Die schlimmsten Tage hat die Eupener Unterstadt wohl hinter sich und trotzdem stehen noch viele Fragezeichen im Raum. Viele Gebäude wirken schon bei äußerlicher Betrachtung baufällig, soweit man das als Laie denn einschätzen kann. Dementsprechend machen zurzeit auch viele Gerüchte die Runde, dass zahlreiche Gebäude abgerissen werden müssten.
Ob Häuser abgerissen werden müssen, entscheidet in akuten Fällen die Stadt, nach Prüfung der Häuser durch Statiker. Für die Stadt, die quasi täglich die Daten überarbeitet und überprüft, gibt es, wie bereits vor zwei Wochen, momentan nur einen dringend notwendigen Abriss. Gemeint ist ein Haus auf der Alten Malmedyer Straße am Eingang des Kabelwerks, "wobei die Statiker sich noch nicht sicher sind, ob das Nachbarhaus nicht auch betroffen ist", erklärt Eupens Bürgermeisterin Claudia Niessen. "Wir haben da noch kein abschließendes Urteil bekommen. Von daher ist der Stand der Dinge bis heute: Definitiv ein Haus in der Unterstadt muss abgerissen werden."
Neben dem einen Haus, dass sicher abgerissen werden muss, gibt es aber auch noch andere Häuser, die mit großen Problemen kämpfen. So gibt es zahlreiche Häuser, die von der Stadt als unbetretbar oder unbewohnbar kategorisiert worden sind und es scheint, als sorge gerade diese Kategorisierung für Probleme. Unbetretbar heißt nämlich nicht, dass die Häuser abgerissen werden müssen, auch wenn es sich vielleicht so anhört.
Betretbar heißt nicht bewohnbar
"Das, was die Stadt anfangs gemacht hat, war zu schauen, ob es möglich ist, dass diese Häuser aufgrund der Überschwemmung ein statisches Problem haben und ob man deswegen eben eine Gefahr sieht, wenn das Haus betreten wird", erklärt Niessen. "Die Häuser, die auf den ersten und zweiten Blick Mängel aufwiesen, haben wir ausgewiesen. Die Hausbesitzer mussten dann quasi das Gegenteil beweisen mit einem Statiker. Da haben wir jetzt die Gutachten zu bekommen. Das heißt, manche Häuser sind jetzt wieder betretbar, das heißt aber noch lange nicht, dass sie bewohnbar sind."
Das ist dann also der kleine feine Unterschied. Wenn die Stadt kurz nach der Katastrophe Mängel an Häusern feststellen konnte, die die Struktur der Gebäude betrafen, dann hat sie diese Häuser als unbetretbar eingestuft und erst durch Entwarnung durch den jeweiligen Statiker konnten diese Häuser von der Liste der unbetretbaren Gebäude gestrichen werden. Logischerweise folgt auf "wieder betretbar" nicht automatisch "wieder bewohnbar", denn Schäden haben die Häuser auf jeden Fall und dabei handelt es sich nicht nur um Schäden statischer Natur.
Feuchtigkeit
"Bei Bewohnbarkeit redet man auch von Gesundheitsverträglichkeit und angepasstem Wohnraum. Dann sind natürlich noch wesentlich mehr Häuser betroffen. Quasi alle, die Feuchtigkeitsprobleme aufweisen, etc. Diese sind nicht akut einsturzgefährdet, aber haben langfristig ein Problem mit der Bewohnbarkeit. Das werden alles Dossiers sein, die mit und mit auf die Stadtverwaltung zu kommen."
Viel Wohnraum in der Unterstadt bleibt damit also momentan unbewohnbar. Bei all diesen Gebäuden ist es für die Stadt Eupen schwierig zu sagen, wie es weitergeht. Nur wenn die Statiker einen akuten Abriss für nötig sehen, kann die Stadt den Abriss auch vorgeben und dokumentieren. Bei allen Häusern, die beschädigt wurden, die momentan keine Gefahr für die Umgebung darstellen, die aber trotzdem unbewohnbar sind, ist die Stadt nicht zuständig. Hier liegt die Zukunft der Häuser in den Händen der Hausbesitzer.
"Bei diesen Gebäuden laufen die statischen Untersuchungen, um den genauen Schaden festzustellen und erst wenn der Schaden festgestellt ist, kann man wissen, welche Arbeiten auf einen zukommen. Sind die Arbeiten überhaupt noch machbar? Möchte ich sie finanzieren? Das ist dann die Entscheidung des Hausbesitzers an der Stelle. Da kommt keine städtische Anweisung."
Wie sich das Stadtbild in der Unterstadt entwickeln wird, ist also schwer zu sagen. Für die Stadt geht es erst einmal darum, die Sicherheit in den betroffenen Straßen gewährleisten zu können und dafür muss ein einsturzgefährdetes Haus sicherheitshalber weichen. Was die Hausbesitzer mit ihren unbewohnbaren Wohnungen machen, ist eine andere Geschichte.
Robin Emonts