Vor drei Jahren starb bekanntlich der Student Sanda Dia, nachdem er Fischöl trinken und stundenlang in einem Erdloch voller Eiswürfel ausharren musste. Noch diese Woche hat die VUB, die freie Universität Brüssel, eine Studentenvereinigung wegen Demütigung junger Studenten verwarnt und ihre Aktivitäten untersagt.
Kein Verständnis für eskalierende Studententaufen
"Was da in Löwen passiert ist mit Sander Dia ist natürlich schrecklich. Dafür haben wir absolut kein Verständnis. Wir verstehen nicht, wie Menschen, die sich auch als Akademiker ausgeben möchten, so etwas tun können. Da fehlen einem die Worte", sagt Maxim Luxen, Präsident der deutschsprachigen Studentenvereinigung Eumavia in Lovain-la-Neuve.
"Für mich hat das nicht mehr viel mit einer Taufe zu tun. Die Taufe ist ein Ritual. Und Rituale gibt es schon seit Jahrhunderten in den verschiedensten Kulturen. Die Studententaufe ist ein Ritual unserer studentischen Kultur und Tradition hier in Belgien", so der 22-jährige Kommunikationsstudent.
Charta mit der Universität Neu-Löwen
Damit die Grenzen des Zumutbaren nicht überschritten werden, hat die Studentenvereinigung eine Charta mit der Universität Neu-Löwen ausgearbeitet. Da gibt es strenge Regeln, an die man sich zu halten hat: "Ein Beispiel, was ich gerne geben möchte, denn persönlich werde ich immer darauf angesprochen 'Studententaufen, das ist ja nichts anderes als banal ausgedrückt Saufen'. Bei unseren Tauf-Aktivitäten ist Alkohol komplett untersagt", stellt Luxen klar.
"Das heißt alle, die verantwortlich sind, um die Menschen zu taufen, aber vor allem auch die, die ihre Taufe machen, dürfen keinen Alkohol konsumieren oder konsumiert haben vor der Aktivität. Es geht um die Sicherheit der Personen, denn der Sinn der Taufe liegt darin, den Menschen beizubringen, was Solidarität und Zusammenhalt ist. Das sind essenzielle Dinge, ohne die eine Vereinigung wie die unsere gar nicht weiterbestehen könnte. Eine Studentenvereinigung ist nämlich mehr als nur Bier trinken."
Die Teilnehmerzahlen in Neu-Löwen hätten sich nicht verändert, berichtet Luxen. Studenten, die getauft werden, könnten zu jedem Augenblick mit der Zeremonie aufhören. Die Sicherheit aller Teilnehmer werde gewährleistet.
"Wir haben sogar dieses Jahr noch mehr Bleus gehabt, die die Taufe antreten, weil es Covid-19 gab und die Taufe letztes Jahr nicht stattfinden konnte. Deswegen ist die Teilnehmerzahl in diesem Jahr viel höher gewesen."
Nicht alle über einen Kamm scheren
Eine Botschaft ist dem 22-jährigen Studenten sehr wichtig: "Was ich auf jeden Fall hinzufügen möchte, ist, dass man nicht alle Studententaufen über einen Kamm scheren kann. So etwas, was in Löwen passiert ist mit Sander Dia, ist die Ausnahme. Es gibt so viele Studentenvereinigungen, bei denen die Taufe sicher verläuft, wo alle Studenten die Taufe abschließen und danach glücklich sind, dass sie Mitglied sind", schließt Maxim Luxen ab.
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