Frau Tilgenkamp, wie fühlen Sie sich an Ihrem letzten Arbeitstag als Prokurator des Königs?
Ich fühle mich gut, habe auch heute noch viel zu tun: Ich habe gleich noch eine Versammlung in St. Vith mit dem Polizeichef und den Bürgermeistern. Heute Nachmittag auch noch Versammlungen. Also ich kann mich nicht beklagen. Ich hätte auch heute noch eine Versammlung in Brüssel und eine in Mons gehabt. Also es geht mir gut.
Es ist ja auch nicht so, dass Sie Ihren Beruf verlassen. Sie verlassen die Funktion als Prokurator, aber Sie bleiben ja in der Stadt …
Ja, genau. Ich bleibe in der Staatsanwaltschaft, ich bleibe in Eupen. Ich gebe eigentlich nur einen Teil meiner Arbeit ab: den ganzen Bereich Management. Diesen Bereich gebe ich ab. Aber ich habe ja auch daneben Akten bearbeitet und Gerichtsverhandlungen geführt. Und das bleibt eigentlich alles so wie bisher. Also es ändert sich nicht viel. Ein kleiner Teil ändert sich nun.
Inwiefern ist Ihre Nachfolge geregelt?
Meine Nachfolge ist nur teilweise geregelt, insofern als die Stelle veröffentlicht worden ist, dass sich auch ein Kandidat auf diese Stelle beworben hat. Der Hohe Rat für Justiz sieht sich den Kandidaten am kommenden Freitag an und wird dann entscheiden, ob der Kandidat dem Minister zwecks Ernennung vorgeschlagen wird oder nicht. Also wir müssen bis Freitag warten und ich hoffe, dass der Kandidat vorgeschlagen wird und dann würde das der zukünftige Prokurator werden.
Und wenn nicht, wie geht es dann weiter?
Wenn er nicht vorgeschlagen wird, dann wird die Stelle neu veröffentlicht werden müssen und dann müssen wir mal sehen, wer sich bewirbt. Ich kann es nicht mehr.
Sie können das Amt nicht mehr wahrnehmen, weil die Amtsdauer auf zwei fünfjährige Mandate festgelegt ist. Sie haben aber schon angedeutet, dass Sie durchaus weitergemacht hätten, wenn es nur an Ihnen gelegen hätte ...
Ja, ich hätte gerne weitergemacht. Ich hätte noch gerne ein Mandat von fünf Jahren dran gehangen. Das ist nicht möglich. Die Mandatsdauer ist festgelegt. Es sind fünf Jahre, die einmal erneuert werden können, also maximal zwei Mal fünf Jahre. Und danach kann man sich nicht mehr als Prokurator in dem Gerichtsbezirk bewerben, wo man Prokurator war. Ich könnte mich wohl als Prokurator zum Beispiel in einem anderen Bezirk bewerben, wenn dort eine Stelle ausgeschrieben würde.
Aber Sie haben schon gesagt, dass Sie in Eupen bleiben wollen ...
Ja, ich bleibe in Eupen. Ich mache die Arbeit hier sehr gerne. Ich habe eine sehr gute Mannschaft. Es herrscht ein sehr gutes Arbeitsklima und es besteht für mich kein Grund, Eupen zu verlassen.
Wenn Sie jetzt auf diese zehn Jahre zurückschauen, was bleibt Ihnen besonders in Erinnerung? Was war besonders prägend?
Besonders prägend - und nicht gerade im positiven Sinne - war eigentlich die Justizreform im Jahre 2014, wo dann doch die Justizlandschaft ziemlich durcheinandergewirbelt wurde. Wir sind von 27 Gerichtsbezirken auf zwölf Gerichtsbezirke heruntergegangen. Damals gab es viele kleine Gerichtsbezirke. Eupen war nicht nur ein Zwerg unter Riesen, sondern es waren mehrere Zwerge da, wie zum Beispiel der Gerichtsbezirk Marche-en-Famenne. Und jetzt ist es so, dass wir eigentlich der einzige kleine Gerichtsbezirk sind. Ein Exot in vielerlei Hinsicht aufgrund unserer Sprache. Auch weil bei uns der Prokurator gleichzeitig Arbeitsauditor ist und weil wir sehr klein sind.
Damals waren auch von den 27 Prokuratoren doch einige Frauen. Jetzt ist es so, dass von den bestehenden Prokuratoren nur noch eine andere Frau, nämlich die Prokuratorin von Halle-Vilvoorde, da ist. Damals war auch die Atmosphäre ganz anders. Man traf sich weniger häufig, aber dafür war es geselliger. Man hatte auch mehr Zeit, über Themen zu sprechen, als man jetzt hat. Jetzt, seit der Justizreform, hetzt eigentlich jeder nur noch von Termin zu Termin, weil es auch viele Veränderungen durch die Justizreform gegeben hat. Im Informatik-Bereich, im Management-Bereich, im Verwaltungs-Bereich. Und ich weine eigentlich der Zeit hinterher zwischen 2011 und 2014, die eigentlich die schönste Zeit war und, wie gerade angesprochen, zu der Zeit gab es auch viele Frauen in dieser Funktion.
