Mit dem Beschluss hätten die Vereine und Gruppen jetzt Planungssicherheit, so Franssen. Demnach können sich Karnevalisten sowohl auf Sitzungs- als auch auf Straßenkarneval freuen.
Letztes Jahr hatte Raeren schon im Sommer den Karneval wegen Corona komplett abgesagt und musste dafür auch Kritik einstecken. Dieses Jahr geht die Saison 21-22 aber über die Bühne – da sind sich Vereine und Gemeinde einig. "Unter der jetzigen Perspektive wollen wir das in Angriff nehmen", sagt Bürgermeister Jérôme Franssen, "die Gruppen müssen sich vorbereiten, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, das Signal in diese Richtung zu setzen."
Die Jecken dürfen sich demnach auf Sitzungs- und Straßenkarneval freuen. Los geht’s am 13. November mit der Sessionseröffnung der Lustigen 11. Dabei war dafür die Vorbereitungszeit schon recht knapp, erklärt Präsident Mike Fatzinger: "Planungsmäßig fehlte uns die Zeit, die Künstler von Köln oder außerhalb zu engagieren. Deswegen haben wir als Verein beschlossen, eine Sessionseröffung mit hiesigen Künstlern durchzuführen und in einem kleineren Rahmen wieder unseren Karneval zu feiern."
In die Säle rein kommt nur, wer geimpft, genesen oder getestet ist, also ein Covid-Safe-Ticket vorlegen kann. Dafür entfallen im Saal alle Einschränkungen. Nach über einem Jahr Zwangspause endlich wieder Karneval, auch wenn sich einige an die neue Freiheit wieder gewöhnen müssen. "In Gemmenich ist ja schon eine Veranstaltung gewesen", sagt Mike Fatzinger, "da sind wir auch mit einem Bus hingefahren. Einige Leute waren heiß drauf, hinzufahren, andere sind noch verhalten."
Ein ähnliches Bild präsentieren auch die anderen Gesellschaften. Der Kaltstart nach der Auszeit fällt nicht leicht. Denn die Corona-Pause hat auch dazu geführt, dass beispielsweise Tanzgruppen nicht trainieren konnten und Mitglieder verloren gingen. Doch alle Vereine bestätigen: „Der harte Kern ist noch da“ und der will den Karneval in Raeren wieder dahin bringen, wo er einmal war. Einen Prinzen hat Raeren für dieses Jahr auch gefunden. Yves Kleutgen, der Vizepräsident des Karnevalskomitees: "Der Karneval als Tradition fängt langsam an, sich zu verändern und vielleicht auch bei manchen zu schwinden. Trotzdem haben wir das Glück, für die nächste Session ein Prinzengespann auf die Beine gestellt zu haben. Ich kann sagen, dass wir danach auch noch mindestens ein Gespann fertig haben."
Die Namen bleiben bis zur Proklamation aber geheim. Nur auf einen Kinderprinzen oder eine Kinderprinzessin wird Raeren in diesem Jahr verzichten müssen. Bis zum Start in den Straßenkarneval vergehen noch einige Monate und niemand weiß genau, wie die Corona-Situation und die Auflagen Ende Februar aussehen werden. Und so hofft auch Christian Neuss, der mit dem Verkehrsverein den Karnevalszug organisiert, dass es keine bösen Überraschungen mehr gibt: "Wir haben da einen 'verantwortungsvollen Optimismus', den wir an den Tag legen, damit der Karneval so langsam wieder anlaufen kann."
Die Corona-Zwangspause hat vielen einzelnen Vereinen stark zugesetzt. Aber sie hat auch dafür gesorgt, dass die Vereine in der Krise enger zusammengerückt sind. Dass sich alle Vereine an einen Tisch zusammensetzen, sei vor Corona nicht so selbstverständlich gewesen, heißt es. Jetzt stehen die Zeichen aber auf Aufbruch, meint Mike Fatzinger von der Lustigen 11: "Wenn ich eins gelernt habe im Karneval, ist es, dass es nichts Ernsteres gibt als den Saalkarneval. Aber durch die Verjüngung der Präsidenten und Vorstände ist in den letzten Jahren wirklich ein guter Zusammenstand gekommen und wir arbeiten wohlwollend zusammen für den Raerener Karneval."
Olivier Krickel