Philippe Felten hat eine aufregende Woche hinter sich. Gerade erst ist er seine "Entdeckungsreise" angetreten - so bezeichnet der neue Generaldirektor selbst seinen Start ins Krankenhauswesen.
Für den diplomierten Ingenieur gilt es nun, Eindrücke zu sammeln. "Der erste Eindruck ist für mich das Engagement und die Motivation unserer Leute. Das ist wirklich sehr beeindruckend, vor allem nach dieser Corona-Krise. Und wir sind noch in einer Corona-Situation, die zu beobachten ist", sagt Felten. "Das heißt, die Leute haben viel gegeben, sehr viel Energie. Und ich sehe schon Leute, die mit neuen Ideen für die Zukunft kommen, die kreativ denken. Ich freue mich, diese Ideen weiter zu entwickeln mit den Mannschaften."
Abläufe und Strukturen verstehen - diese Aufgabe stellt sich Philippe Felten für die nächsten Monate. Gleichzeitig will er lernen, wo die Besonderheiten der deutschsprachigen Krankenhäuser liegen. "Wir sind agil, wir sind flexibel und wir haben auch sehr enge Kontakte mit unseren Patienten. Dieser persönliche Kontakt ist für mich sehr wichtig und darauf werden wir unsere Strategie etablieren."
Wenn Philippe Felten von "Strategie" spricht, geht es um die gemeinsame Zukunft der Krankenhäuser aus St. Vith und Eupen. Dort bestehe der Wille zur Synergie. Doch zuerst gilt es herauszufinden, wo die jeweiligen Stärken liegen und wie Schwächen kompensiert werden können. "Diese Kollaboration, diese Synergie können nur beide Häuser verstärken", betont Felten. "Die Idee ist wirklich, beide Häuser zu entwickeln und stärker zu machen. Das ist das Ziel. Wie? Das ist noch ein bisschen früh."
Herauszufinden wie Eupen und St. Vith gemeinsam funktionieren können, spielt noch eine weitere Rolle - nämlich innerhalb des Krankenhausnetzwerkes MOVE, dem die beiden Häuser angeschlossen sind. Dort kommt Profilierungsarbeit auf den neuen Generaldirektor zu. "Wir sind in einem Gesundheitssystem mit einem Netzwerk. Das heißt, wir müssen wirklich unsere Position richtig definieren. Auch für mich ist es wichtig zu verstehen, wo unsere Stärken sind und wie wir uns mit diesen Stärken noch besser positionieren."
All diese Arbeit geschieht in einem Kontext, in dem sich das Gesundheitswesen weiterentwickelt. Es gehe nicht mehr nur darum, Kranke und Verletzte zu behandeln. Gesundheit müsse als Ganzes gefördert werden. Als Beispiel verweist Felten auf die kürzlich in Eupen eröffnete geriatrische Tagesklink. "Wir müssen wirklich diese Dienstleistungen auch anbieten. Die Haupttätigkeiten der Krankenhäuser bleiben natürlich und müssen sich auch entwickeln. Die Krankenhäuser gehen in die Richtung einer 'ville santé', wo man wirklich die Gesundheit unserer Bevölkerung verbessert."
Gut drei Monate gibt Philippe Felten sich Zeit, um Personal, Aufgaben und Herausforderungen kennenzulernen. Doch auch seine berufliche Vergangenheit als Verwaltungsratsmitglied verschiedener Unternehmen hilft. "Ich denke, die Arbeit ist eine Mischung aus der Erfahrung, die ich schon habe, aber auch von neuen Dingen, die ich lernen muss. Der Erfolg und die Entwicklung kann nur mit der Mannschaft und in Kombination beider Elemente geschehen."
Die eigenen Häuser kennenlernen, den Weg zur Zusammenarbeit ebnen, sich im Verbund profilieren - die Herausforderungen stehen Schlange und warten darauf, bewältigt zu werden.
Andreas Lejeune