Es wird viel von Gendern gesprochen. In Bereichen wie der Justiz oder dem Militär, da gibt es noch immer diese Funktionsbezeichnungen wie "Prokurator" nur in männlicher Form. Hat Sie das gestört?
Ganz im Gegenteil. Ich hasse eigentlich den Begriff Frau Prokuratorin. Ich finde das irgendwie nicht so gut. Mich stört es absolut nicht, dass ich Frau Prokurator genannt wurde und das ganze Gendern, finde ich, ist Quatsch.
Was unterscheidet denn einen kleinen Gerichtsbezirk wie Eupen von den anderen?
Also nehmen wir proportional die Anzahl Akten, die pro Staatsanwalt anfallen. Da sind wir völlig gleichzusetzen mit Lüttich. Hier in Eupen bearbeitet ein Staatsanwalt genauso viele Akten pro Kopf, wie ein Staatsanwalt in Lüttich bearbeitet. Die Kriminalität ist etwas anders. Wir haben zum Beispiel nicht diese Kriminalität, die von Jugendbanden ausgeht, die im urbanen Bereich eine ganze Serie von Straftaten begehen. Das haben wir nicht. Dann auch die großen Gewaltverbrechen. Ich rede jetzt hier von Mordfällen, wo man in Lüttich doch einige pro Monat hat. Da haben wir hier statistisch gesehen einen alle drei bis vier Jahre. Diese Gewaltverbrechen haben wir weniger, da unterscheiden wir uns schon. Aber was jetzt Einbruchsdiebstähle oder Delikte gegen Personen, wie Körperverletzungen, innerfamiliäre Gewalt, Drogendelikte angeht, da sind wir keine Insel und völlig vergleichbar mit anderen Bezirken. Aber es gibt gewisse Formen der Kriminalität, die wir eben nicht so haben.
Stephan Pesch
Frau Tilgenkamp hat Recht, Gendern ist Quatsch.
Da pflichte ich Frau Tilgenkamp ... und Herrn M. Scholzen bei.
Endlich mal "jemandin/jemand" in herausgehobener Funktion, "die/der" sich traut, das auszusprechen, was die allermeisten denken, wenn man sich so umhört.
Dieses penetrante "Prokuratorinnen und Prokuratoren" (Warum werden die Frauen immer zuerst genannt? "Soldatinnen und Soldaten" = "Ladies first" beim Sturmangriff?), "Prokurator:innen", "ProkutatorInnen",
Prokurator-innen", "Prokurator/innen" nervt nur, zumal, wenn jeder (und natürlich jede) nach ihrem/seinem Gusto schreibt.
Beim einem längeren Text stört es den Lesefluss ungemein, wenn "man/frau" oder "frau/man" alle Naselang über solche Konstruktionen stolpert.
Frage: Wer hat das eigentlich beschlossen?
Im Übrigen wird die deutsche Sprache nicht nur dadurch regelrecht verhunzt:
Katastrophale Rechtschreibkenntnisse, gefördert durch sogenannte Rechtschreibreformen, völlig überflüssige Fremdwörter, "Verenglischung",
Hier ein Zitat, das die Absurdität dieser "gendergerechten" Ausdrucksweise parodiert:
"Wenn man/frau mit seinem/ihrem Partner/in zusammenleben möchte, dann wird er/sie zu ihr/ihm in seine/ihre Wohnung ziehen.
Wenn frau/man mit ihrem/seinem Partner/in zusammenleben möchte, dann wird sie/er zu ihm/ihr in ihre/seine Wohnung ziehen."
Herr Schleck, ich geniesse es, mich Ihren Ausführungen anschließen zu können!
Wer diese Gender- Aufführung beschlossen hat, werden wir wohl nie erfahren. Ich vermute da irgendwelche manipulativen Weltverbesserer hinter. Vermutlich wird auch gegendert, um zu proklamieren, das man "dazu" gehört und man ganz besonders angepasst ist.
Gerne greife ich Ihren Gedanken auf, warum die Frauen zuerst genannt werden sollen. Das erschließt sich mir auch nicht. "Sehr geehrte Herren und Damen!" finde ich auch akzeptabel! Den Prinzessinnen- Bonus gibt es ja in der Gleichberechtigung nicht mehr. Kavaliere haben auch ausgedient.
Mal gespannt, was die Damen davon halten.
Herr Schallenberg
Herr Schleck
Keine Ahnung, wer dieses Gendern erfunden hat. Wahrscheinlich Leute, die eine Daseinsberechtigung und staatliche Zuschüsse brauchten. Da wurde wie so oft ein Problem einfach kreiert. Mit der Gleichberechtigung Mann-Frau hat das nichts zu tun, denn es ändert sich nichts in der Realität. Die Lohngerechtigkeit ändert sich nicht durch Gendern. Das ist eine reine Fassade.
