Emilie Schür und Caroline Servais blieben unverletzt - dank der Geistesgegenwart eines Busfahrers, wie die beiden Lehrerinnen sich erinnern.
"Wir kamen von der Schule. Unsere Schule war eine Straße weiter und der Lehrer hatte uns früher entlassen. Wir waren total glücklich, weil wir früher in die Mittagspause konnten, sind in den Bus gestiegen und wollten nach Hause fahren. Wir hatten beide noch Termine nachmittags. Wir standen dann hier an der Bushaltestelle, wo Leute ausstiegen, und wollten gerade weiterfahren Richtung Bahnhof. Genau in diesem Moment ging das eigentlich los", blickt Emilie Schür zurück.
"Hier war viel los. Es war sehr laut. Die Granaten zuerst und diese Schießerei, das war nochmal heftiger. Dann sagte Emilie: Caroline, runter! Ich war noch am gucken, was überhaupt los ist. Dann hat mich jemand heruntergezogen", erinnert sich Caroline Servais.
"Der Attentäter stand da vorne auf dem Dach über dem Point Chaud. Deshalb haben wir den auch nicht sehen können, weil wir im Bus saßen. Unser Busfahrer hat in einer unglaublichen Geschwindigkeit reagiert. Er hat diesen Mann oben auf dem Dach stehen sehen. Die erste Granate sollte auf unserem Bus landen, die war ganz klar gezielt auf diesen Bus. Aber der Busfahrer hat es geschafft, zwei, drei Meter rückwärts zu fahren, so dass die Granate eben nicht auf dem Bus explodierte, sondern direkt davor."
"Dann haben wir auch noch sehr präsent die Bilder im Kopf, dass in diesem Moment Leute blutend in Panik wegliefen. Ich vermute, dass die Granatsplitter abbekommen hatten und in dem Moment gingen dann die Schüsse los", erinnert sich Emilie Schür.
Wie eine Ewigkeit
"Es war sehr hektisch, das waren zwei Minuten, glaube ich. Es kann nicht viel länger gewesen sein, aber es kam einem vor wie eine Ewigkeit in dem Moment. Der Bus ist dann losgefahren, Richtung Quai Saint-Leonard. Aber er ist nicht mehr weit gefahren, hat uns einfach gesagt: So, ihr könnt jetzt hier aussteigen. Das haben wir auch gemacht, sind ein Stück zusammen und dann sind wir getrennte Wege gegangen."
Was wirklich passiert war, hat keine der beiden in den ersten Sekunden realisiert. "Ich habe dann am Bahnhof Guillemins in einem Café im Fernsehen beobachtet, was auf dem Platz los ist. Und dann habe ich mir gedacht: Ah ja, da hast du gestanden. Und da ist mir mal bewusst geworden: Es war viel gefährlicher, als man in dem Moment gedacht hat!", erklärt Caroline Servais.
"Erst im Nachhinein hat man realisiert, was da los war und was man miterlebt hat. Aber ich würde nicht sagen, dass ich ein riesiges Trauma davongetragen habe oder Hilfe gebraucht hätte in dem Moment. Wir haben es irgendwie gut verarbeiten können. Zum Glück, ich weiß nicht, ob das jedem so gegangen ist", sagt Emilie Schür.
"Ich denke, es hat eine Rolle gespielt, dass wir das auch zu zweit gesehen haben, das hat geholfen. In der Schule wurde es direkt thematisiert, das hat auch geholfen", glaubt Caroline Servais.
mb/km
In der Erinnerung tut es noch immer weh! Friede den Opfern und Angehörigen von damals!