Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel wünscht man sich im Allgemeinen nicht nur unter Seefahrern und Bootskapitänen. Genau das war aber in diesem Sommer nicht das Problem für die Flotte der Lütticher Flussschiffahrt - eher im Gegenteil.
Die schweren Überschwemmungen vom Juli sorgten auch weiter flussabwärts dafür, dass im Fahrplan Abstriche gemacht werden mussten. Die anhaltende Corona-Krise tat ein Übriges dazu, sagt der Welkenraedter Claude Klenkenberg, der als Provinzabgeordneter für den Tourismus zuständig ist.
So konnte die anvisierte Zahl von Fahrgästen bei Weitem nicht erreicht werden: nicht einmal 18.000 waren es in diesem verhagelten Sommer. 2019 - also im letzten „normalen“ Jahr vor Corona - waren es immerhin 41.000 Passagiere.
Dabei hatten die Verantwortlichen vor dieser Saison auf eine längerfristige Absicherung der Flussfahrten Kurs gesetzt: Mit der Gesellschaft Nautic Loisirs hatte sie einen neuen Dreijahresvertrag abgeschlossen, der zweimal erneuert werden kann, was also eine Perspektive bis 2030 böte.
Nicht nur dem Tourismus dient die Flussschiffahrt auf der Maas, wie Claude Klenkenberg unterstreicht: Neben der Provinz sitzt die Stadt Lüttich im Boot. Viele Bürger nutzen den Fluß-Shuttle als alltägliches Verkehrsmittel und verlören damit auf ihrem Arbeitsweg mitunter sogar weniger Zeit, als wenn sie das Auto nehmen würden.
Lüttich lässt sich an Bord der „Vauban“, der „Atlas V“ oder der „Prince Albert“ von einer ganz anderen Seite entdecken:
Das eine ist das Uferhopping von rive droite zu rive gauche, vom Pont de Fragnée über Guillemins, den Pôle fluvial und die in die Jahre gekommene Fußgänger-Passerelle im Stadtzentrum bis zum Pont Maghin oder Pont Saint-Léonard, wie die wichtige Brücke über die Maas auch genannt wird. Wenn die Arbeiten im sogenannten Ökoviertel Coronmeuse abgeschlossen sind, dürfte auch diese Haltestelle als Ein- und Ausstiegsmöglichkeit wieder hinzukommen.
Das andere sind die Flusskreuzfahrten ab Huy und Visé - oder aber statt des Ufer-Hoppings eine grenzüberschreitende Bootsfahrt zum Shopping in Maastricht.
Für die Flussfahrten in und um Lüttich heißt es dann im nächsten Frühsommer: Volle Kraft voraus! In der Hoffnung, dass die Elemente nicht wieder verrückt spielen.
Stephan Pesch