Es war nur eine Hand voll Gewerkschaftsverter, die sich am Freitagmorgen vor dem Regierungssitz von DG-Gesundheitsminister Antonios Antoniadis versammelt hatten. Doch die Botschaft, die sie dabei hatten, war klar und deutlich: Das geplante Gesetz zur Impfpflicht für das Personal aus dem Gesundheits- und Pflegesektor dürfe so nicht kommen. Vor allem das angedrohte Berufsverbot für Impfverweigerer sei das falsche Signal, sagt Vera Hilt von der Christlichen Gewerkschaft.
"Wir sind heute hier, um dem Minister mitzugeben, dass er in Brüssel dafür sorgen soll, dass dieses Berufsverbot, was eine Berufsgruppe stigmatisieren soll, aufgehoben wird, dass dieses Gesetz gar nicht erst in die Mache kommt", sagt Vera Hilt.
"Wir können nicht damit einverstanden sein, dass eine Berufsgruppe, die sich schon seit Monaten gegen dieses Virus einsetzt, jetzt darunter leiden soll. Dass sie vorher beklatscht, heute angeschwärzt und morgen entlassen werden soll."
Im Gesundheits- und Pflegesektor seien belgienweit rund zehn Prozent nicht geimpft - mit unterschiedlichen Impfquoten je nach Einrichtung. Ein Berufsverbot für Impfverweigerer führe dazu, dass in manchen Häusern bis zu 25 Prozent des Personals wegfallen würden.
Andreas Schumacher ist Krankenpfleger im St. Nikolaus Hospital in Eupen und rechnet vor: "Wenn ich jetzt im Eupener Spital zehn Prozent Pflegepersonal abziehen würde, würde ich da 20 bis 25 Vollzeiteinheiten wegnehmen", erklärt er. "Es müssten Betten geschlossen werden, OPs könnten nicht mehr voll durchgezogen werden - das wäre für die gesundheitliche Grundversorgung der Bevölkerung eine Katastrophe."
Schon jetzt sei die Situation kläglich. Doppelschichten seien an der Tagesordnung und Kollegen würden aus dem Urlaub zurück gerufen. Hinzu kommt: Die Diskussionen zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften führten zu einer Spaltung der Teams.
Die Überlegungen der Föderalregierung, die Impfpflicht auf weitere Berufsgruppe auszudehnen, sei keine gute Lösung. "Dann kommen die Kindererzieher noch hinzu und dann die und die. Nach welchen Kriterien machen wir das denn?", fragt Vera Hilt.
DG-Gesundheitsminister Antonios Antoniadis zeigte Verständnis für den Unmut des Sektors. "Ich kann die Leute verstehen, die dagegen sind, dass nur eine bestimmte Berufsgruppe zur Impfung verpflichtet wird. Eigentlich brauchen wir eine allgemeine Impfpflicht für alle. Es ist das letzte geeignete Mittel, aber ich glaube, es ist an der Zeit über das letzte geeignete Mittel zu diskutieren - aber dann bitteschön für alle."
Die Debatte ist eröffnet. Und was wünscht sich der Pflegesektor? Altenpflegerin Siegrid Bormann wünscht sich vor allem eins: "eine generelle Impfpflicht. Wenn, dann für alle und nicht nur für einzelne Berufsgruppen." Elke Lorenzen aus dem Krankenhaus St. Vith fügt hinzu: "Wir sind geimpft und wir hätten auch gerne, dass sich die anderen impfen lassen, damit die Pandemie vielleicht ein Ende nimmt und wir unsere Arbeit in Ruhe und normal machen können".
Ein ganzer Berufsstand sieht sich an die Wand gedrängt. Als Folge der Pandemie, aber auch als Folge politischer Schlingerkurse.
dop/km
"Wir können nicht damit einverstanden sein, dass eine Berufsgruppe, die sich schon seit Monaten gegen dieses Virus einsetzt, jetzt darunter leiden soll. Dass sie vorher beklatscht, heute angeschwärzt und morgen entlassen werden soll."
Ich kenne niemanden der während Corona in einer Intensivstation tätig war, der nicht geimpft ist. Eine faire Lösung wäre eine allgemeine Impfpflicht für alle. das wird so oder so früher oder später passieren. Dann lieber früher und wir kommen schneller zur Normalität zurück.
Herr Vega.
Sie haben durchaus Recht. So schnell wie möglich eine Impfpflicht. Es wäre das kleinere Übel. Nicht gerade angenehm dieser Gedanke. Es wäre kein allzu großer Eingriff in die Freiheit des Einzelnen, wenn man das vergleicht etwa mit der Wehrpflicht, wo man fast ein ganzes Jahr opfern mußte.
Die 2 G Regel für alle am Eingang von Krankenhäusern einführen.