Mich stört es ganz massiv, dass Frauen in der deutschen Sprache hierzulande kaum vorkommen. Ich bin Bürgerin, Wählerin, Steuerzahlerin, ich bin eine Frau. Ich möchte weder sprachlich ignoriert noch nur gönnerhaft "mitgemeint" sein, sondern angesprochen werden als das, was ich bin. Die Sprache bestimmt nämlich das Denken. Sie machen es sich da mit Verlaub ein bisschen einfach, sehr geehrte Kommentatoren. Ob ich an erster oder an letzter Stelle genannt werde, ist mir übrigens völlig egal.
@Renate Brendt:
Bisher schloss das generische Maskulinum jeden mit ein, egal ob Mann, Frau, X,... Ich glaube, dass keiner der das generische Maskulinum benutzt, es tut um Frauen auszuschließen.
Seit einigen jahren beginnen wir zu "gendern". Vieles muss doppelt ausgedrückt werden, und das macht Sätze sehr schwerfällig und auch unverständlicher.
Was wir mit dem Gendern dan erreichen, ist, dass es das generische Maskulinum nicht mehr gibt. Wir sprechen Männer und Frauen direkt an.
Es wird nicht lange dauern, dann kommen Menschen mit denm Geschlecht X, und fühlen sich ausgeschlossen. Die haben auch recht dann, weil das generische Maskulinum abgeschafft wurde, und sie echt nicht mehr angesprochen werden.
Dann wird nicht alles doppelt sondern dreifach genannt werden müssen.
Übrigens, in Thailand sind Transgender nochmals in 15 verschiedene Gruppen aufgeteilt. Wehe, dies wird dan auch noch hier gefordert. Sätze werden unendlich lang werden.
Kann man (meinetwegen auch frau) sich damit abfinden, dass es im Alltag ziemlich egal ist, mit welchen primären Geschlechtsmerkmalen ein Mensch durchs Leben läuft?
Zum eigentlichen Artikel: Der Gesetzgeber wird sich etwas dabei gedacht haben, als er die Amtszeit von Prokuratoren deckelte!
Muss Mann/Frau die meist beleidigende Schimpfwörter auch gendern?
ZB Lump, Spitzbube, Drecksack usw.
@Renate Brendt:
Ist es nicht genau anders herum? Jahrzehntelang war ich ein Wähler, ein MENSCH, wie jeder andere ab einem bestimmten Alter, der wählen durfte. Erst seit ich Wählerin bin, denke ich, also war ich früher gar nicht gemeint, wenn man von den Wählern sprach? Oder wann fordern sie eine Menschin? Oder wie fanden Sie sich mit dem Neutrum Mädchen zurecht? Das stört scheinbar niemanden. Die deutsche Sprache, bekannt für ihre abgehakte Sprechweise, wird dadurch unerträglich: geprochen, wie gelesen und geschrieben. Wie gesagt, an den Gehältern und den Führungsrollen sollte man was machen, dann wäre ich gleichberechtigt. Ich bin ein Mensch mit verschiedenen Rechten, fertig, aus.
Selten bin ich geneigt, Frau van Streaten zuzustimmen, dieses Mal jedoch schon.
Was ist denn nun die korrekte Schreibweise:
- Bürger / Bürgerinnen
- Büger/-innen
- BürgerInnen
- Bürger*innen (siehe u.a. die taz)
Wenn man das Gendern konsequent durchhält, wirken die Texte gelinde gesagt ziemlich schräg.
Und Frau Brendt, zu "Frauen in der deutschen Sprache hierzulande..." möchte ich noch bemerken: wie unglücklich müssten Sie sein, wenn Englisch Ihre Mutterspache wäre? Dort gibt es teacher, friends und viele andere. My american friend Shelly spricht oft von Ihrem "friend Tom" oder auch von "friend Ann", Sogar viele Namen sind übrigens neutral und werden gleichermaßen für Mädchen wie Jungen benutzt. Ist das nicht die wirkliche Gleichberechtigung, da wo es überhaupt keine Rolle spielt, welche primären Geschlechtsorgane man hat?
Seit Jahrhunderten wurden Männer und Frauen nicht auf Schritt und Tritt so auseinanderdividiert, wie heute.
Um beim teacher zu bleiben, es gab schon immer Lehrerinnen in Deutschland, aber die wurden seinerzeit bis in die 50er auch arbeitsrechtlich unterschiedlichlich behandelt: Lehrerinnen, die heirateten, mußten unverzüglich ihren Job aufgeben, wie hätten sie sonst ein Vorbild für die Kinder sein können, wer hätte dann den Mann versorgt, wie es sich gehörte?
Gendern entspricht dem aktuellen Zeitgeist. Eine reine Äußerlichkeit, die keinen Einfluss auf das tägliche Leben hat. Die Stimme eines/einer Wähler/in ist die gleiche.
In die gleiche Kategorie Nonsens fallen auch Mikroaggressionen. Oder auch das Umbenennen von Produkten (Zigeunersauce), Strassennamen (Mohrenstrasse) und dergleichen. Rassismus und Diskriminierung kann man so nicht Bekämpfen.