"Es sind ganz viele Teile eines großen Puzzles" - so veranschaulicht Bauschöffe Michael Scholl die Aufarbeitung der Hochwasserschäden. Knapp 100 Punkte umfasst die Handlungsliste des Kollegiums. Die reicht von kleineren Unterführungen bis hin zu ganzen Wohnvierteln. Erste Projekte wurden schon ausgeschrieben. Andere Schäden werden gerade erst bemessen.
"Wir haben teilweise die Kanäle überprüfen können, wir haben natürlich auch große Schäden in der Unter- und Oberstadt. Beispielsweise in der Gospertstraße, wo früher der Bachlauf war, sind doch größere Schäden jetzt zu verzeichnen. Da sind verschiedene andere Kanalisationen, die nicht in Ordnung sind."
So auch im stark betroffenen Seisseleveedel. Gerade hier stellt sich die Frage, wie bestimmte Orte hochwasserfest gemacht werden können. Fragen, die niemand von heute auf morgen beantwortet, sodass das Kollegium erst mal eine vorläufige Lösung sucht. "Und wir versuchen trotzdem, da die Kanalisation in Ordnung zu bringen, so dass die Leute wieder in ihre Häuser zurück können."
"Dann werden wir dort eine Straßeninfrastruktur etwas provisorisch dort machen, um die Straße dort etwas lebenswerter zu machen", sagt Bauschöffe Michael Scholl.
Einen Zeitplan möchte und kann Bürgermeisterin Claudia Niessen nicht angeben. Und auch die Kosten können immer noch nicht beziffert werden. Das Geld macht der Bürgermeisterin aber momentan eher weniger Sorgen. Vor allem personell bleibe die Situation eine Ausnahmesituation.
Umso beschwerlicher sei dann das Kompetenzwirrwarr. Zum Beispiel im Falle der Energie, für die sowohl DG als auch Wallonische Region zuständig sind. "Wir haben beispielsweise im Rahmen einer Versammlung für die Bevölkerung sechs verschiedene Hilfsangebote vorgestellt bekommen", sagte Claudia Niessen, "als wir das dann näher analysiert haben bei der Stadt, haben wir festgestellt, dass diese sechs Hilfsangebote nicht integral auf uns zutreffen können."
"Weil das aber ein Kompetenzwirrwarr ist, haben wir uns bei der DG rückversicher. Da haben wir die Antwort bekommen: Drei treffen auf unsere Bevölkerung zu, die werden von der Wallonischen Region ausgezahlt, und drei andere treffen nicht auf die Bevölkerung in Eupen zu, die gehören zum Kompetenzbereich der Deutschsprachigen Gemeinschaft."
Claudia Niessen ärgert sich: "Da weiß der eine nicht, was der andere macht." Und das hält sowohl den Bürger als auch die Verwaltung auf. "Das sind Dinge, die funktionieren einfach nicht. Erstmal muss man über dieses System Klarheit verschaffen. Dann muss man fragen, wer zuständig ist. Wenn niemand zuständig ist, müssen wir fragen, ob es Kompensation gibt. Wenn es keine gibt, müssen wir den Leuten erklären, dass es in Eupen von sechs Unterstützungsmöglichkeiten nur drei gibt, in Membach aber alle sechs. So kann man nicht arbeiten."
Trotzdem soll der Wiederaufbau für den Bürger so einfach wie möglich gehalten werden. Ein Pavillon auf dem Scheiblerplatz soll juristische oder bauliche Beratung bieten, vermitteln und helfen. "Wir sind im Moment dabei, so eine Art Stundenplan zu organisieren, um dann in den nächsten Wochen Sprechstunden vor Ort anzubieten oder vielleicht auch mal einfach nur eine Tasse Kaffee da zu trinken", erklärt Claudia Niessen.
Vor allem die älteren Generationen sollen zuerst angesprochen werden. Der Pavillon, der von einer Spendenaktion des Roten Kreuzes unterstützt wird, soll eine Art Treffpunkt werden. Und das wahrscheinlich für einige Zeit. Denn da ist sich das Gemeindekollegium sicher: "Diese eine Nacht wird uns noch Jahre beschäftigen".
Andreas Lejeune