Afrikanische Hochkultur in Eupen - das klingt weit hergeholt, doch damals, 1991, lag es fast auf der Hand, als der Tänzer und Kulturschaffende Marc François die Idee dazu hatte. Sie musste nicht einmal lange reifen: "Das war ein Moment der Spontaneität, weil ich damals auch als Tänzer und Solist in einem Ballett tanzte in Brüssel - Africa Diaspora & Art - und diese Produktion eigentlich nach Eupen bringen wollte. Ich war Mitarbeiter des Kulturellen Komitees der Stadt Eupen und wir veranstalteten regelmäßig so Folklore-Abende damals im Jünglingshaus und da war dann für mich klar als Künstler, Tänzer und Organisator: Das musst du jetzt nach Eupen bringen. Und so ist die African Night entstanden."
Wie es vor 30 Jahren losging
Dabei ging es nicht nur darum, ein paar Musiker auf die Bühne zu bringen. Afrikanisches Ballett war von Anfang an das zentrale Ereignis. Und: Die Illusion einer afrikanischen Atmosphäre sollte perfekt sein. "Schon zu der Zeit hatten wir den Raum ganz eingekleidet, das gehört nämlich auch sehr stark zur African Night, dass wir den Raum ganz umgestalten, dass die Leute wirklich in eine andere Welt versetzt werden und sozusagen auf Reisen gehen."
Das Ganze war als einmalige Veranstaltung gedacht. Doch das Jünglingshaus platzte 1991 aus allen Nähten, die African Night geriet zu einem rauschhaften Fest. Sofort war klar: Es musste ein zweites Mal geben: "Es war einfach nur ein zweites Mal. Nach dem zweiten Mal wurde die Sache klar für uns: Jetzt werden wir das durchziehen, also das wird jetzt fast nicht mehr zu bremsen sein, weil die zweite Auflage auch fantastisch war. Da hatten wir Stuhlreihen - eigentlich passte das nicht - und die Leute störten sich einfach nicht mehr an den Stühlen, sondern tanzten zwischen den Stuhlreihen. Es war damals Adesa aus Ghana, die das Publikum mitgerissen hatte."
Ein voller Erfolg
Auf Adesa folgte über die Jahre die Crème de la Crème vor allem der westafrikanischen Musikszene und die Eupener African Nights sprachen sich über die Grenzen hinaus herum, zogen Besucher aus Brüssel, aus Köln und von weiter her an. Dass die African Nights mehr geworden sind als eine eingekaufte Folklore, sondern dass sie zu einem spürbar authentischen Fest geworden sind, wäre ohne Marc François’ innige Verbindung mit der Kultur vor Ort in Afrika undenkbar gewesen. Die reicht fast so weit zurück wie seine Beziehung zum Tanz: "Ich habe eine gute Mutter, die auch eine leidenschaftliche Tänzerin ist und mein Großvater auch. Als Kind habe ich mit meiner Mutter Balltänze getanzt und dann habe ich Modern Jazz, experimentellen Tanz, viele Folkloretänze gemacht und bin so auf Afrika gestoßen im Rahmen eines Workshops. Das war für mich ein Schlüsselmoment im Leben und ich habe mich direkt entschieden 'Jetzt musst du in Afrika irgendwo an einem Workshop teilnehmen' und habe dann in Gambia einen super Workshop gefunden und bin damals in Dakar gelandet."
Was in Dakar geschah
Doch in Dakar hat ihn etwas ganz anderes erwartet. Etwas, das ihn bis heute begleiten und leiten sollte: "Aus dem Flugzeug raus, im Flughafen direkt fühlte ich die Energie, die Direktheit, die Offenheit und die Spontaneität vor allen Dingen. Ich habe mich sofort zu Hause gefühlt - zwei Monate war ich damals dort - wie im Paradies. Das passte einfach zu mir, das passte zu meinen Idealen der Jugendzeit."
Was dann folgte, war ein tiefgehendes Verständnis dessen, was so viele Menschen spüren, wenn sie afrikanische Musik hören, aber vielleicht nicht mit Worten beschreiben können: "Ich habe eigentlich im Nachhinein erst verstanden, was hinter dieser ganzen Kultur, hinter diesem Tanz und hinter der Musik steckt: Das ist ganz starke Bodenverbundenheit, Erdverbundenheit, Planetverbundenheit, die die Gelassenheit in der Musik und im Tanz ausmacht und auch diese Kraft und Energie."
Das gibt es diesmal zu erleben
So wird auch die kommende African Night am 8. und 9. Oktober geprägt sein von einer tiefen Verbundenheit mit der westafrikanischen Kultur. Organisator Marc François wird sie in jeder Minute des Festivals spürbar werden lassen. Geplant bei der African Night 2021 am kommenden Wochenende sind eine große Modenschau, eine Ausstellung, ein Pop-Up-Restaurant, natürlich Konzerte, zwei Club-Nächte wie in Lagos oder Kinshasa, Tanz- und Percussion-Workshops, ein paar Überraschungen, die in der ganzen Stadt zu erleben sein werden und als Höhepunkt eine Ballettproduktion von internationalem Rang.
Markus Will