Die Frage ist komplex, sie polarisiert und sie ist hochpolitisch. Politiker oder Behörden haben bereits teilweise für sich entschieden, ob sie gendern oder nicht. Und auch Institute beschäftigen sich seit langem mit der Frage.
Dazu gehört auch der Rat für deutsche Rechtschreibung. Mitglieder des Rates sind alle deutschsprachigen Länder. Auch die DG ist dort durch Heinz Bouillon vertreten. Er leitet die Arbeitsgruppe für geschlechtergerechtes Schreiben.
„Diese Sachen sind kontrovers. Die einen meinen, dass sie unökonomisch sind und dass man sich doch in der Sprache eher leichter, ökonomisch ausdrückt", so Bouillon. "Und die anderen wollen mehr politische Gerechtigkeit in die Sprache bringen. Was dann auch die Sprache zu einem Instrument macht, für eine Veränderung der Vorstellung der Rollen.“
Doch ist Sprache tatsächlich ein Instrument zur Veränderung? Hier zeigt sich bereits eine Bruchlinie. Die einen beantworten diese Frage klar mit ‚Ja‘. Dazu gehört auch Sabine Bausch. Sie hat als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aachen an der Diskussion teilgenommen.
„Sprache drückt das aus, was wir denken. Und drückt auch das aus, was wir sehen und wahrnehmen", sagt Bausch. "Wenn ich zum Beispiel das Wort Chefarzt einfach so in den Raum stelle und Sie bitte ‚Was haben Sie jetzt gerade für ein Bild vor Augen?‘. Dann wird es höchstwahrscheinlich eher ein älterer Mann gewesen sein mit seinem Kittel anstatt einer Frau mit Kittel. Es geht darum, dass wir schauen, was eigentlich die Wirklichkeit ist und was wir mit Benutzen der Sprache repräsentieren.“
Die anderen sehen Sprache nicht als den primären Weg zur Veränderung, in dem Falle also zur Gleichstellung von Mann und Frau. So sieht es auch Julia Ruhs, Volontärin beim Bayerischen Rundfunk. Sie war die zweite Diskutantin der Matinée.
„Wenn man was für Gleichberechtigung tun will, dann muss man das in der Realität ändern", meint Ruhs. "Also vielleicht bei der Bezahlung von Frauen oder generell von Mitarbeitern schauen, dass alle gleich bezahlt werden. Aber nicht in die Sprache eingreifen, um was zu verändern. Weil letztendlich muss sich das Denken dahinter ja verändern. Und wenn wir die Sprache verändern, um das Denken zu verändern, dann finde ich überlasten wir die Sprache.“
Im Austausch mit dem Publikum wurden verschiedene Aspekte der Thematik hervorgehoben. Woher stammt der Begriff ‚gendern‘ eigentlich? Welche Rolle spielt das Geschlecht ‚divers‘ in der Diskussion? Und wie sieht die Sachlage eigentlich in Belgien aus? Es entwickelte sich eine ausgewogene Diskussion, die Fragen beantwortete, aber auch neue Fragen aufwarf. Im Anschluss wünschte Sabine Bausch sich mehr Verständnis für das Thema.
„Klar wünsche ich mir eine Anerkennung der Thematik", so Bausch. "Dass man sagt, das ist Quatsch, wir haben doch das generische Maskulinum, das reicht. Da bin ich der Meinung, das ist autoritär und zu kurz gegriffen. Insofern würde ich mir wünschen, wir hätten mehr solcher Veranstaltungen wie heute. Wo einfach klar wird, das sind die Standpunkte, es gibt Gründe dafür und dagegen.“
Mit der Diskussion ist das Thema auch in Ostbelgien angekommen. Und das sei auch gut so. Denn hier, und da waren sich die Beteiligten einig, muss die Diskussion ums Gendern erst noch stattfinden. Das wird sie ganz bestimmt. 2023 findet in Eupen das Abschlusstreffen des Rates für Rechtschreibung statt. Dann möchte der seine letzte Empfehlung zu dem Thema abgeben.
Andreas Lejeune
Wer gendert ist geisteskrank und vom täglichen Leben nicht zufriedenstellend ausgelastet ...!!! Jawoll!
Na ja, "nicht zufriedenstellend ausgelastet" da bin ich ja noch mit dabei, aber geisteskrank würde ich nun nicht sagen, Herr van Daalen. Man will damit auch letzlich dokumentieren, das man mit dazu gehört, angepasst ist, ein "richtiger" Mensch ist.
Ob die Genderei dann auch tatsächlich der Überzeugung entspricht steht auf einem anderen Blatt.
