Wenn Geisterfahrer unterwegs sind, kommt es immer wieder zu schrecklichen Unfällen - Archivbilder zeugen von menschlichen Schicksalen. Die nackten Zahlen sprechen für sich: Jedes Jahr sind auf belgischen Autobahnen 350 bis 400 Geisterfahrer unterwegs. Pro Jahr verursachen sie im Durchschnitt zwölf Unfälle. Dabei werden 22 Personen verletzt, drei sterben: "Bei jedem fünften Unfall, an dem ein Geisterfahrer beteiligt ist, wird ein Mensch getötet. Meistens handelt es sich um den Geisterfahrer. Das zeigt, wie schwerwiegend diese Unfälle sind. Meistens geschehen sie bei hoher Geschwindigkeit und frontal, sodass die Beteiligten meistens keine Chance haben, auch nicht mit einem Sicherheitsgurt", erklärt Benoît Godart, Pressesprecher von Vias.
Falschfahrer können aus Unachtsamkeit, Verwirrtheit oder Orientierungslosigkeit handeln. Andere schlagen bewusst den falschen Weg ein, zum Beispiel, um einem Stau zu entkommen, vor der Polizei zu flüchten, eine Wette abzuschließen oder Selbstmord zu begehen. Nach offiziellen Angaben handelt es sich bei 82 Prozent der Geisterfahrer, die einen Unfall verursacht haben, um Männer. 45 Prozent standen zum Unfallzeitpunkt unter Alkoholeinfluss. Gleichzeitig handelt es sich bei 19 Prozent dieser Unfall-Geisterfahrer um Personen, die älter als 65 Jahre waren. Das war auch der Fall bei der Eupenerin Monika Dethier-Neumann. Sie wurde am 17. Oktober 2013 Opfer eines Geisterfahrers:
Die Eupenerin landete mit zahlreichen Knochenbrüchen im Krankenhaus, musste dort sieben Wochen verbringen und lernte in dieser Zeit, zu entschleunigen. Sie hatte viele Besuche, fühlte sich regelrecht bemuttert und entwickelte eine positive Einstellung. Traurig stimmt sie aber, dass sie dem Unfallverursacher später nicht persönlich begegnen konnte.
Ein neues Lichtwarnsystem soll bis Ende 2023 auf wallonischen Autobahnkreuzen eingerichtet werden. Das System ist mit Kameras ausgestattet, die ein Warnsystem auslösen, wenn ein Falschfahrer unterwegs ist. Dabei werden der Geisterfahrer selbst, die Autofahrer und das Verkehrszentrum Perex gewarnt.
Chantal Delhez