Zu sagen, dass in Vaals weihnachtliche Stimmung herrscht, wäre übertrieben. Wenig erinnert an die Vorweihnachtszeit. Schwere Einkaufstüten mit verpackten Geschenken hat hier niemand in der Hand. Hier und da hat ein Restaurant geöffnet. Doch die müssen bereits um 17 Uhr schließen. Daneben dürfen nur noch Supermärkte und Apotheken offen bleiben. Seit Sonntag gilt in den Niederlanden ein Lockdown. "Man kann es nicht ändern. Leider Gottes nicht. Und das ist eigentlich alles, was ich dazu zu sagen hätte. Es ist halt so", sagt ein Passant.
Der Lockdown kurz vor Weihnachten hat die Niederländer hart getroffen. Und für Frustration gesorgt. Denn er stellt auch die Planungen für das Weihnachtsfest auf den Kopf. Maximal vier Gäste darf der Niederländer noch an Weihnachten empfangen. Die Regierung will sich so im Kampf gegen Omikron Zeit verschaffen. Schließlich hinkt sie mit ihrer Booster-Kampagne hinterher, belegt in Europa den letzten Platz. Trotzdem kann nicht jeder das nachvollziehen. "Ich begreife die Maßnahme nicht so sehr. Sie ist vielleicht nötig, aber meines Erachtens ist es mehr Panikfußball von der Regierung hier in Holland."
Die ein oder andere Alternative bleibt den nicht-essentiellen Geschäften. Click&Collect, das geht. Ein Blumengeschäft auf der Maastrichterlaan hat seine Waren draußen aufgestellt. Denn auf das Weihnachtsgeschäft möchte die Besitzerin nicht verzichten. "Normalerweise ist das immer eine gute Zeit. Aber im Moment müssen wir draußen verkaufen. Wir müssen kreative Lösungen finden: anders präsentieren und anders verkaufen. Aber es ist machbar. Wir haben es letztes Jahr auch so gemacht um die Weihnachtszeit. Es läuft natürlich weniger gut, wie wenn die Leute reinkommen und gucken. Aber es geht."
Die Maßnahmen findet sie unverhältnismäßig - vor allem wenn sie an die Situation in Deutschland denkt. Denn nur wenige Kilometer weiter ist die Lage anders. Die Geschäfte sind offen. Dort gilt 2G, darüber hinaus müssen Masken getragen werden - ausgenommen sind Geschäfte für den täglichen Bedarf. Dementsprechend bietet sich in Aachen ein ganz anderes Bild. Vom Dom bis hin zum Rathausplatz erstreckt sich der Weihnachtsmarkt. Auch dort gilt: 2G plus Maske, auch wenn das nur stichprobenartig kontrolliert wird.
Doch der Weihnachtsmarkt zieht - wie jedes Jahr - auch überregionales Publikum an. Und die Händler freuen sich, nach der Pause von letztem Jahr, wieder einen Weihnachtsmarkt zu haben, zum Beispiel dieser Aussteller, der am Fuß des Aachener Rathauses Holzprodukte verkauft: "Bei der Kundschaft, die wir hier in den letzten drei Wochen hatten, waren sehr viele niederländische und belgische Bürger. Aber auch Italiener, Spanier und viele Engländer sind hier. Aber man merkt es halt wirklich, dass es nicht so ist wie in den letzten Jahren."
Und so muss man nicht lange suchen, um die ersten ausländischen Gäste anzutreffen. Zwischen den Buden wird französisch, englisch und niederländisch gesprochen. Wie bei diesem niederländischen Paar, das gerade einen Zwischenstopp an der Imbissbude gemacht hat. Nach dem Lockdown im eigenen Land fiel die Wahl schnell auf Aachen. Die Maßnahmen in den Niederlanden hält das Paar für übertrieben, so dass die Handlungsempfehlung an die Regierung um Mark Rutte dann noch direkt hinterhergeschickt wird: "Das ist sehr gut mit dem 2G, um in den Laden zu gehen. Den Ausweis zeigen und den QR-Code - das ist gut, das sollen sie auch in Holland machen."
Zu spät, Holland macht es nun anders. Und auch in Deutschland sind bereits Verschärfungen geplant. Pünktlich für die Nach-Weihnachtszeit.
Andreas Lejeune