Das, Her van Daalen, ist genau der Stil von Diskussion, die wir in dieser Sache nicht brauchen können - wer gendert, ist nicht geisteskrank, sondern er glaubt damit etwas verändern und verbessern zu können. Sie werden ihn mit solcher Polemik nicht davon abbringen, sondern nur vor den Kopf stoßen. Wichtig ist klarzumachen, dass Gendern eine künstliche und unnatürliche Sprache schafft, dass es mehr Verwirrung und Schaden verursacht, als es Nutzen bringt. Das lässt sich leicht belgen. Was auch in dieser Diskussion wieder viel zu wenig beachtet wurde, sind die Folgen für das ganze Sprach- und Denkgefüge. Nicht der Genderstern ist das Problem, sondern dessen grammatische und logische Auswirkungen, die Sprache wird nicht eindeutiger sondern missverständlich, die Geschlechterbezüge nicht klarer, sondern unklarer.
Wer gendern will, sollte sich erst einmal mit der Systematik der Sprache auseinandersetzen.
Claus Günther Maas , Verein Deutsche Sprache Aachen.
Herr Maas.
Sie haben recht.
Für mich ist Gendern eine reine Äußerlichkeit ohne praktischen Nutzen, potemkinsche Dörfer anders ausgedrückt. Es nutzt zum Beispiel keiner Frau, die in ihrer Funktion schlechter bezahlt wird als ein Mann.
Im gleichen Atemzug kann man auch die Umbenennung politisch unkorrekter Bezeichnungen nennen. Da wird aus der Zigeunersauce eine Sauce ungarische Art. Den Sinti und Roma nutzt das nichts. Höchstens Knorr kriegt ein besseres Image und einen höheren Aktienkurs. Oder bei Pipi Langstrumpf wird der Negerkönig plötzlich zum Problem..
Gendern stört das Verstehen und Verstandenwerden. Man bemüht sich noch, das halb verschluckte oder ganz triumphierende "innen" des elitären Mitmenschen einzuordnen, da hat der schon seinen Satz voran getrieben. Bei eigenen Sätzen muss man ständig überlegen: "darf ich das noch sagen oder eher nicht?" Wenn ich im Restaurant ein Schnitzel mit Pilzen bestelle, muss ich nicht nur daran denken, ob das "Jägerschnitzel" diskriminierend ist und dann noch, ob es jetzt nicht "Jäger*innen-Schnitzel" heißt. Was gilt für das Getränk "Negrito" und muss ich nun den "Hebämmerich" in meinen Wortschatz aufnehmen? Deutsche Sprach schwäre Sprach, oder wa?
Wer es für relevant hält, mit welchen primären Geschlechtsmerkmalen jemand durchs Leben läuft, sollte sich auch die Zeit nehmen, von Chefärztinnen und
Chefärzten etc. zu reden! Gendersternchen sind eine Beleidigung fürs Auge… und erst recht fürs Ohr!
Die große Frage: Ändert man durch Änderung der Sprache die Realität? Oder ist sie "nur" Ausdruck einer veränderten Realität? - Man kann das als offene Forschungsfrage betrachten. Für ersteres scheint ein Philosoph wie Ludwig Wittgenstein zu sprechen, bei dem sich allerdings das Problem auftut, dass er keine Definition für "Sprache" liefert. Ich persönlich tendiere zu letzterem. Und glaube von daher, dass das Projekt "Gendern" scheitern wird. Freue mich jetzt schon auf die gewundenen Erklärungen von Sendern, Universitäten und anderen Institutionen, wenn sie feststellen, dass sie einer Mode aufgesessen sind, die dann per definitionem auch mal vorbei war. Der preussische Adel hat mal eine Zeit lang (auch) Französisch gesprochen - es kräht heute kein coq mehr danach. Wenn man die Realität (und damit die sie ausdrückende Sprache) ändern möchte, sollte man die Realität ändern.
Sogar in der DDR sagte man „Frau Ingenieur.“
Die Menschen im Osten damals waren im alltäglichen Umgang damit viel weiter als dieser linke Genderismus im westlichen Neo-Marxismus.
Und das Tolle daran: In einer von vielen Theorien dieser „Gender-Forschung“, eine Pseudo-Wissenschaft, gibt es nur EIN Geschlecht! denn das weibliche und männliche Geschlecht sind „soziale Konstruktionen“. Diese Fantasten würden am liebsten Uni-Sex-Toiletten aufstellen.
Wer leugnet, dass ein jeder Mensch einen biologischen Vater und eine biologische Mutter hat, also dass zwei natürliche Geschlechter von Nöten sind, um Menschen zu kreieren, der hat nicht alle Latten am Zaun.
Summa summarum: Wenn es doch angeblich nur ein Geschlecht gibt und nur soziale Konstruktionen sind, warum dann dieses umständliche und ermüdende „-er*innen“? Damit konstruktieren die ‚Genderologen‘ doch etwas, was es nicht gibt, nämlich soziale Geschlechtsunterschiede!!!???🤔🤔🤔
Diese Gender-Forschung widerspricht sich in vielerlei Hinsicht selber in ihren eigenen Aussagen.
Also weg mit dem Quatsch.