Eine musikalische Laufbahn war geradezu prädestiniert für den ältesten Sohn der Eheleute Mommer-Peters aus Eupen, der am 12. Dezember 1921 in Eupen zur Welt kam. Sein Großvater hatte 1905 den Marienchor gegründet und nach dessen Tod hatte sein Vater Willy Mommer Senior die Leitung des Chores übernommen. Unter ihm wurde dann auch das Eupener Männerquartett gegründet und stieg schnell zu einem musikalischen Aushängeschild seiner Heimatstadt auf.
Da war es nur logische Konsequenz, dass Willy Mommer Junior in dritter Generation seinem Vater als Dirigent des Marienchores nachfolgte und auch das Männerquartett wiederbelebte, das wie viele Vereinigungen während des Zweiten Weltkriegs seine Tätigkeit eingestellt hatte.
A propos Zweiter Weltkrieg: Willy Mommer Junior war seit frühester Jugend ein talentierter Pianist gewesen und hatte eine hervorragende musikalische Ausbildung genossen. Nach der Annexion der Ostkantone durch das Deutsche Reich wurde er als Funker in die Wehrmacht einberufen, blieb jedoch auch als Pianist und Kammermusiker innerhalb des deutschen Militärs aktiv.
Durch sein musikalisches Können hatte er Zugang zu hohen Machtkreisen innerhalb der Wehrmacht und kam so in Kontakt mit kriegswichtigen Informationen, die er als überzeugter Patriot unter Einsatz seines Lebens der belgischen Résistance und dem Britischen Geheimdienst zuspielen konnte. Gegen Ende des Kriegs wurde er unter Spionageverdacht in Berlin inhaftiert, konnte aber nach einem Bombenangriff fliehen und kam über weite Umwege schließlich zurück nach Eupen. Hier wurde er dann nach dem Krieg von der belgischen Regierung für seine Verdienste als aktiver Widerstandskämpfer mehrfach ausgezeichnet.
Im Eupen der Nachkriegszeit wurde Willy Mommer Junior dann zu einem bedeutenden Element der Musikszene, indem er wie gesagt die Leitung der wichtigsten Chöre übernahm und auch selbst als Pianist und Kammermusiker auftrat. Außerdem war er musikpädagogisch sehr aktiv, leitete die Organisation "Jugend und Musik" in Eupen und gehörte als Vizepräsident der "Fédération Nationale des Jeunesses Musicales de Belgique" an. 1967 gründete er die Konzertreihe "Weihnachten in der Stadt" in Eupen und war zu dieser Zeit auch Moderator von klassischen Hörfunksendungen beim Vorläufer des Belgischen Rundfunks.
Willy Mommer Junior verstarb 1972 mit nur 50 Jahren. Er hinterließ neben Tagebüchern auch akribisch genaue Aufzeichnungen über Konzerte, Hörfunksendungen und besondere Ereignisse in seinem Leben. Das ermöglichte es seiner Tochter Marie-Claire Mommer, gemeinsam mit dem Historiker Christoph Brüll eine Biographie ihres Vaters zu erstellen mit dem Titel "Im Reich der Spitzen Töne" - Willy Mommer Junior, Musiker, Spion, Kulturmanager.
Dieses Buch wurde im vergangenen Jahr mit dem Preis des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft ausgezeichnet. Damit würdigt die Deutschsprachige Gemeinschaft zu Recht einen der bedeutendsten Bürger Ostbelgiens, der nicht nur als Musiker und Komponist Bleibendes hinterlassen hat, sondern auch als Patriot unter schwierigen Bedingungen seinem Vaterland treue Dienste erwiesen hat.
Klassikzeit Spezial
Am Dienstag (14. Dezember, 20 Uhr) widmet der BRF dem bedeutenden Musiker und Dirigenten Willy Mommer Junior die Klassikzeit-Sendung. Darin wird auch seine Tochter Marie-Claire Mommer zu Gast sein.
Patrick Lemmens