Eine Woche ist es nun her, dass die Opposition in Lontzen mit Anschuldigungen gegen die Mehrheit an die Öffentlichkeit gegangen ist. Von "fragwürdigem Personalmanagement und Überwachungsmethoden" war und ist die Rede.
"Ich will nicht alle über den gleichen Kamm scheren. Aber beim Bürgermeister und mehreren Schöffen fehlt die Managementkompetenz, mit Leuten umzugehen und Vertrauen zu geben, die Macht nicht zu missbrauchen, die sie bekommen haben", so Roger Franssen letzte Woche Freitag im Interview mit dem BRF.
Im Grunde geht es darum, dass für die Opposition der Umgang des Gemeindekollegiums mit den Menschen - das beinhaltet den Gemeinderat, die Mitarbeiter der Gemeinde, aber auch die Bevölkerung - schier menschenunwürdig ist. Mehrfach habe die Oppositionsfraktion Union versucht, die möglichen Missstände anzusprechen und aus der Welt zu schaffen.
Auf diese Äußerungen folgt jetzt auch die Reaktion der beiden Gemeindekoalitionspartner Energie und Ecolo. Bürgermeister Patrick Thevissen möchte dabei vieles klarstellen. "Die Vorwürfe gehen natürlich in alle Richtungen. Sie sind diffus und mit diffusen Vorwürfen kann man immer jemanden erreichen. Das ist auch das Ziel des gesamten Vorgangs."
Umgang mit den Mitarbeitern
Für Energie und Ecolo geht es darum, diese Vorwürfe zu ordnen. Ein Vorwurf, der den Bürgermeister besonders trifft ist der genannte schlechte Umgang mit den Mitarbeitern der Gemeinde. Von Abmahnungen und schlechter Stimmung ist die Rede. Dem sei nicht so. Man habe vor zwei Jahren, zu Beginn der Legislaturperiode, die Beschäftigungsphilosophie ins Auge genommen und versucht daran zu arbeiten:
"In dieser Gemeinde war in puncto Personal sehr wenig in Ordnung. Das ging von der fehlenden Arbeitsordnung bis hin zu den falsch eingestuften Personalmitgliedern in den ihnen nicht gebührenden Gehaltskategorien", so Thevissen. "Das waren alles Missstände, die wir in Angriff nehmen wollten. Nicht um das Personal zu gängeln, sondern um das Personal gerade eben aufzuwerten in den richtigen Stufen."
Natürlich ist aber ein höheres Gehalt nicht die Lösung aller Probleme. Die Opposition fordert daneben auch einen Mobbingbeauftragten für die Mitarbeiter, um Probleme im sozialen Umfeld und die mag es wohl bei jeder Arbeitsstelle geben, aus dem Weg zu räumen.
In der Tat gibt es einen Mobbingbeauftragten nicht in der Gemeinde Lontzen, aber mit anderen Mitteln habe man sich an die Beschäftigten gewandt: "Natürlich gibt es Spannungen. Das ist überall so, wo Menschen aufeinandertreffen und auf diese Spannungen haben wir auch reagiert", erklärt der Bürgermeister. "Dann haben wir Personalgespräche geführt. Wenn ein Mitarbeiter sagt, dass er seine Arbeit nicht richtig machen kann, dann soll man mit dem Mitarbeiter sprechen und dann schaut man: Wo liegt der Hase im Pfeffer und wo haben wir die Lösungen."
"Ich muss dies dann auch zur Gelegenheit nehmen um eine Berichtigung zu machen", fügt Thevissen noch hinzu. "Herr Franssen und seine Follower sagen, man hätte Abmahnungen gesprochen. Es gibt keine Abmahnungen eines Mitarbeiters, so wie die Partei der Union das darstellt."
Auf der anderen Seite lässt sich ein zweites großes Thema aus den Anschuldigungen herausziehen. Dabei geht es um Aussagen, die in der Vergangenheit auf Facebook getätigt wurden und die jetzt mit in den Rundumschlag der Opposition eingeflossen sind. Betroffen davon ist Yannick Heuschen, der für Ecolo im Gemeindekollegium sitzt.
"Da sind wir bei dem Thema, dass man sich einzelner Elemente bedient und die aus dem Kontext reißt", findet Yannick Heuschen, der den Kontext so erklärt: "Wir haben den Konflikt, der im Gemeinderat angesprochen wird und der richtiggestellt wird und in dem Reue gezeigt wird." Auch Verbesserungen seien versprochen worden: "Die auch effektiv eingehalten wurden. Aber dieses Element jetzt wieder rauszupicken, das in seinem realen Kontext eigentlich bereinigt ist, entspricht einfach nicht der Realität."
Miese Politik
Die Mehrheit aus Energie und Ecolo sieht sich nicht fehlerfrei. Aber einige Vorwürfen kann das Gemeindekollegium aus der Welt schaffen: "Wir dürfen nie vergessen, es gibt zwei Ebenen in diesem Thema. Die eine Ebene ist die sachliche Ebene des Personals und die andere Ebene ist die Ebene des politischen Spiels. Das ist die Diskreditierung des Bürgermeisters, des Schöffen, der Leute etc. Damit muss man leben, das ist Politik, das ist miese Politik", so die Meinung des Bürgermeisters.
"Und ab dem Moment, wo man weiß, dass man alles tut, um es bestmöglich zu machen, trotz aller Fehler, dann ist man persönlich im Reinen mit sich selbst", so Thevissen, der lieber nach vorne blicken würde: "Der Moment, wo das Zeugnis erteilt wird, ist das Jahr 2024."
Opposition und Mehrheit in Lontzen müssen eine gemeinsame Lösung finden. Anders bleibt das Problem im Raum stehen und das sollte es nicht bis ins Jahr 2024.
Lontzen: Union-Fraktion übt Kritik am Personalmanagement der Gemeinde
Robin Emonts