Ganz friedlich fließen Weser und Hill wieder durch die Unterstadt - fast so, als ob nie etwas gewesen wäre. Idyllisch liegt das Hotel direkt am Ufer - eine Nähe, die in der Flutnacht zum Verhängnis wurde.
Innen zeigen Hotelmanager Godfrey und Rezeptionistin Stéphanie Mengels, wie hoch das Wasser hier stand. Rund 1,70 Meter müssen es gewesen sein. Rund drei Monate sind seitdem vergangen. "Die Aufräumarbeiten sind eigentlich ganz gut voran gegangen. Wir hatten anfangs direkt nach der Überschwemmung so viel Hilfe aus der Bevölkerung, dass das unwahrscheinlich gut vorangegangen ist. Zirka nach fünf bis sieben Tagen war der größte Dreck schonmal wieder beiseite. Was bleibt, ist das Bild der totalen Verwüstung", sagt Stéphanie Mengels.
Vieles wurde bereits geschafft, aber vieles steht auch noch bevor. Nach den Aufräumarbeiten geht es jetzt um den Wiederaufbau: "Es muss eigentlich bei null angefangen werden. Die Heizung stand im Keller, momentan ist das komplette Haus ohne Heizung. Fenster sind zu Bruch gegangen, Türen sind mitgerissen worden. Wir haben keine Tische und Stühle mehr im Frühstücksraum. Die komplette Küche stand unter Wasser. Wir haben keinen Ofen mehr, keine Spülmaschine mehr. Die Brandmeldeanlage funktioniert nicht mehr, weil diese auch komplett unter Wasser gestanden hat. Wir wissen eigentlich gar nicht genau, wo wir anfangen müssen, weil es so viel auf einmal ist und das Haus immens groß ist", so Stéphanie Mengels.
Auch die Aufzüge funktionieren nicht mehr, Strom gibt es im Haus nur teilweise - die Liste der Baustellen ist lang. Aber erst mal heißt es laut der Rezeptionistin Warten: "Die Trockenphase läuft. Wir warten weiterhin noch auf einige Angebote der Handwerker, wir warten darauf, dass der Architekt seine Pläne zusammenstellt - und das Wichtigste ist: Wir warten auf die positive Rückmeldung der Versicherung. Sobald wir die Rückmeldung bekommen haben, können wir die Handwerker informieren, damit die Arbeiten losgehen."
Derzeit hänge man ein wenig in der Schwebe, erklärt Stéphanie Mengels. Eine belastende Situation auch für die acht Mitarbeiter, die jetzt wieder in Kurzarbeit sind: "Es ist nicht einfach. Zuerst anderthalb Jahre wegen Corona zuhause, dann lief das Hotel wieder super, es waren so viele Touristen da und dann kommt das Wasser und macht wieder alles zunichte und hinterlässt ein Bild der Verwüstung, was eigentlich noch viel schlimmer ist, als bei Corona. Bei Corona war alles sauber, man öffnete die Türen und die Touristen durften wieder kommen. Aber jetzt muss man leider ein bisschen mehr machen, als nur die Türe zu öffnen."
Nicht alles lässt sich einfach so ersetzen. Denn die Flut hat nicht nur Materielles zerstört, sondern auch ein Stück Hotelgeschichte, sagt die Rezeptionistin: "Es ist ein ganzes Stück Geschichte, das weggeschwemmt wurde. Wir hatten viele ältere Sachen im Keller gelagert, die sind komplett weg. Wir wissen nicht, ob sie mit dem Schlamm rausgeschafft wurden oder vom Wasser weggerissen wurden. Aber wir tun unser Möglichstes, das alles wieder aufzubauen und ab jetzt wieder positiv in die Zukunft zu schauen"
Denn Trübsal blasen, hilft ja bekanntlich auch nicht weiter - und so wird voller Erwartung der Wiedereröffnung entgegen gefiebert. Wann die sein wird, ist aber noch unklar: "Wir haben schon mehrere Daten angepeilt, um wieder zu starten. Aber die sind bis jetzt alle über den Haufen geworfen worden. Wir wollten anfangs schon Mitte September den Hotelbetrieb wieder anlaufen lassen. Dann hatten wir auf Oktober verschoben, dann auf November. Aber ich gehe jetzt vielleicht mal von Januar aus, dass man sagt: Neues Jahr, neues Glück. Aber ob es wirklich dabei bleibt, weiß momentan keiner", so Stéphanie Mengels weiter.
Der Wille, den Hotelbetrieb zeitnah wieder aufzunehmen, ist in jedem Fall da. Jetzt müssen nur noch die Handwerker und die Versicherung mitspielen.
Melanie Ganser