In der Gemeinde Jalhay haben innerhalb von zehn Tagen drei Angriffe auf Schafherden stattgefunden. Es besteht kaum ein Zweifel, dass ein oder mehrere Wölfe am Werk waren.
Typische Anzeichen für Wolfsriss
Der Forstamtsleiter von Verviers, Yves Pieper, bestätigt, dass Bisswunden an der Kehle und großen Öffnungen im Bauchbereich wolfstypisch sind. So seien die Eingeweide sauber entnommen und neben dem Körper abgelegt worden, Vorder- oder Hinterläufe wiesen Nagespuren auf.
Bereits im vergangenen Jahr hatte es Schafsrisse in der Gemeinde gegeben. Einige Lämmer waren verschwunden. Doch die Häufigkeit der Risse in den letzten Wochen ist außergewöhnlich.
Außergewöhnlich viele Risse
"Zwischen dem 23. Juli und dem 22. August sind insgesamt 28 Schafe gerissen und drei verletzt worden", bilanziert Pieper. "Das fing in Eupen an mit drei Schafen, dann ein Schaf in Sourbrodt und schließlich noch drei Angriffe in Solwaster, Herbiester und Charneux bei Jalhay mit insgesamt 24 gerissenen Schafen." Hinzu kommt ein Riss in Mützenich direkt an der belgisch-deutschen Grenze.
DNS-Analysen zur Aufklärung
Seit 2018 lebt der Wolf Akela im Hohen Venn. Im Mai waren das erste Mal seit 150 Jahren Wölflinge im Hohen Venn geboren. Akela und seine Gefährtin Maxima müssen die hungrigen Mäuler der Wölflinge satt machen. Gut möglich, dass die beiden Wolfseltern die Angriffe verübt haben. Doch auch ein durchziehender Wolf sei denkbar, sagt Yves Pieper. DNS-Analysen sollen Klarheit bringen.
Sensibilisierungskampagne der Wallonischen Region
Es gibt Möglichkeiten, seine Herde zu schützen. Eine Sensibiliserungskampagne der Wallonischen Region im Januar hat nicht genug gefruchtet. So seien die betroffenen Herden in Jalhay nicht geschützt gewesen. Und das obwohl alle Herdenhalter im Januar zwecks Aufklärung und Beratung kontaktiert worden waren.
Denn: In der Zone mit permanenter Präsenz des Wolfes hat jeder Halter von Nutztieren Anrecht auf Unterstützung von der Wallonischen Region durch die Vereinigung Natagriwal. Bei kleineren Herden kann er mobile Schutznetze erhalten und bei größeren Herden werden dauerhafte Maßnahmen wie Elektrozäune unterstützt.
Zeitliche Frist für Schadenmeldung
Wenn es doch zu einem Wolfsriss kommt, muss der Angriff innerhalb von 48 Stunden gemeldet werden. Es werden verwertbare Proben für die DNS-Analyse genommen und ein Experte schätzt den materiellen Verlust für den Halter ein.
Nach der geballten Ladung an Wolfsrissen am Rande des Hohen Venns startete die Wallonische Region erneut eine Sensibilisierungskampagne. Den Haltern von Nutztieren werden bei der Umsetzung von einfachen oder dauerhaften Maßnahmen unterstützt. Auch wenn ein Wolfsriss nicht vollständig ausgeschlossen werden kann, so lässt sich das Risiko minimieren.
Chantal Scheuren