt Lehrerin Dominique Wagener.
"Kein Gefängnis neben unserer Schule" - die Kinder hatten das Lied noch für eine Demonstration geprobt, die am Montag stattfinden sollte. Die Protestaktion hat sich dann kurzfristig in eine Kundgebung der Freude verwandelt.
"Am Samstagmorgen haben wir aus der Presse erfahren, dass das Projekt plötzlich begraben worden ist. Da haben wir uns gefreut. Wir haben die geplante Demonstration für heute aufrechterhalten, die aber in einem anderen Geist stattfinden sollte. Wir wollten diesen Erfolg feiern. Es war ein langer Kampf" so die Vorsitzende des Schulträgers, Marie-Jeanne Beckers.
"Es ist eine Erleichterung, eine schwere Last weniger. Es schwebte wirklich ein Damoklesschwert über uns. Sie hatten das Projekt 30 Tage auf Eis gelegt. Aber wir wussten nicht, was sie machen würden." Touria Benhdech vom Bürgerkomitee Hodimont war selbst Schülerin an der Ecole de Providence. Als sie erfuhr, dass neben der Schule ein Gefängnis für Kurzzeit-Häftlinge geplant wurde, hat sie sich mit anderen Bewohnern des Viertels zusammengetan.
"Wenn auch das Gebäude an sich den Normen entspricht, um darin eine Haftanstalt einzurichten, gibt es doch 15 andere Kriterien, die gegen die Einrichtung in dieser Umgebung sprechen. Allein wenn man die Bevölkerungsdichte bedenkt. Das Gefängnis wäre innerhalb einer Schule, denn der Gebäudekomplex war historisch gesehen eine Einheit."
Dass sich so viele Menschen engagiert haben, will das Bürgerkomitee positiv nutzen. So wollen sie jetzt in den sozialen Medien für das Viertel, seine Vereine und seine Vorzüge werben.
vedia/mb