Das Hochwasser prägt weiterhin das Erscheinungsbild des Kabelwerks. Schon der Weg hin lässt vermuten: Hier herrscht noch immer kein normaler Alltag. Immer noch türmen sich die Berge an Müll und Schutt. Auch wenn schon vieles abgetragen wurde, aufräumen und intakt setzen bleibt für den Großteil des Hauptwerks die tägliche Aufgabe.
Die Instandsetzungsarbeiten zeigen sich dabei sehr kompliziert, denn quasi alle Hallen des Kabelwerks sind betroffen. Es macht also Sinn, Halle für Halle zu reinigen, damit stellenweise die Produktion wieder starten kann. Aber leider geht das nicht so einfach, denn für die Kabelproduktion braucht es das Zusammenspiel verschiedener Hallen.
"Wir haben einen Drahtzug, damit startet der Prozess" erklärt der Generalsekretär des Kabelwerks, Hermann-Joseph Bernrath. "Der liefert den Draht an und je nach Isolation, Ummantelung oder was auch immer geht das über verschiedene Maschinen und Maschinengruppen, sodass wir in den anderen Produkten, die jetzt da folgen, alle Hallen benötigen. Wir schaffen es aber nicht, alle Hallen in Betrieb zu nehmen und wir werden dann nach Maschinen vorgehen - Maschinen, die uns in den Produktionsprozess möglichst schnell ans Ziel bringen."
Glücklicher kann Bernrath auf die Hochfrequenzabteilung schauen. In der HF-Halle laufen einige Maschinen wieder. Die Elektronik konnte vergleichsweise schnell ersetzt werden und in zwei Schichten wird wieder produziert. Der Unterschied zum Rest des Hauptwerks liegt auf der Hand: "Die HF-Halle ist ein eigener Markt, ein eigener Bereich. Sie ist nicht abhängig von den anderen Produktionsstufen hier im Werk. So können wir hier mit einer eigenen Kundschaft relativ zügig an den Markt kommen, weil die Anlagen hier nicht so stark vom Wasser betroffen waren."
Trotzdem musste das Kabelwerk nach dem Hochwasser einen kompletten Produktionsausfall hinnehmen und dieser hat viel Geld gekostet. Ziel ist es also, so schnell wie möglich wieder produzieren und vor allem verkaufen zu können. In der Hochfrequenzabteilung ist beides wieder möglich.
"Bei den anderen sind wir noch nicht im Verkauf. Wir sind auch im Bereich Kabel noch unter Force Majeure. Im Rohrwerk konnten wir die aufheben, nicht im Bereich Kabel und auch nicht im Bereich Schaum. Das heißt, dass wir da vor dem Kunden in eine neutrale Zone kommen: Wir brauchen nicht liefern, aber wir müssen schauen, was mit dem Kunden passiert."
Im Schaumwerk dauert es noch etwas bis zur ersten Produktion. Denn auch in der Oestraße, auf der anderen Seite der Weser, hat das Hochwasser hohen Schaden angerichtet. "Die sind auch dabei, noch zu reinigen und die Anlagen instand zu setzen. Die sind auch beschäftigt mit den Schaumblöcken, die sind sperrig, die müssen getrennt werden, was ist nass, was nicht, weil die Entsorgung kostet auch eine Menge Geld."
Und das ist alles nicht so einfach. Zum einen ist es schwer zu sehen, ob die Schaumblöcke noch feucht sind, zum anderen wird es immer schwieriger, sie zu trocknen. Der Winter steht bevor und Heizungen funktionieren noch nicht. Die kalte Jahreszeit stellt die Standorte in der Eupener Unterstadt also vor neue Herausforderungen.
Da bleibt die Frage: Ist es nicht einfacher umzuziehen und neu zu starten? Nein, sagt Hermann-Joseph Bernrath. "Wir müssen mit dem, was wir haben, vorankommen. Wenn wir auf einer grünen Wiese starten, dann können wir gar nicht loslegen. Also die einzige Möglichkeit ist, hier schnell loszulegen."
Besonders schnell konnte es im Rohrwerk wieder los gehen. Innen läuft die Produktion auf Hochtouren. Nur draußen braucht es noch einige Zeit, um alles aufzuräumen. Die Produktion hatte da aber natürlich erstmal Priorität. Wann überall wieder die Maschinen laufen, ist schwer zu sagen. Die Hoffnung auf bessere Zeiten treibt alle Beteiligten aber an. Damit in baldiger Zukunft die Normalität in das Eupener Kabelwerk zurückkehrt.
Robin Emonts