Bis zum 21. November dieses Jahres wurden in den Ausbildungsbetrieben der DG 263 neue Lehr-, Volontariats- und Anlehrverträge unterzeichnet. Das ist zwar im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 8,23 Prozent - doch dabei ist zu bedenken, dass auch die Bevölkerungszahl der 15- bis 19-Jährigen gestiegen ist und noch immer Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Konkret sind es in diesem Jahr 172 unbesetzte Lehrstellen in der DG, im Vorjahr lag die Zahl bei 125.
Das Unternehmen Elektro Linden in Bütgenbach kann nicht klagen. Hier machen gerade gleich zwei Jugendliche ihre Ausbildung: der eine zum Elektroinstallateur, der andere zum Einzelhändler. Diese Lehrberufe sind nach Zahlen gemessen momentan unter den drei beliebtesten in Ostbelgien.
"Also ich hatte mich hier beworben, weil ich keine Lust mehr auf die Schule hatte", erzählt der 16-jährige Yannick Reinzertz, der im zweiten Ausbildungsjahr zum Einzelhändler ist. "Ich wollte eine Lehre machen. Da war ich zu den Schnuppertagen hier. Und das hat mir auch sehr gut gefallen."
Die Schnupperwochen, die zum Teil wegen Corona auch nur Schnuppertage waren, sind besonders hilfreich bei der Überzeugungsarbeit. Schwerpunkt war in diesem Jahr der Bausektor. Und siehe da: die Ausbildung zum Bauschreiner liegt auf Platz 1 der aktuellen Hitliste.
Auf das Konzept der Schnuppertage wird das Institut zur Aus- und Weiterbildung im Mittelstand wohl nicht mehr verzichten wollen. "Ja, absolut. Die Schnupperwochen sind ein Erfolgsrezept der dualen Ausbildung - und das schon seit über 25 Jahren", sagt IAWM-Direktorin Verena Greten. "Das ist auf jeden Fall eine sehr positive Erfahrung die die Jugendlichen machen, und sie auf ihrem Lebensweg auch ein Stückchen weiter bringt - auch wenn sie wieder zur Schule zurück wollen."
Orientierung hilft - und davon soll es zukünftig in den Sekundarschulen noch mehr geben. "Wir werden mit dem nächsten Sammeldekret in den Sekundarschulen zusätzliches Stellenkapital zur Verfügung stellen, um unter anderem die Berufswahlorientierung zu koordinieren", so Bildungsministerin Lydia Klinkenberg. Ebenfalls in Planung ist ein verpflichtendes Praktikum für Sekundarschüler. Ebenfalls nicht unwichtig ist, dass die Mindestentschädigungen der Auszubildenden ab Juli 2022 angehoben werden sollen.
Für das IAWM bleibt es unterdessen eine Herausforderung, Ausbildungen für Einsteiger mit hohem und mit niedrigem Schulniveau im Angebot zu haben - und auch neue Angebote. "Ja, in diesem Jahr ist zum ersten Mal das Ausbildungsprogramm zum Landwirten aktiv. Wir haben auch eine Kandidatin, die ihre Ausbildung gestartet hat", berichtet IAWM-Direktorin Greten. "In Berufen, wo wir nicht so viele Auszubildende haben, kooperieren wir mit Einrichtungen im In- und Ausland. Im Falle der Landwirtin ist das eine Berufsschule in Aachen."
Handwerk hat goldenen Boden. Man muss nur das Richtige und den richtigen Platz finden. Für viele Jugendliche ist das natürlich leichter gesagt als getan. Die Schnupperwochen für Jugendliche ab Jahrgang 2007 finden vom 4. bis zum 15. April 2022 statt. Die Online-Lehrstellenbörse mit dem Slogan "Alle freien Ausbildungsplätze auf einem Klick!" läuft vom 19. April bis zum 31. Oktober 2022. Die Sommerschnupperwochen finden voraussichtlich vom 27. Juni bis zum 15. Juli 2022 statt. Weitere Auskünfte gibt es auf der Website des IAWM.
Manuel Zimmermann