Stoumont besitzt mehr als 1.400 Hektar Wald. Infrage gestellt werden einerseits die Jagdmethoden und andererseits die Rolle der Waldpächter und der Politik. Die Gemeinde kämpft seit Jahren mit einer Überpopulation von Hochwild. Das beeinflusst die natürliche Regeneration und die Artenvielfalt.
"Beim Audit, das hier im Mai 2021 durchgeführt wurde, wurden zwei Abweichungen festgestellt", sagt Didier Gilkinet, der Bürgermeister von Stoumont. "Die erste große Abweichung hat zu der Aussetzung geführt und betrifft das Ungleichgewicht zwischen Wald und Hochwild. Die zweite kleinere Abweichung unterstreicht die lückenhafte Angabe von Totholz und biologisch wertvollem Holz seitens des DNF (Abteilung Natur und Forsten)."
Hauptsächlicher Grund für die Aussetzung ist also das Ungleichgewicht zwischen Wald und Hochwild. Die Situation ist jedoch nicht neu: Bereits 2017 habe ein erstes Audit auf die Überpopulation hingewiesen, so Gilkinet, weshalb im Jahr darauf im Lastenheft bei den neuen Verpachtungen neue Aktionen hinzugefügt worden seien, etwa die progressive Einschränkung der Fütterung und das Einhalten des Abschussplans. "Es ist schön und gut, dass man sich Verpflichtungen ausdenkt. Gleichzeitig muss die Wallonische Region aber eine globale Vision in puncto Privatbesitzer haben. Wenn neben diesen Maßnahmen nicht gehandelt wird, werden sie ins Leere führen."
Zwei Jagdreviere weisen eine Überpopulation von Wild auf. Eines der beiden Reviere ist 800 Hektar groß. Es ist im Besitz des Direktors von Spadel, Marc du Bois. In diesem Revier ist die Wilddichte am höchsten und wird auf 200 Tier pro 1000 Hektar geschätzt. Laut Forstverwaltung dürften es nicht mehr als 60 Tiere sein. Marc du Bois stritt diese Zahlen auf Nachfrage von Vedia ab.
"Es ist durch menschliches Eingreifen so weit gekommen", meint Waldschöffin Marie Monville. "Es bestand trotz allem der Wunsch, prestigevolle Jagden zu veranstalten mit schönen großen Hirschen. Die Fütterungen können auch dazu beitragen, dass die Bestände gleich bleiben. Um zu regulieren hat man den Abschussplan." Allerdings sei dieser manchmal nicht ehrgeizig genug, sodass man in einigen Gebieten nicht genug Wild entnehme, um die notwendige Regulierung zu erreichen und ein Gleichgewicht herzustellen.
Die PEFC-Zertifizierung ist während eines Jahres aufgehoben. Der Gemeinde bleibt also ein Jahr, um praktische Maßnahmen zu treffen und die Wilddichte zu verringern. Marie Monville will - wie auch schon in der Vergangenheit - den Minister befragen und ihn auf die alarmierende Situation hinweisen. "Bisher haben wir keine Reaktion erhalten. Wir brauchen aber Werkzeuge, um das Problem bei der Wurzel zu packen."
Die Jagd ist eine wichtige Aktivität, egal ob sie von öffentlicher Seite oder privat ausgeübt wird. Sie generiert bedeutende Einnahmen und ermöglicht eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, wenn die Jäger regulierend eingreifen. In Stoumont sind einige Praktiken so abgedriftet, dass ein ganzes Ökosystem in Gefahr ist.
vedia/cs