Die Coronakrise und auch die Hochwasserkatastrophe stellen Bedrohungen für unser Leben dar, bestätigt die Psychologin und Psychotherapeutin Katja Lentz. "Da geht es um Lebensbedrohung. Da ist es ganz wichtig, ein Gefühl von Handlungsspielraum zu haben, das Gefühl: 'Ich kann etwas dagegen tun', um auch eine Sicherheit zu entwickeln. Wenn beides nicht mehr da ist, dann spricht man von Trauma."
Drei Wochen ist die Hochwasserkatastrophe nun her. Während viele am Anfang eher funktioniert haben, folgen im Nachhinein in der Regel noch zwei weitere Phasen, so die Psychologin: "Am Anfang ist es wichtig, den Betroffenen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Helfer sollten also fürsorglich auftreten", erklärt Katja Lentz. "Und da kann man nur ein Lob aussprechen, denn das hat unsere Gesellschaft spontan gemacht, wieder Ordnung in das Chaos gebracht. Alle Ehrenamtlichen haben genau das gemacht, was man braucht."
Drei Phasen
In der Woche selbst sollten die Helfer also eine Art Elternrolle einnehmen, in der Woche danach sei aber die Funktion eines Lehrers gefragt: "Es geht darum, zu verstehen: 'Was ist mir eigentlich passiert?' Und die Betroffenen haben oft das Bedürfnis, ihre Geschichte zu erzählen, aber es ist nicht zu empfehlen, dass sie dies immer wieder erzählen", berichtet Katja Lentz. "Es ist wichtig eine Geschichte zu entwickeln mit einem Anfang und einem Ende. Zu sagen: 'Es ist jetzt vorbei.'"
In der dritten Phase können Helfer die Rolle eines Therapeuten übernehmen und sich erkundigen, wie es den Betroffenen geht und schauen, ob es ungewohnte Verhaltensweisen gibt.
Professionelle Hilfe
Wenn das alles nicht hilft, sollten Betroffene einen Psychologen aufsuchen. Vor allem nach einem Monat ist es wichtig, Bilanz zu ziehen: Haben die Betroffenen Panik oder Schuldgedanken? Fühlen sie sich taub oder vermeiden die Betroffenen Personen oder Gegenstände? Oder kommen die Betroffenen nicht zur Ruhe? Gibt es körperliche Beschwerden? "Wenn diese Symptome abklingen, ist die Selbstheilung aktiv", sagt Katja Lentz. "Sollten die Symptome nach einem Monat aber bleiben, ist es wichtig, Hilfe zu suchen."
"Viele Psychologen haben sich mittlerweile spezifisch ausbilden lassen in der Trauma-Therapie. Sie haben konkrete Methoden, den Schock zu verarbeiten", sagt Katja Lentz. "Sie helfen auch zu einer neuen Sichtweise der Wirklichkeit, wo auch wieder Sicherheit gegeben ist." Eine wichtige Empfehlung der Psychologin: "Leute, die positiv denken, haben bessere Chance, mit schwierigen Situationen klar zu kommen. Also achten Sie auf Ihre Gedanken!", so ihr Appell.
lo/rasch